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Xenon Dresden baut Asien-Geschäft und Medizinsparte aus

Die hochautomatisierten Sonderanfertigungen von Xenon sind gefragt, weltweit sind mittlerweile rund 1000 Maschinen der Dresdner in Betrieb. Hier eine Montage für Automobil-Einspritzsysteme. Abb.: Xenon

Die hochautomatisierten Sonderanfertigungen von Xenon sind gefragt, weltweit sind mittlerweile rund 1000 Maschinen der Dresdner in Betrieb. Hier eine Montage für Automobil-Einspritzsysteme. Abb.: Xenon

3,5 Millionen Euro teurer Fabrikanbau soll Expansionspläne stützen

Dresden, 3. September 2012: Der Dresdner Sonderanlagenbauer „Xenon“ will sein Asiengeschäft ausbauen und verstärkt hochautomatisierte Montageanlagen für Medizintechnik anbieten. Das kündigte Xenon-Chef Tobias Reissmann an. Im Zuge des Expansionskurses weiht er am Mittwoch im Gewerbegebiet Coschütz-Gittersee eine 3,5 Millionen Euro teure Fabrikerweiterung ein, die auch für neue Jobs und einen Umsatzschub sorgen soll.

Sachsens Mittelstand muss sich internationaler ausrichten

Stehen für eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte: Die Xenon-Chefs Hartmut Freitag (l.) und Tobias Reissmann. Firmemgründer Eberhard Reissmann ist inzwischen in den Ruhestand gewechselt. Abb.: Xenon

Stehen für eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte: Die Xenon-Chefs Hartmut Freitag (l.) und Tobias Reissmann. Firmemgründer Eberhard Reissmann ist inzwischen in den Ruhestand gewechselt – er engagiert sich ehrenamtlich für den Wiederaufbau des des Dresdner Lingnerschlosses. Abb.: Xenon

„Der sächsische Mittelstand muss sich internationaler ausrichten und den Sprung nach Asien schaffen“, ist der Xenon-Chef überzeugt und macht es mit seinem Unternehmen vor: Mitte 1990 gründete sein Vater Eberhard Reißmann mit zehn Kollegen die Firma aus dem Robotron-Betrieb „Messelektronik Dresden“ aus – inzwischen beschäftigt Xenon 155 Mitarbeiter, macht 15,6 Millionen Euro Jahresumsatz und hat mittlerweile rund 1000 Sondermaschinen weltweit ausgeliefert.

Hochautomatisierte Montageanlagen für Organik-Solarzellenfabrik

Wie das funktionierte? „Wir haben von Anfang an viel in Forschung und Entwicklung gesteckt, Wert auf Innovationen und fähige Spezialisten in der Belegschaft gelegt“, betont Reissmann junior. Statt Trends hinterher zu hecheln, habe man sich oft an die Spitze neuer technologischer Entwicklungen stellen können. In den 1990ern waren es beispielsweise hoch automatisierte Sonderlösungen für die Produktion von Musik-CDs, in jünger Zeit etwa die Sonderausrüstungen für die Fabriken von Solarion Zwenkau und Heliatek Dresden, die neuartige flexible Solarzellen herstellen (Der Oiger berichtete).

China-Tochter gegründet

Die Qualität der Xenon-Anlagen sprach sich herum und so mehrten sich die Aufträge aus dem Ausland. Der Internationalisierungskurs bei Xenon schlug sich in Details wie dem verschwundenen deutschen „Eszett“ im Familiennamen „Reißmann“ nieder, aber auch in strategischen Entscheidungen wie einer eigenen China-Tochter – Xenon Asia – in Shenzhen nieder. Im kommenden Jahr werde man viel Energie darauf verwenden, dieses Tochterunternehmen zu stärken, um präsenter auf den asiatischen Märkten zu werden, sagte Reissmann.

Denn Xenon soll nicht das Schicksal vieler ostdeutscher Nachwende-Gründungen teilen, die bei jedem Husten der Konjunktur sterben wie die Fliegen. Denn viele dieser Firmen sind eher kapitalschwach, haben eine deutlich niedrigere Exportquote als westdeutsche Unternehmen und fokussieren sich oft nur auf ein Produkt, das sie zudem nur regional vermarkten. Dagegen hat sich Xenon vier Geschäftsfelder aufgebaut, deren Schwankungen sich untereinander ausgleichen – und unterm Strich für stetiges Wachstum sorgen. „Derzeit sind wir auf Monate voll ausgelastet, machen Überstunden und haben Zeitarbeiter und Fremdfirmen beauftragt“, so Reissmann.

Nachfrage für Medizintechnik konjunktur-unabhängig

Zudem sei nun auch der Einstieg in die Medizintechnik gelungen: Das Unternehmen habe einen größeren Auftrag an Land gezogen, bei dem ein Hersteller von Dialyseventilen Präsionanlagen aus Dresden bestellt habe. Und der Geschäftsführer hofft, dass das erst der Anfang ist: „Die Medizintechnik dürfte uns unabhängiger von der Konjunkturlage machen, denn durch den Megatrend ,Alterung der Gesellschaft’ wächst der Bedarf an besserer medizinischer Versorgung ständig – selbst in Schwellenländern.“

Auch in den klassischen Geschäftsfeldern laufen die Geschäfte – trotz aller Wolken am Konjunkturhimmel – für Xenon gut. Derzeit konstruiert das Unternehmen zum Beispiel Autosensor-Montageanlagen – der größte Einzelauftrag in der Firmengeschichte – für einen führenden Automobilzulieferer. Auch die Leistungshalbleiter-Aufträge (Montage sogenannter IGBTs) von Infineon & Co. bescheren Xenon dicke Orderbücher.

Einzigartiges Dünnschicht-Technologiecluster in Dresden entstanden

Daher rechnet Reissmann in diesem Jahr mit einem zweistelligen Umsatzwachstum (Prognose: 18 Millionen Euro) und 20 neuen Jobs. Für das kommende Jahr seien die Perspektiven ähnlich hoffnungsvoll. Er persönlich glaube, dass dann auch das Photovoltaik-Geschäft anziehen werde, prognostizierte Reissmann. Dann wollen die Dresdner der Solarbranche unter anderem ultraschallbasierte Montageanlagen für Dünnschicht-Module anbieten, die Xenon während der Solarkrise entwickelt hat. Und gerade hier mache dem Technologie-Cluster Dresden kein anderer Standort weltweit so schnell etwas vor: „Was Unternehmen wie Leybold, Von Ardenne, FHR Ottendorf-Okrilla, Xenon sowie die Forschungsinstitute hier an Dünnschicht-Know-How erarbeitet haben, das hat internationalen Stellenwert“, ist er überzeugt.

Fabrikerweiterung: Der 3,5 Millionen Euro teure "Betriebsteil IV". Abb.: Xenon

Fabrikerweiterung: Der 3,5 Millionen Euro teure „Betriebsteil IV“. Abb.: Xenon

Wettbewerbsvorteile versprechen sich die Sondermaschinenbauer auch von ihrer jüngsten Fabrikerweiterung, die am 5. September von Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) eingeweiht werden soll. Neben der reinen Kapazitätserweiterung verbreitert Xenon dort auch die hauseigene Wertschöpfungskette um moderne 5-Achs-Fräsen, Drehmaschinen, Draht-Erodieranlagen und andere Bearbeitungsmaschinen, die zum Beispiel zur Herstellung hochpräziser Greifarme und anderer Komponenten in den Automatisierungsanlagen von Xenon benötigt werden.

„Durch den Ausbau der eigenen Teilefertigung wird die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert, da wir so kurzfristige Bedarfe sofort realisieren können“, erklärte Ko-Geschäftsführer Hartmut Freitag. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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