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Kaspersky: Internet droht in Teilnetze zu zerbrechen

Abb.: Kaspersky

Abb.: Kaspersky

Jahres-Sicherheitsbericht als Gratis-eBuch erschienen

Moskau/Ingolstadt, 2. Februar 2014: Das Internet, eigentlich ein Inbegriff der zusammenwachsenden Welt, droht unter dem Druck staatlicher und privater Angriffe in Teilnetze zu zerbrechen. Davor hat die russische Sicherheits-Softwarefirma „Kaspersky“ in seinem Sicherheits-Bulletin 2013/14 gewarnt, das jetzt als kostenloses eBuch bereitsteht.

Fragmentierung in Darknet und nationale Segmente

„Cyberkriminelle erschaffen bereits ihr eigenes separates Darknet, das auf den Technologien Tor und I2P basiert, die es ihnen ermöglichen, anonym zu handeln, zu kommunizieren und illegalen Tätigkeiten nachzugehen“, heißt es in dem Jahres-Bulletin. „Gleichzeitig hat ein Fragmentierungsprozess des Internets in nationale Segmente eingesetzt.“ Folge: „Das World Wide Web zerfällt in Einzelteile.“

Chinas Firewall macht Schule

Die Analysten verweisen auf bereits länger bekannte Beispiele wie die große chinesische Firewall, mit der die Kommunisten im Reich der Mitte ihre Untertanen von ausgesiebten Informationen aus dem Rest der Welt ausgrenzen. Auch Russland habe inzwischen Gesetze verabschiedet, die darauf zielen, „ausländische“ Internet-Teile zu verbieten. Diese Tendenzen hätten sich seit der NSA-Affäre und Enthüllungen von Edward Snowden verstärkt. Kaspersky nennt als Beispiel Deutschland, das plane, die gesamte interne Kommunikation zwischen deutschen Behörden vollständig innerhalb des Landes abzuwickeln und Inlandstelefonate stärker zu verschlüsseln. Brasilien habe seine Absicht bekannt gegeben, einen alternativen Hauptinternetkanal zu legen, um nicht den Kanal benutzen zu müssen, der durch das US-amerikanische Florida führt.

Bedrohung durch NSA, Cybersöldner und Hacktivisten

Verantwortlich seien dafür neben den staatliche Schnüffelprogrammen etwa der USA und Großbritanniens auch verstärkte private Angriffe. So treten laut Kaspersky zum Beispiel zunehmend „Cyber-Söldner“ in Aktion, die anscheinend teils für kriminelle Organisationen, teils für staatliche Einrichtungen elektronisch in die Datenbanken von Hightech-Betrieben, Menschenrechts-Organisationen oder anderen Zielen sehr professionell einbrechen und kurz darauf wieder spurlos verschwinden. Auch der „Hacktivismus“sei auf dem Vormarsch: Gemeint sind damit – oft ideell motivierte – Aktivisten. Ein Beispiel dafür ist der lose Hacker-Verbund „Anonymous“, der 2013 hinter Attacken auf das US-Justizministerium, das MIT (Massachusetts Institute of Technology) und Netzseiten von diversen Regierungen gestanden haben sollen.

Auch profane Cyberkriminelle verstärken Angriffe

Geraten besonders ins Visier von Cyberkriminellen: Android-Telefone. Abb.: Kaspersky

Geraten besonders ins Visier von Cyberkriminellen: Android-Telefone. Abb.: Kaspersky

Daneben wachse auch die monetär motivierte Internetkriminalität: Betrüger, die zum Beispiel in zunehmendem Maße und mit immer komplexeren Schädlings-Programmen Computertelefone angreifen, um Bankkonten zu plündern. Auch Erpresser-Software, mit der die PCs der Opfer verschlüsselt werden, um ihnen Schutzgelder abzuringen, sei verstärkt im Einsatz. Zu erwarten seien zudem im Jahr 2014 verstärkte Angriffe auf Cloud-Rechenzentren.

Freilich ist bei all diesen Analyse-Befunden zu bedenken, dass Kaspersky selbst Virenwächter und Firewalls verkauft und dem Unternehmen damit ein Eigeninteresse unterstellt werden kann, recht düstere Bedrohungsszenarien zu zeichnen. Den Jahresbericht kann man hier als Gratis-eBuch herunterladen. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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