Internet & IoT, News
Schreibe einen Kommentar

Lieferservice.de auf Expansionskurs: Holländer wollen deutsche Marktführer werden

Pizza auf holländische Art gefällig? Abb.: Jakob Dettner, Wikipedia

Pizza auf holländische Art gefällig? Abb.: Jakob Dettner, Wikipedia

Dresden/Utrecht, 16.4.2012: Online-Bestellungen werden andere Essens-Lieferdienste verdrängen, davon ist Jitse Groen von „Takeaway“ überzeugt. Die holländische Firma, die in Deutschland unter der Marke „lieferservice.de“ auftritt, hat im Januar 13 Millionen Euro von Investoren eingesammelt und will mit dieser Kapitalspritze nun Konkurrenten wie pizza.de die Marktführerschaft in Deutschland abjagen.

Geschäftsidee kam bei Familienfest

Die Geschäftsidee kam Groen, als er noch Student war – vor zwölf Jahren bei einem Familienfest in der niederländischen Provinz. „Alle hatten Hunger aber in dem Dorf konnte man weit und breit kein Essen bestellen“, erinnert er sich. „Mit umgerechnet 50 D-Mark und drei Restaurants als Partner habe ich dann angefangen, einen Internet-Bestell-Service aufzubauen.“

Durchbruch kam erst mit dem Breitband-Internet

Die ersten Jahre, so räumt der Holländer ein, waren ernüchternd: „Ich hatte mir vorgenommen, im ersten Jahr auf 200 Bestellungen am Tag zu kommen – tatsächlich habe ich drei Jahre dafür gebraucht.“ Der große Durchbruch kam erst, als sich schnelle Internetverbindungen durchzusetzen begannen und nicht mehr nur Studenten und Nerds, sondern auch Otto-Normal-Holländer auf den Online-Zug aufsprangen.

Heute 100 Millionen Euro Bestellvolumen europaweit

"Takeaway"-Chef Jitse Groen. Abb.: hw

"Takeaway"-Chef Jitse Groen. Abb.: hw

Heute ist sein Dienst „Takeaway“ in den Niederlanden Marktführer, hat 120 Mitarbeiter, realisiert europaweit ein Ordervolumen von jährlich 100 Millionen Euro und in Spitzenzeiten bis zu 300 Bestellungen pro Minute. Und ordern kann man hier alles, von der Pizza über Lamm à la Indien bis hin zu vegetarischer Kost.

Das Prinzip dahinter simpel und wohl alle Seiten profitieren: Der Kunde kann seine Speisen bequem über ein Internetportal oder per Computertelefon (verfügbar sind Apps für iPhone und Android-Handys) bestellen, bekommt per SMS eine Rückmeldung, wann der Speise-Bote voraussichtlich eintrifft – dafür hat Takeway extra ein Drahtlos-Kommunikationsterminal für die teilnehmenden Restaurants entwickelt.

Der Wirt, der beim Online-Ring mitmacht, muss zwar acht Prozent des Bestellwertes an die Holländer abdrücken. Auch darf er die Provision nicht auf den Endpreis für den Kunden aufschlagen. „Aber erstens bleibt immer noch eine ordentliche Gewinnspanne und außerdem kann er sein Bestellvolumen – je nach lokaler Marktlage – verdoppeln oder gar verdreifachen“, sagt Groen.

Pizza kostet 2 € in der Herstellung – und 8 € für den Kunden

Eine Pizza zum Beispiel koste in der Herstellung zwei Euro, koste den Kunden aber acht Euro, so Groen. Und: „In Deutschland werden derzeit erst zehn bis 15 Prozent der Essens-Bestellungen online abgewickelt, in Holland schon 50 Prozent“, sagt der Takeaway-Chef. Außerdem liege das Durchschnnittspreis pro Bestellung in Deutschland erst bei 16,70 Euro, in Frankreich hingegen beispielsweise bei 28 Euro. Insofern sei in jeder Hinsicht in Deutschland noch viel Marktvolumen drin – zu Lasten freilich all der Gaststätten, die entweder gar nicht ausliefern oder bei der Telefon-Bestellung verharren.

Großangelegte Werbekampagne geplant

Und dieses saftige Stück vom Kuchen will Groen mit der jüngsten Kapitalspritze erobern, durch TV-Reklame, Flyer und andere Werbeaktionen. Am Mittwoch will er auf seine Facebookseite ab 19 Uhr zehn Minuten lang Gutschein-Codes für Gratis-Pizzen vergeben – in einigen Ländern, in denen er derartiges auf eigenen Internetseiten verloste, brach unter dem Ansturm der Server zusammen. „Vielleicht klappt es über Facebook ja besser“, sagt er grinsend. Und neben neuen Kunden will er auch weitere Restaurants als Partner gewinnen. Allein in Sachsen soll die Zahl der bei lieferservice.de ansteuerbaren Restaurants von derzeit 150 auf 400 gegen Jahresende steigern – vor allem in den Studenten-Hochburgen Dresden und Leipzig.

Online-Dienste für Essens-Bestellungen gibt es zwar wie Sand am Meer, weiß auch der Holländer: „Aber der größte Teil davon sind Winzigunternehmen mit höchstens drei Mitarbeitern, die gar nicht das Kapital für eine starke Marktdurchdringung haben.“ In Deutschland sind pizza.de, lieferheld.de und lieferando.de die Platzhirsche – hier will sich Groen nun an die Spitze stellen. „Wir wollen in Deutschland die Größten und Besten werden“, so sein ehrgeiziges Ziel. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

Schreibe einen Kommentar