Kommentar zum Teilumzug der Chipmesse „Semicon“
Dresden, 9. September 2013: Der Pulk zieht dorthin, wo die Musike zieht – das ist in der Halbleiterbranche nicht anders als anderswo. Wenn der Mikroelektronik-Verband „SEMI“ auf Drängen der Aussteller nun beschließt, die Halbleiter-Messe „Semicon Europe“ fortan jedes zweite Jahr nicht mehr in Dresden, sondern in Grenoble abzuhalten, dann deshalb, weil die Franzosen in ihrer Chip-Forschung und -Produktion derzeit mit EU-Hilfe kräftig investieren.
Natürlich sollte man das SEMI-Signal nicht überbewerten, ist es für eine internationale Tagungsmesse doch normal, auch neue Standorte auszutesten. Aber dies ist stets auch ein Signal, dass der „alte“ Austragungsort an Attraktivität verloren hat. In Grenoble winken angesichts von Staats- und EU-Fördermillionen zum Beispiel den Fabrik-Zulieferern eben nun mehr Aufträge, können Ausrüster ihre modernsten Anlagen los werden. In Dresden hingegen hingegen sind die Chipfabrik-Investitionen stark abgeflaut, nicht zuletzt, weil Globalfoundries inzwischen auch einen Großteil seiner Ausbauten hier weitgehend abgeschlossen hat.
Das neue Wanderspiel für die Semicon zwischen Dresden und Grenoble ist sicher durchaus gut, um Europas wichtigste Halbleiter-Standorte besser zu vernetzen –aber auch als Warnschuss für das „Silicon Saxony“ zu verstehen, den insbesondere Wirtschafts- und Wissenschaftspolitiker ernst nehmen sollten: Wenn etwa die neue 450-Millimeter-Wafer-Technologie oder die Röntgenlithografie („EUV“) für Europa nicht in Dresden, sondern in Löwen und Grenoble entwickelt und in die Produktion überführt werden, könnte die Halbleiter-Musik schon in wenigen Jahren eher in Frankreich und Belgien spielen. Dort jedenfalls engagieren sich die nationalen Regierungen derzeit stärker strukturpolitisch für die Chipbranche als in Deutschland. Heiko Weckbrodt
Zum Weiterlesen:
Chipmesse „Semicon“ wechselt künftig zwischen Dresden und Grenoble
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