Scottsdale/Dresden, 15.8.2012: „Globalfoundries“ (GF) hat nun seinen taiwanesischen Konkurrenten „UMC“ überholt und sich damit auf den zweiten Platz der größten Chip-Auftragsfertiger („Foundries“) vorgearbeitet. Das geht aus einem jüngst veröffentlichten Bulletin des US-Marktforschungsunternehmens „IC Insight“ aus Scottsdale/Arizona hervor.
Foundry-Primus bleibt demnach die taiwanesische „TSMC“, die im ersten Halbjahr 2012 rund 7,9 Milliarden Dollar (6,4 Milliarden Euro) umsetzte. Das US-Unternehmen Globalfoundries – das seine Leitwerke in Dresden und in Malta bei New York betreibt – folgt mit 2,06 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro), UMC erreichte nur 1,8 Milliarden Dollar (1,46 Mrd. Euro).
Globalfoundries: Wollen bis Ende 2012 Abstand zu UMC weiter vergrößern
Globalfoundries – das sich sonst mit konkreten Zahlen sehr zurückhält – teilte auf Oiger-Anfrage mit, man habe laut eigenen Berechnungen UMC umsatzmäßig bereits im Spätherbst 2011 überholt. „2012 haben wir unsere Wettbewerbsposition durch die Fokussierung auf Fertigungsexzellenz, Technologieentwicklung und Kundenservice weiter ausgebaut“, erklärte die Dresdner GF-Sprecherin Karin Raths. „Wir erwarten, dass wir bis zum Jahresende den Abstand zu UMC weiter vergrößern und unsere Position als Nummer 2 festigen.“
Analysten: Foundry-Boom wird noch Jahre anhalten
Verantwortlich dafür ist einerseits der generelle Aufschwung der Auftragsfertiger, der sich nach Einschätzung von „IC Insight“ auch in nächster Zukunft fortsetzen wird: „Durch den großen Erfolg des fabriklosen Geschäftsmodells und die starke Tendenz anderer Unternehmen wie Texas Instruments oder ST Microelectronics zum fabrikarmen Modell, erwarten wir eine starke Nachfrage für Foundry-Dienstleistungen in den nächsten Jahren“, heißt es in der Analyse. Denn immer mehr Mikroelektronik-Firmen, die früher ihre Chips in eigenen Werken produzierten, konzentrieren sich nun auf den Chipentwurf und überlassen die Produktion den Foundries.
Mit ihren Wachstumsraten zwischen 16 und 18 Prozent im jüngsten Quartal deplatzierten dementsprechend die Auftragsfertiger TSMC, GF und UMC in puncto Dynamik selbst Riesen wie Intel und Samsung, die nur auf fünf bis sechs Prozent Zuwachs kamen.
Japaner fallen drastisch zurück
Dementsprechend finden sich in der absoluten Rangliste aller Halbleiterkonzerne weltweit nun immerhin drei Foundries in den Top 20 – TSMC platzierte sich zum Beispiel direkt nach Intel und Samsung, GF arbeitete sich von Rang 18 auf Rang 16 vor. Vollkommen abgestürzt sind dagegen die Japaner: In traditionsreichen Konzernen wie Toshiba oder Fujitsu sind die Umsätze im zweistelligen Prozentbereich abgesackt und mit der Elpida-Pleite steigt Japan auch ganz aus der Speicherchip-Branche aus, die das Land der aufgehenden Sonne noch in den 1980er Jahren völlig dominiert hatte.
Schub für Globalfoundries letztlich auch durch Tablet- und Smartphone-Boom
Speziell der Aufstieg von GF dürfte auch auf die gewachsene Kundenbasis zurück zu führen sein, die seit der Abspaltung von AMD deutlich breiter geworden ist. Das Unternehmen selbst spricht von „über 150 Kunden“, die es bisher gewonnen habe. Vor allem auch die enge Kooperation mit der Designschmiede ARM und deren Lizenznehmern zahlte sich aus: Die Stromspar-Architekturen der Briten sind für Prozessoren und Grafikchips in Computertelefonen (Smartphones) und Tablettrechner (Beispiel: iPad) sehr beliebt und eben diese Produktgruppen boomen derzeit wie keine anderen Marktsegmente.
ARM und GF kooperieren bei FinFET-Chips in 20 Nanometer-Technik
Erst dieser Tage haben GF und ARM eine neue Zusammenarbeit vereinbart. In deren Rahmen sollen ARM-Prozessoren und -Grafikchips produktionsreif gemacht werden, deren kleinste Strukturen nur noch 20 Nanometer (Millionstel Millimeter) messen und die aus neuartigen FinFET-Transistoren gebaut werden. Diese dreidimensional konstruierten Mini-Schalter sollen eine noch höhere Geschwindigkeit und Packungsdichte für Computerschaltkreise ermöglichen. Diese Technologie soll zunächst in der GF-Fabrik bei New York erprobt werden.
Anschlussvertrag für Applied Materials in Dresden
Aber auch das Dresdner GF-Werk baut seine Kapazitäten weiter aus (Wir berichteten). Und davon profitieren auch Dienstleister und Zulieferer wie Applied Materials, die nun einen Zwei-Jahres-Vertrag mit GF Dresden abgeschlossen haben, um dort zu helfen, die Ausbeute weiter nach oben zu treiben. Wegen der großen Bedeutung des Mikroelektronik-Standortes unterhält das US-Unternehmen „Applied Materials“ auch eine eigene Niederlassung mit insgesamt 235 Mitarbeitern in Dresden.
„Globalfoundries baut derzeit seine weltweiten Kapazitäten aus. Dabei wollen wir Dresden zum größten Produktionsstandort in Europa machen“, betonte Kay-Uwe Weber, Leiter des Zuliefer-Management in der Dresdner GF-Fab 1. „Durch den Dienstleistervertrag mit Applied Materials vereinen wir das technische Expertenwissen von Applied mit der Produktionskompetenz der Fab 1.“ Heiko Weckbrodt
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