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Robotereinsatz: 160 Infineon-Mitarbeiter in Dresden müssen gehen

Beladeroboter in den Dresdner 200-mm-Fabriken von Infineon. Abb.: Infineon, Jürgen Lösel

Beladeroboter in den Dresdner 200-mm-Fabriken von Infineon. Abb.: Infineon, Jürgen Lösel

Chipfabrik-Leitung ersetzt Menschen durch Maschinen

Pantelis Haidas

Pantelis Haidas. Foto: Infineon

Dresden, 8. Oktober 2013: Infineon wird im Zuge seiner Chipfabrik-Automatisierung Jobs in Dresden abbauen: Insgesamt 160 Beschäftigte müssen gehen, weil Roboter ihre Arbeit übernehmen. Das entspricht etwa sieben Prozent der momentan 2100 festen Mitarbeiter und 100 Leiharbeiter am Standort. Das kündigte der Dresdner Infineon-Geschäftsführer Pantelis Haidas an. „Das ist bedauerlich, aber Automatisierung ist für uns ein Muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagte Haidas. Der Kostendruck durch die Konkurrenz in Asien sei einfach zu stark.

Keine Entlassungen, aber vergoldeter Abschied

Allerdings sollen die betroffenen Mitarbeiter nicht einfach entlassen werden, wie Betriebsrat und Geschäftsleitung nun ausgehandelt haben. Direkt betroffen sind demnach 70 Leiharbeiter, die Infineon künftig nicht mehr bestellen wird. Der Abbau soll sich anderthalb Jahre hinstrecken und das Unternehmen hat versprochen, bei der Suche nach neuen Jobs zu helfen. Letzteres gilt auch für die 90 „Operators“ (so werden die Chipfabrik-Arbeiter bei Infineon genannt), die ihre Jobs verlieren. Ein Teil soll über Altersteilzeit-Reglungen gehen, ein anderer gegen Abfindungen freiwillig den Hut nehmen.

Der Betriebsrat will zudem in diesem Monat ein neues Schichtmodell in der Belegschaft abstimmen lassen, wie Betriebsratsvorsitzende Kerstin Schulzendorf mitteilte. Wird es angenommen, arbeiten die Operators jeweils hinterander zwei Tage in der Früh-, Spät- und Nachtschicht und haben dann vier Tage frei – was auf eine 36-Stunden-Woche hinausläuft. „Das neue Schichtmodell würde es uns auch ermöglichen, ein 35-Stunden-Teilzeit anzubieten“, sagte Schulzendorf. „Wenn das genug Kollegen annehmen, könnten vielleicht weitere Arbeitsplätze gerettet werden.“

Betriebsrat: Maschinenstürmerei hat keinen Sinn

Vorausgegangen sei ein hartes Feilschen um jeden Job mit der Geschäftsführung, die eigentlich noch mehr Personal einsparen wollte, sagte die Betriebsratsvorsitzende. „Andererseits verschließen wir uns nicht vor der Einsicht, dass Infineon nicht um eine weitere Automatisierung herumkommt, um die anderen Arbeitsplätze in Dresden zu erhalten – Maschinenstürmerei hat da keinen Sinn.“

Infineon Dresden soll weltweit höchstautomatisierteste 200-mm-Fab werden

So plant Infineon, in seinen beiden Werken, die Spezialchips auf 200 Millimeter großen Siliziumscheiben herstellen, etwa 50 Roboter der Dresdner Firma HAP einzusetzen, die einfache Be- und Entladevorgänge an den Mikroelektronik-Anlagen übernehmen. Ein Teil des dadurch eingesparten Personals wird laut Haidas für einen Ausbau in den gut ausgelasteten 200-mm-Fabrikteilen versetzt, andere in das neue 300-mm-Werk für Leistungshalbleiter nebenan. Der Personalabbau, die Versetzungen und der Robotereinsatz sollen bis September 2015 abgeschlossen sein. Danach werde das Dresdner Infineon-Werk wohl die höchstautomatisierte und modernste 200-mm-Chipfabrik weltweit sein, schätzte Haidas ein. „Mehr Automatisierung ist dann kaum noch vorstellbar.“

Bereits während der Chipkrise um das Jahr 2008 herum hatte sich Infineon Dresden von etwa 400 Leih- und festen Mitarbeitern getrennt. Damals hatten die – wenig später insolvente – Speichertochter „Qimonda“ und diverse Solarfirmen einen Teil des Personals übernommen – was bekanntermaßen aber nicht lange anhielt. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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