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Röntgen-Katastrophe statt Planetengeburt

Die Visualisierung zeigt, wie ein Schwarzes Loch Materie von einem sonnenähnlichen Stern abzieht und daraus eine rotierende Gasscheibe formt. Abb.: NASA

Die Visualisierung zeigt, wie ein Schwarzes Loch Materie von einem sonnenähnlichen Stern abzieht und daraus eine rotierende Gasscheibe formt. Abb.: NASA

Galaxiskern, 6. Oktober 2012: Da ist in der kosmischen Planeten-Küche mal wieder etwas ziemlich schief gelaufen: Statt sich gemütlich weiterzudrehen oder gar einen Planeten zu gebären, ist eine gewaltige rotierende Gasscheibe nahe am Kern unserer Milchstraße in ein „Schwarzes Loch“ gestürzt und hat eine Röntgen-Explosion ausgelöst. Diese Röntgen-Nova hat Mitte September der NASA-Satellit „Swift“ aufgenommen, wie die US-Raumfahrtbehörde nach der Auswertung nun mitteilte.

Es handele sich um ein „extrem seltene“ Ereignis, das normalerweise höchstens einmal während der gesamten Lebensdauer eines Weltraumteleskops beobachtet werde könne, schätzte Missions-Chefwissenschaftler Neil Gehrels ein. Gedanken um mögliche Verstrahlungen müssen wir uns glücklicherweise nicht machen: Das Schwarze Loch* samt Röntgennova ereigneten sich zirka 30.000 Lichtjahre vom galaktischen „Provinzplaneten“ Erde entfernt, nahe am Zentrum der Milchstraße. Anders ausgedrückt: Die kosmische Katastrophe geschah lange bevor die ersten Menschen aus Höhlen in Häuser umzogen.

NASA-Video zum Ereignis:

Gasscheibe stürzte in Schwarzes Loch

Laut der Rekonstruktion der Forscher kam damals ein sonnenähnlicher Stern einem Schwarzen Loch zu nahe. Die Folge: Die enorme Schwerkraft dieser Anomalie saugte von dem Stern geladenes Gas ab und bildete daraus eine rotierende Gasscheibe – aus einer ähnlichen Gasscheiben sind mutmaßlich die meisten Planeten inklusive unserer Erde entstanden.

Letztlich ging etwas schief, die Scheibe wurde instabil, das geladene Gas stürzte binnen weniger Tage in das Schwarze Loch und erzeugte so die Röntgen-Nova. Im sichtbaren Lichtbereich konnte diese Katastrophe wegen der dichten Gas- und Staubnebel, die um unser Galaxiszentrum wabern, nicht beobachtet werden – wohl aber von den Röntgenaugen von „Swift“. Heiko Weckbrodt

* Schwarzes Loch = Ex-Stern mit solch starker Gravitation, dass selbst Licht nicht mehr entweichen kann. Der Stern wird unsichtbar und fällt aus dem normalen Raum-Zeit-Gefüge heraus.
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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