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Samsung schluckt OLED-Firma Novaled

Ein Mitarbeiter kontrolliert im Novaled-Reinraum in Dresden die OLED-Substrate. Foto: Novaled

Ein Mitarbeiter kontrolliert im Novaled-Reinraum in Dresden die OLED-Substrate. Foto: Novaled

Koreaner sichern sich für 260 Millionen Euro Organikelektronik-Expertise der Dresdner

Dresden/Seoul, 9. August 2013: Samsung hat die Dresdner Organikelektronik-Firma „Novaled“ für 260 Millionen Euro gekauft. Darüber informierten beide Unternehmen heute in einer gemeinsamen Mitteilung. Die Südkoreaner übernehmen damit einen internationalen Schlüsselzulieferer für besonders effiziente „Organische Leuchtdioden“. Letztlich steckt dahinter die Samsung-Strategie, durch den zunehmenden Einsatz von „Organischen Leuchtdioden“ (OLEDs) in Bildschirmen besonders dünne Computertelefone, Fernseher und andere Elektronikgeräte herzustellen.

Samsung plant Ausbau in Sachsen

Das Erfolgsgeheimnis liegt in Novaleds Dotierstoffen. Foto: Novaled

Das Erfolgsgeheimnis liegt in Novaleds Dotierstoffen. Foto: Novaled

Samsung will die Labore und Fertigungseinrichtungen von Novaled in Dresden nun ausbauen und hier auch seine anderen OLED-Strategieforschungen zusammen ziehen. Der Vertrag sieht vor, dass die Samsung-Tochter „Cheil Industries“ etwa 50 Prozent der Novaled-Anteile übernimmt, weitere 40 Prozent Samsung Electronics, außerdem behält die Samsung-Beteiligungsgesellschaft ihre schon gehaltenen zehn Prozent. Die früheren Risikokapitalgeber werden ausgezahlt. „Unsere bisherigen Kapitalpartner haben uns sehr geholfen, das Unternehmen aufzubauen“, sagte Novaled-Sprecherin Anke Lemke. „Aber um weiter zu wachsen, brauchten wir einen neuen Partner.“ Der nun geschlossene Vertrag sei ein Gewinn für Dresden und Sachsen: „Mit Samsung engagiert sich hier ein ganz starker Investor.“

„Große Chance für Standort“

Im OLED-Smartphone "Galaxy Note" hat Samsung bereits Novaled-Technologien eingebaut. Abb.: Samsung

Im OLED-Smartphone „Galaxy Note“ hat Samsung Novaled-Technologien eingebaut. Abb.: Samsung

Auch Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sieht in dem südkoreanischen Engagement eine große Chance für Dresden, das nicht nur der wohl bedeutendste Mikroelektronik-Standort in Europa ist, sondern bereits inzwischen zu den international dynamischsten Wachstumskernen für innovative organische Elektronik zählt. „Damit haben wir nun einen der weltweit größten Player der Halbleiterindustrie am Standort. Darin steckt Potenzial für zusätzliche Projekte“, sagte Hilbert.

„Vielleicht ist dies ein erster Schritt für weitere asiatische Investments“, begrüßte auch Heinz Martin Esser, Präsident des sächsischen Hightech-Verbandes „Silicon Saxony“ die Transaktion. Er wertete den Samsung-Einstieg als „Bestätigung für die technologische Spitzenstellung des Silicon Saxony und für dessen globale Akzeptanz und Einbindung“.

Der südkoreanische Mischkonzern Samsung ist mit rund 369 000 Mitarbeitern und umgerechnet etwa 135 Milliarden Euro Umsatz eines der größten Unternehmen weltweit. International am bedeutendsten ist seine Elektronik-Sparte, hier rangiert Samsung global auf Platz 2 nach Intel. Daneben stellt der Konzern aber auch Schiffe, Maschinen und andere Produkte her. Die Tochter Cheil Industries ist auf Elektronikmaterialien, Spezialchemikalien und Textilien spezialisiert. Sie beschäftigt etwa 6800 Mitarbeiter und realisierte 2012 einen Umsatz von umgerechnet über vier Milliarden Euro.

TU-Ausgründung durch Risikokapital-Geber gewachsen

Novaled wiederum entstand 2001 als Ausgründung der TU Dresden. Die Forschungsfirma entwickelt und produziert vor allem Dotiermaterialien, die OLEDs effizienter und langlebiger machen. Zu den Gründervätern gehörte der Dresdner „Organik-Papst“ Prof. Karl Leo. Anteilseigner und Financiers waren bisher vor allem Risikokapital-Geber, darunter auch – als Minderheitseigentümer – die Samsung-Beteiligungsgesellschaft, die Sparkassen-Tochter SIB und andere.

Auch Luxus-OLED-Leuchten für Scheichs und Hollywood-Stars im Sortiment

Chic, aber teuer: Victory-OLED-Leuchte in rot. Abb.: Novaled

Chic, aber teuer: Victory-OLED-Leuchte in rot. Abb.: Novaled

Der technologische Ansatz der Dresdner erwies sich rasch als so erfolgreich, dass Novaled bald zu einem Schlüsselzulieferer für Samsung, LG, aber auch junge, innovative Unternehmen wie den Organik-Solarzellenhersteller Heliatek aufstieg. Als Nebengeschäftsfeld und zur Demonstration der Vorteile der jungen Organik-Technik verkauft Novaled auch Luxus-OLED-Leuchten, die wegen ihrer hohen Preise allerdings keine Baumarkt-Ware sind, sondern in exklusiven Läden zum Beispiel an Scheichs, Hollywood-Schauspieler und andere Reiche verkauft werden.

Novaled-Umsatz um 53 % auf 26 Mio. € gewachsen

Inzwischen beschäftigt die am Dresdner Tatzberg ansässige Firma 130 Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr realisierte Novaled einen Umsatz von 26 Millionen Euro, 53 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieses Wachstum sei vor allem durch starke OLED-Nachfrage des Partners Samsung getrieben worden, sagte Sprecherin Lemke. Heiko Weckbrodt

 Zum Weiterlesen:

Interview zum Samsung-Einstieg mit Novaled-Vorstand Gerd Günther

Organik-Cluster Dresden will mehr staatliche Hilfe

Kommentar: Samsung-Einstieg ist Chance für Standort

 

Stichwort „OLED“

Wirkt für viele wie Sonnenlicht: eine OLED-Leuchte. Abb.: Novaled

OLEDs. Abb.: Novaled

Anders als in LEDs strahlen in OLEDs nicht Halbleitermaterialien, sondern organische Moleküle das Licht aus. Eingesetzt werden sie bisher vor allem in hochwertigen Computertelefonen (zum Beispiel Samsung Galaxy S4), teils auch in Autoradio-Displays und seit kurzem auch in ultraflachen Fernsehern. Der Einsatz für Leuchten mit völlig neuartigem Design steckt noch in einer frühen Phase.

 

 

Vorteile:

– keine Punkt-, sondern Flächenstrahler, damit sind Lampenschirme etc. überflüssig

– sehr flach und biegsam

– angenehmes, naturnahes Licht

Nachteile:

– noch sehr teuer

– Lebensdauer noch zu niedrig (LED: 100.000 h, OLED: 10.000 h)

Zum Weiterlesen:

LED, OLED und andere Leuchttechnologien im Vergleich

 

Stichwort „Organik-Standort Dresden“

Ein Heliatek-Mitarbeiter prüft in der Dresdner Fabrik ein organisches Solarmodul. Seit zwei Wochen spuckt die Anlage funktionsfähige Muster aus, in zwei Monaten sollen verkaufsfähige Produkte bereit stehen. Abb.: Heliatek

Ein Heliatek-Mitarbeiter prüft in der Dresdner Fabrik ein organisches Solarmodul. Abb.: Heliatek

Bereits zu DDR-Zeiten gab es in Dresden erste TU-Forschungen an organischer Elektronik. Diese wurden ab 1993 durch Prof. Karl Leo und andere Physiker am Uni-Institut für angewandte Photophysik wiederbelebt. Durch die Ansiedlung der Fraunhofer-Institute für Photonische Mikrosysteme (IPMS, ab 2003) und dessen ausgegründetes Organikelektronikzentrum COMEDD (2012) erfuhr auch die anwendungsnahe OLED-Forschung einen wesentlichen Schub

Zu den besonders aktiven Firmen gehören Novaled (OLEDs), Heliatek (organische Solarzellen), Plastic Logic (biegsame Bildschirme), LEDON (organische Leuchten) und Creaphys (Ausrüstungen). Insgesamt sind in der Branche im Großraum Dresden rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt, der Jahresumsatz wird auf 50 bis 100 Millionen Euro geschätzt. hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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