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Chips und Laser befeuern der Sachsen Bastelwut

Mit dem Open-Source-Microcontroller "Aduino" gesteuert: Der Teabot. Abb.: Gemkow

Mit dem Open-Source-Microcontroller „Aduino“ gesteuert: Der Teabot. Abb.: Gemkow

„1. Dresdner Fabriklabor“: Eine Woche Hightech-Heimwerken in Striesen

Dresden, 3. Februar 2014: Teekoch-Roboter, Präzisions-Schwibbögen, lasergenerierte Kunst, einmalige iPhone-Schutzpanzer: Das Tüfteln und Basteln liegt dem Sachsen seit Urzeiten an im Blut – und moderne Hightech-Werkzeuge haben diesen Basteldrang 2.0 noch beflügelt. „Das wollen wir fördern“, sagt Steffen Gemkow. „Wir haben in unseren Workshops Schüler, Studenten, aber vor allem Ingenieure und Physiker, die tagsüber in den großen Chipfabriken in Dresden arbeiten und in ihrer Freizeit immer noch so viel Elan aufbringen, hier abends weiterzumachen.“

3D-Drucken und Löten in einer alten Schuhfabrik

Steffen Gemkow. Foto: ObjectFab

Steffen Gemkow. Foto: ObjectFab

Der 46-jährige Elektromechaniker, Informatiker und Chef der Dresdner „ObjectFab GmbH“ ist selbst begeisterter Bastler und bietet in einer ehemaligen Schuhfabrik in Striesen Raum für Gleichgesinnte. Jetzt hat er sich mit der mobilen offenen Hightech-Werkstatt „FabLab Dresden“ zusammengetan und lädt ab Samstag zum öffentlichen „Fabrikationslabor“ ein. In der „CoFab“ an der Pohlandstraße können sich Freunde des hochtechnologischen Bastelns eine Woche lang mit Lasern, 3D-Druckern, Mikrokontroll-Chips und Lötkolben ausprobieren, an Kursen teilnehmen – und eigene Artefakte erschaffen.

Dresdner Nerds weben an Open-Source-Netz

Das mobile Fabrikationslabor geht auf eine Gruppe von Dresdner Enthusiasten zurück, die man in den USA wohl „Nerds“ oder „Geeks“ nennen würde. Sie begeistern sich für moderne Kreativtechnologien, deren Lösungswege und Resultate nach dem Prinzip der „offenen Quellen“ (Open Source) allen Interessierten frei zur Verfügung stehen. Aus dieser Idee ist ein Konglomerat teils gemeinnütziger Projekte, teils kommerzieller innovativer Unternehmungen entstanden.

Nebengeschäft mit Tagesmietbüros

So betreiben Marc Schmidt und Matthias Röder den vereinsgetragenen „Werkstadtladen Löbtau“. Sie tingeln mit der „FabLab“ durch die Stadt, um den Dresdner Heimwerkern Laser und 3D-Drucker zugänglich zu machen.

Hightech-Basteln mit Laser und 3D-Drucker (Video: FabLab):

Gemkow gehört auch zu diesem lockeren Verbund, hat aber im Jahr 2000 die Firma ObjectFab gegründet. Die zwölf Leute verdienen ihr Brot damit, Banken, Versicherungen, Auto- und Chipfirmen informationstechnologisch zu beraten. Außerdem vermieten sie seit 2011 in ihrer Striesener „CoFab“ tage-, wochen- oder monatsweise Arbeitsplätze an Kleinunternehmen und Selbstständige, die sich noch keinen eigenen Firmensitz leisten können. Dahinter steht ein eher flexibles Kooperationsmodell, um der modernen Arbeitswelt entgegenzukommen.

Chip-Programmieren für jedermann

Darüber hinaus ist die Firma aber auch Gastgeber für nichtkommerzielle Projekte und Veranstaltungen, zum Beispiel für Treffen von Java-Nutzern oder Fans des in Italien geborenen offenen Chip-Projektes „Arduino“. Dahinter steckt ein Mikrokontroll-Baustein, der selbst von Laien, Heimwerkern und Künstlern programmiert werden kann, die sonst nichts mit Software am Hut haben. Das Steuerprogramm wird auf einen „Arduino“-Chip aufgespielt, der dann Sensoren, Leuchtdioden, Motoren oder andere Geräte steuert.

Teekochender Roboter "Teabot" in Aktion (Video: Gemkow):

TeaBot – No more bitter tea! from agile-hardware.de on Vimeo.

 

„Arduino“-Hirn für Tee-Roboter

Ich zum Beispiel trinke gerne Tee, habe aber oft vergessen, den Teebeutel aus der Tasse rauszuholen. Der Tee war dann bitter“, erzählt Gemkow. „Ich habe mir deshalb mit dem Arduino den Roboter ,Teabot’ programmiert. Der kümmert sich jetzt um meinen Tee – und mit bitter ist Schluss.“ Autor: Heiko Weckbrodt

„1. Dresdner Fabrikationslabor“, Kurse und Ausprobieren an 3D-Druckern, Lötkolben, Arduino-Programmieren, Roboterbau, „CoFab“, Pohlandstr. 19, 8.-16. Februar, mehr Infos: fablabdd.de, cofab.de, facebook.com/fablabdd
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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