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DVD „Sherlock Holmes“: Der Meisterdetektiv als exzentrischer Boxer

Holmes (Robert Downey jr., l.) und Watson (Jude Law) sind dem Finsterling Lord Blackwood auf der Spur. Abb.: Warner

Holmes (Robert Downey jr., l.) und Watson (Jude Law) sind dem Finsterling Lord Blackwood auf der Spur. Abb.: Warner

An Athur Canon Doyles Meisterdetektiv haben im Laufe der Jahrzehnte schon viele Filmemacher laboriert: Ganze vorneweg die Hollywood Verfilmungen mit Basil Rathbone, aber auch Sherlock Holmes als Knabe und die jüngere BBC-Produktion mit Holmes als arroganter Jung-Schnösel. Eine der interessantesten Interpretationen stammt aus der Feder von Madonna Ex-Macker Guy Ritchie, der die Detektivgeschichten im Stile von „Snatch“ adaptiert hat: Schmutzig, skurril und actionreich.

Holmes mal ganz ungentleman-like und Watson mal kein Trottel

Seinen „Sherlock Holmes“ hat er mit Robert Downey Jr. (Iron Man) besetzt und der unterscheidet sich vom US-Gentleman Basil Rathbone radikal: Seine Bude ist versifft, sein Outfit meist das eines Herumtreibers von der Straße und ein boxt und tritt wie ein Shaolin-Meister – und das gern und oft. Auch sein Kompagnon ist weit entfernt vom etwas trottligen Dr. Watson der frühen US-Verfilmungen: Jude Law zeigt einen durchaus scharfsinnigen und kampflustigen Kriegsveteran, der sich Meister Holmes keineswegs unterwerfen will.

In Richies Actionkrimi funken beide den Machenschaften des Machiavellisten und Dämonenanbeters Lord Blackwood dazwischen, der scheinbar über übernatürliche Fähigkeiten verfügt und dabei doch nur ein hochverräterischer Blender ist…

Die dreckige, brutale Seite des frühkapitalistischen Londons

Nun mag man Ritchies Ansatz als bloße Knallbumm-Anpassung des Stoffes an den Zeitgeschmack abtun, doch seinen Holmes anzuschauen, ist jedenfalls keine Minute langweilig. Zwar entfernt sich der Regisseur doch deutlich vom ursprünglichen literarischen Material, aber das hatte von jeher auch seine Mängel: Wie dreckig und brutal das frühkapitalistische England war, in dem sich Holmes und sein geistiger Vater Doyle bewegten, zeigt nur Ritchie, auch zeigt er den Meisterdetektiv viel stärker von dessen exzentrischer und gesellschaftlich unangepasster Seite, die Basil Rathbone seinerzeit fast völlig ausblendete.

Abb.: Warner

Abb.: Warner

Die DVD zum Film enthält auch ein kleines Making-Of, in dem die Macher über ihre Sicht auf die Neuinterpretation von Holmes plaudern, in dem auch die aufwendige Produktion erahnbar wird. Heiko Weckbrodt

„Sherlock Holmes“ (Warner), Thriller, USA/D/UK 2009, Regie: Guy Ritchie, 123 min., Bonus: Doku „Der moderne Sherlock Holmes”, P 12
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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