Erdorbit, 18.2.2012: Wenn es einen Ort perfekter Stille gibt, dann das All: Wo Luft und Wasser fehlen, kann sich kein Schall fortpflanzen, auch wenn Science-Fiction-Regisseure da oft anderer Meinung sind. Im Vakuum hinterlässt selbst die größte Sternenexplosion nur eines: Ruhe. Oder? Ein Videoteam der europäischen Raumfahrtbehörde ESA ist jetzt der Frage nachgegangen: „Wie hört sich der Weltraum an?“
„Du steckst da ganz allein in deinem Raumanzug und alles wird totenstill um dich. Das einzige, was du hörst, das Geräusch, das alles übertönt, ist dein eigener Atem“, erinnert sich in der zwölfminütigen ESA-Dokumentation beispielsweise der kanadische Astronaut Chris Hadfield. „Ist die Raumstation im Sonnenlicht, heizt sie sich auf“, entsinnt sich sein Kollege Frank de Winne an das Leben auf der ISS, rund 400 Kilometer über der Erde. „Im Schatten zieht sich das Material zusammen. Da hört man diese metallischen Geräusche in der Station, wie aus dem Nichts.“
Doch auch wenn sich die Sinne der Raumfahrer eher nach innen kehren: Umgeben sind sie tatsächlich von einem Inferno aus anprasselnden hochenergetischen Teilchen, von Gammastrahlen, von fernen Boten kosmischer Katastrophen, die zwar für das menschliche Ohr unhörbar sind, aber künstlerisch übersetzt werden können. So setzt der Pariser Astrophysiker Philippe Zarka Sonneneruptionen in Klangbilder um. „Die Elektronenbündel zwischen Jupiter und einem seiner Monde hören sich zum Beispiel wie Vogelzwitschern an“, sagt er.
Andere wie das amerikanische Kronos-Quartett übersetzten die von Radioteleskopen aufgefangenen Signale von fernen Galaxien, Pulsaren und Supernovae zusammen mit einem Astrophysiker in musikalische Arrangements. In eines der Werke habe man auch Signale der Voyager-Sonde eingebaut, die inzwischen am Rande unseres Sonnensystems angelangt ist, berichtet Kronos-Violinist David Harrington. „Ich habe eine große Sammlung von Klängen aus der Natur“, sagt er. „Doch als ich die Aufnahmen von der NASA hörte, da wurde mir klar, dass es einen ganz anderen Teil der Natur gibt, den ich bis dahin noch nie gehört hatte.“ Heiko Weckbrodt
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