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Dresdner Organikelektronikzentrum baut Mikrobildschirm-Fertigung aus

Organische Mikrobildschirme werden im COMEDD u. a. auf 8-Zoll-Siliziumwafern erzeugt. Foto: COMEDD

Organische Mikrobildschirme werden im Dresdner COMEDD u. a. auf 8-Zoll-Siliziumwafern erzeugt. Foto: COMEDD

Fraunhofer investiert knapp 2,5 Millionen Euro in COMEDD

Dresden, 26. März 2013: Wegen der hohen Nachfrage aus Industrie und Entwicklungsabteilungen erweitert das Dresdner Fraunhofer-Organikelektronikzentrum COMEDD derzeit für knapp 2,5 Millionen Euro seine Fertigungslinie für organische Mikro-Bildschirme. Das teilten IPMS-Direktor Prof. Karl Leo und Mikrodisplay-Forschungschef Dr. Uwe Vogel mit. Die Anlagen können dann sowohl robuste Organische Leuchtdioden (OLEDs) aus langvernetzten Molekülen (Polymeren) wie auch Hochleistungs-OLED-Bildschirme aus kurzen Molekülen in großen Mengen auf Siliziumscheiben erzeugen. „Damit haben wir dann ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, denn solch eine Fertigungslinie für beide OLED-Arten ist weltweit einzigartig“, betonte Vogel.

Starke Nachfrage für augengesteuerte Datenbrille

Deutlich komakter (und hübscher) als bisherige Bildschirmbrillen à la "Cinemizer": Die interaktive OLED-Brille soll für den Durchblick in der realen wie der virtuellen Welt sorgen. Abb.: IPMS

Die interaktive OLED-Brille soll für den Durchblick in der realen wie der virtuellen Welt sorgen. Abb.: IPMS

Vor allem die Erfolge der neuen Datenbrille der Dresdner, deren Mikrobildschirme sich durch Augenbewegungen steuern lassen (Der Oiger berichtete), habe die Nachfrage für die OLED-Displays des COMEDD (Center for Organics, Materials and Electronic Devices Dresden) enorm beflügelt, sagte Leo. Interesse gibt es unter anderem aus der Medizintechnik, aus dem Automobilsektor, von Designern und Wartungstechnikern. Denn die OLED-Brille kann dem Träger sowohl seine reale Umgebung zeigen wie auch eingeblendete Reparaturanweisungen, OP-Instruktionen und dergleichen, durch die der Nutzer mit Augenbefehlen blättert und daher beide Hände frei hat.

Laut Vogel lassen sich die Bauelemente, die winzige Bildschirme und Kameras auf einem Chip integrieren, auch für Industrie- und Autosensoren einsetzen. Diese Sensoren müssen allerdings teils über 100 Grad heiße Arbeitsumgebungen aushalten – wofür wiederum die robusteren Polymer-OLEDs besser geeignet sind. Die Organikbauelemente auf Basis kurzer Moleküle wiederum eignen sich eher für langlebige Bildschirme mit hoher Auflösung und Helligkeit.

Info-Video über OLED-Forschung in Dresden von der FHG:

Display-Produktionslinie nach MED-Pleite übernommen

Den Anlagenpark, auf dem die Mikrobildschirme derzeit hergestellt werden, hatte Fraunhofer vor fünf Jahren von der „Micro Emissive Displays Germany GmbH“ (MED) übernommen, die 2008 vor allem deshalb pleite ging, weil sie allein auf Polymer-OLEDs für die Massenproduktion ihrer Minibildschirme gesetzt hatte – der OLED-Zug fuhr letztlich weltweit in die auch in Dresden favorisierte Richtung, kurzmolekulare OLEDs einzusetzen. Durch die nun begonnene Neuausrüstung wollen die Dresdner Forscher nun beide Technologiepfade in Großserien einsetzen.

Das COMEDD selbst entstand im Herbst 2007 zunächst als Teil des Fraunhofer-Instituts für Photonische Mikrosysteme (IPMS) in Dresden-Klotzsche – neben der früheren DDR-Chipschmiede ZMD. Inzwischen hat sich die sächsische Landeshauptstadt zu einem der weltweit innovativsten Forschungs-Cluster rund um die organische Elektronik, Photovoltaik und Leuchtdioden-Technik entwickelt. Deshalb gründete die Fraunhofer-Gesellschaft das COMEDD im Juli 2012 als eigenständiges Zentrum aus dem IPMS aus. Die offizielle Einweihung ist – nach längerer Aufbauphase – nun für den 9. April 2013 geplant.

Forscher verheiraten klassische und organische Elektronik

Prof. Karl Leo. Abb.: IPMS

Prof. Karl Leo. Abb.: IPMS

Schon jetzt lässt sich das Zentrum gut an: Waren am IPMS im Jahr 2005 erst etwa 25 Mitarbeiter mit den COMEDD-Themen beschäftigt, sind es inzwischen knapp 80. Neben dem organischen Mikro-Bildschirmen widmet sich das Zentrum unter anderem organischen – und teils biegsamen – Schaltkreisen, Solarzellen und Leuchten. Das Budget wuchs im vergangenen Jahr auf etwa 8,5 Millionen Euro.

„Besonders erfreulich ist, dass wir jetzt enge Kooperationen mit Infineon und X-Fab in Dresden eingegangen sind“, sagte Leo. „Damit bringen wir siliziumbasierte und organische Elektronik zueinander und stärken den Forschungs- und Industriestandort Dresden.“ Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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