Studie: Forschung top, Kapital fehlt
Dresden, 5. Februar 2014: Dresden hat viele exzellente Energiespeicher-Forscher, die innovative Akkus und Brennstoffzellen für Elektroautos und Ökostromsammler entwickeln. Doch diese Erfindungen in Fabriken mit vielen Jobs umzumünzen, ist ein Problem: Es mangelt an finanzstarken Investoren vor Ort.
Mancher wird sich noch an die ersten Handys und Laptops erinnern, denen ach zwei, drei Stunden die Puste ausging – dann mussten sie wieder am Ladekabel auftanken. Als dann die Lithium-Ionen-Akkus aufkamen, war dies wie ein Quantensprung: Moderne Notebooks, Computertelefone oder eBuch-Lesegeräte halten seitdem Dutzende Stunden, teils sogar Tage durch.
Quantensprung wie beim Umstieg auf Li-Ion-Akkus
Einen ähnlichen Quantensprung erhoffen sich die Forscher an der Dresdner TU, den Fraunhofer- und Helmholtz-Instituten von den Energiespeichern, an denen sie gerade tüfteln: Akkus aus Schwefel, Natrium oder Flüssigmetallen zum Beispiel, die die Reichweite von Elektroautos (derzeit etwa 160 Kilometer) verfünffachen und damit „Benzinern“ ebenbürtig machen könnten. Oder Notebooks mit Brennstoffzellen-Antrieb, die durch puren Wasserstoff angetrieben werden. Oder elektrische Großspeicher, die die Stromspitzen von Wind- und Solarparks abfangen und auf die Netze verteilen– und so ein zentrales Problem der von der Kanzlerin ausgerufenen „Energiewende“ lösen.
Job-Maschine durch Massenproduktion lockt
Gelänge es, die Massenproduktion dafür in Dresden statt in Asien zu organisieren, könnte dies neben Chipindustrie, Biotech und Materialwissenschaft eine vierte Job-Maschine in der Stadt anwerfen – und ganz „nebenbei“ die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Schlüsselzulieferungen aus Fernost mindern. Das hat sich das städtische Wirtschaftsdezernat gedacht und beim „VDI-Technologiezentrum Düsseldorf“ eine Energiespeicher-Studie angefordert.
Die liegt dem Oiger nun vor und zeigt: In und um Dresden ist eine „exzellente Infrastruktur“ für die Erforschung und Entwicklung neuartiger Energiespeicher entstanden, die an vorderster Front im globalen Maßstab mitmischt. Doch bisher sind daraus hier nur kleine Firmen gewachsen, Massenfabriken hingegen stehen in den Sternen. Grund: Es fehlt an kapitalkräftigen Investoren in Dresden. Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) will nun die Verwertung der Dresdner Energiespeicher-Forschungen ankurbeln: durch lokale Spezialisierung und durch Pilotlinien.
Expansionsprobleme für Energieforscher
So werden mehrere Gewerbegebiete spezialisiert: Die „MiNa-Polis“ in Klotzsche auf Mikro- und Nanotechnologie-Gründungen, die „Bio-Polis“ in der Johannstadt auf Biotech und die „Mat-Polis“ in Gruna auf Materialwissenschaften – und eben Energiespeicher-Gründungen. In letzterer Polis indes hakt es: Zwar gibt es dort schon ein paar Brennstoffzellen-Firmen nahe am alten Gasometer und den großen Fraunhofer-Campus. Doch für dessen Nord-Erweiterung „RESET“ droht das EU-Geld zu versiegen. Und in der großen Erweiterung gen Süden, im „Wissenschaftspark Ost“, sind die ersten Ansiedlungen laut Hilbert frühestens ab 2016 möglich, voll bezugsbereit ist der Park erst in zehn Jahren.
Pilotprojekt: Brennstoffzellen sollen Ampeln speisen
Zum anderen sind Pilotlinien mit Dresdner E-Speicher-Erfindungen geplant, um Großinvestoren zu zeigen, dass die Technik in der Praxis funktioniert und eine Massenfabrikation in Dresden lohnt. Beispiel: Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) hat eine transportable Brennstoffzelle entwickelt, die auf dem Grunaer Campus eine Testampel mit Strom versorgt. In einem Feldtest soll das System nun an Ampeln im Stadtgebiet erprobt werden. Reinhard Koettnitz, der Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes, zeigte sich interessiert: „Wir stehen neuartigen Lösungen immer sehr aufgeschlossen gegenüber“, sagte er. „Allerdings müssen wir zunächst prüfen, an welchen Ampeln sich das lohnen würde.“ Autor: Heiko Weckbrodt
Zum Weiterlesen:
Dresdner Energiespeicher-Forschungen im Kurzprofil
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