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Vodafone startet im Sommer Internet-Turbofunk LTE in Dresden

Archivaufnahme aus Rammenau - ab Juni soll LTE auch in Dresden verfügbar sein. Abb.: Vodafone

Archivaufnahme aus Rammenau - ab Juni soll LTE auch in Dresden verfügbar sein. Abb.: Vodafone

Unternehmen will 2012 rund 72 Millionen Euro in Sachsen investieren

Dresden, 2.5.2012. Ab Sommer können auch die Dresdner die neue Internetfunktechnik LTE nutzen, die schnellere Datenübertragungen als bisherige Handyfunk- und Kabellösungen erlaubt. Das kündigte Vodafone-Deutschlandchef Friedrich Joussen heute in der sächsischen Landeshauptstadt an. Möglich sind damit Internetzugänge mit einem Ladetempo von bis zu 100 Megabit je Sekunde (Mbs) – das ist doppelt so schnell wie heutzutage der leistungsfähigste Standard-VDSL-Anschluss per Telefonkabel.

Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen. Abb.: Vodafone

Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen. Abb.: Vodafone

„Für einen Industriestandort ist die LTE-Verfügbarkeit immens wichtig geworden“, betonte Joussen. Denn durch diese Technologie werde ein schneller Internetzugang auch auf mobilen Geräten wie Notebooks und Computertelefonen (Smartphones) mit einer Geschwindigkeit verfügbar, wie man sie früher nur von Kabelanschlüssen kannte.

Ab Juni oder Juli will der Telekommunikations-Konzern demnach die ersten 20 Basisstationen in der sächsischen Landeshauptstadt freischalten. Zu den ersten Ausbau-Stadtteilen soll übrigens Striesen gehören. Bis zum März 2013 soll LTE für 100 000 Dresdner verfügbar sein, weitere Ausbauschritte folgen danach. Auch Leipzig und Zwickau kommen schrittweise bis Frühjahr kommenden Jahres zum Zuge. Chemnitz soll 2013/14 angeschlossen werden. Vodafone beabsichtigt, allein in diesem Jahr rund 72 Millionen Euro in Sachsen zu investieren.

Bisher gabs LTE nur fürs Landvolk

Bisher war die neue Handyfunktechnik „Long Term Evolution“ (LTE) im Freistaat nur dem sächsischen Landvolk zugänglich (wenn man von drei Teststationen in der Landeshauptstadt absieht), aber auch Dresdner Umlandkommunen wie Radebeul, Meißen, Ebersbach und Moritzburg. Denn als die Bundesnetzagentur vor zwei Jahren begann, einst von Bundeswehr und Analogfernsehen genutzte Frequenzen für den Datenfunk zu versteigern, machte sie es den Bietern zur Bedingung, dass diese mit den neuen LTE-Frequenzen zuerst die „weißen Flecken“ im Onliner-Atlas bedienen, sprich: zuerst unterversorgte ländliche Gebiete versorgen. Allein Vodafone offeriert inzwischen mit 130 Basisstationen für rund 700 000 Haushalte in Sachsen LTE an.

Im Juni oder Juli werde die geforderte kritische Dichte wohl erreicht sein und die Bundesnetzagentur der Telekom, Vodafone und O2 erlauben, auch in den lukrativeren Großstadtmärkten LTE zu offerieren, kalkuliert Joussen, der in die neue Technologie große Hoffnungen legt: „Das ist die erste Funktechnologie mit Gigabit-Potenzial“, sagte er.

LTE in drei bis fünf Jahren auf 1 Gigabit steigerbar

Prof. Gerhard Fettweis. Abb.: TUD

Prof. Gerhard Fettweis. Abb.: TUD

Gemeint ist damit: Das Telefon-Kupferkabel hat seine Grenzen mit 16 Mbs beziehungsweise 50 Mbs in der VDSL-Technik (die teilweise Glasfasern verwendet) weitgehend ausgeschöpft. LTE hingegen lässt sich in den „nächsten drei bis fünf Jahren“ auf die zehnfache Leistung treiben, also auf ein Gigabit je Sekunde, erklärte Joussen und stützte sich dabei auf den Dresdner LTE-Experten Prof. Gerhard Fettweis von der TU.

Diese Durchsatzraten werden aber gebraucht, wenn künftig Fernsehen in Kinoqualität per Internet übertragen und immer mehr Datendienste per Netz abgewickelt werden (so genannte „Cloud“-Technologie).

Joussen: Glasfaserausbau würde bis zu 100 Mrd. € kosten – zu Lasten des Steuerzahlers

Eine Alternative wäre die Glasfaser-Verkabelung aller deutschen Haushalte. Das aber, so argumentierte der Vodafone-Chef, würde nicht nur sehr lange dauern, sondern auch 70 bis 100 Milliarden Euro kosten – Geld, das letztlich zumindest teilweise der Steuerzahler aufbringen müsste, da die Telekommunikationskonzerne solche Summen nicht aufbringen können oder wollen.

Daher habe sich Vodafone entschieden, so Joussen, zumindest im Endkonsumenten-Markt seine Investitionen in die Festnetze zu drosseln und ganz auf LTE zu setzen. „Da werden wir volle Pulle hineininvestieren“, kündigte er an.

Stichwort LTE

Tempo: derzeit bis zu 100 Megabit je Sekunde

Vorteil: mobil verfügbar

Was braucht man? Ein LTE-Handy (z. B. HTC Velocity) oder einen LTE-Modemstift, der per USB ans Notebook angeschlossen wird

Kosten: bei Vodafone 30-80 Euro (je nach Bandbreite und Leistungen), bei Telekom ab 40 Euro

LTE-fähige Handys/Tablets: Das iPad 3 ist nur in den USA LTE-fähig, die Eurpäer gucken in die Röhre. LTE-Smartphones gibt es u. a. von HTC (Velocity) und demnächst von Samsung auf dem deutschen Markt.

Drossel-Grenze: Ab 30 Gigabyte monatlichem Datenvolumen drosselt Vodafone den LTE-Anschluss auf UMTS-Tempo herunter

 

Zum Weiterlesen:

Ein Vodafone-Interview mit Prof. Gerhard Fettweis ist hier zu finden.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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