Nur drei Protagonisten: Bullock, Cloony – und die Erde
Ein Weltraum-Thriller ganz ohne Laserkanonen, blitzblanke Superkreuzer und Beamer – funktioniert das? Ja, und bewiesen haben das Regisseur Alfonso Cuarón („Pans Labyrinth“, „Harry Potter 3“) in seinem so einfach wirkenden und doch so faszinierenden Film „Gravity“, der nun auch fürs Heimkino erschienen ist. Darin brillieren Sandra Bullock („Speed“) und George Clooney („Solaris“, „Up in the Air„) in einem Kammerspiel mit epischer Kulisse: dem Weltraum in 600 Kilometern über der Erde.
Weltraum-Trümmer schneiden Heimweg ab
Schon die Eingangssequenzen sind gleichermaßen minimalistisch wie visuell wuchtig: Stille liegt über dem riesig anmutenden Planeten, auf dem sich Kontinente, Stürme, Meere abzeichnen. Unsere überlebenswichtige Atmosphäre wirkt wie eine dünne Zellophan-Hülle gegen das schwarze, kalten All. Knacksen. Stille. Knacksen. Pilot Matt Kowalsky (Clooney) schwebt lustig düsend ins Bild, eiert in seinem Raumanzug um Forscherin Dr. Ryan Stone (Bullock) herum, die auf ihrem ersten Weltraumspaziergang darum kämpft, ein neues Gerät am orbitalen Teleskop „Hubble“ zu befestigen. Für Kowalsky ist es die letzte Reise ins All. Er labert die Bodenstation in Houston per Funk mit ollen Astronauten-Stories voll. Kurz vor der Pointe der Alarm von der Erde: „Einsatz abbrechen, sofort abbrechen!“
Werbevideo "Gravity" (Warner):
Kaum Treib- und Sauerstoff – auf zur ISS!
Die Russen nämlich haben versehentlich einen ihrer Satelliten mit einer Rakete zerstört. Die Trümmer treffen andere Satelliten, die wieder andere – Minuten später bombardiert eine Kaskade aus Weltraumschrott Kowalskys und Stones Space Shuttle, tötet den Rest der Besatzung. Die Forscherin gerät in Panik, driftet ins All, Kowalsky sammelt sie wieder ein. Doch das Shuttle ist kaputt. Als einzige Rettung erscheint die Internationale Raumstation ISS, die beide nun – nur mit ihren schwachen Düsenantrieben an den Raumanzügen – zu erreichen versuchen…
Spektakuläre Kamerafahrten und Bilder
Diese an für sich so simple Story setzt Cuarón famos in Szene, mit spektakulären Kamerafahrten, mit Wechseln zwischen der Totalen und sehr subjektiven Nahaufnahmen aus dem Innern der Raumanzüge, mit spektakulären Bildern, und treibender Musik. Seine Faszination bezieht das Drama aus der Fokussierung auf seine beiden einzigen Schauspieler, ihre Angst, Isolation, ihren Überlebenswillen. Und nicht zuletzt aus seiner realistischen, fast dokumentarfilmartigen Anmutung, in der es keinen Sci-Fi-Supidupi-Schnickschnackk gibt, sondern nur die Wucht des lebensfeindlichen Weltalls, die Konfusion und Orientierungslosigkeit in der Schwerelosigkeit, die Mühen, die jede Bewegung den Astronauten in den schwerfälligen Raumanzügen bereitet.
Hinter all dem steckt enormer filmtechnischer Aufwand mit Kamerarobotern, Lichtboxen und Computertechnik, den man erst voll erkennt, wenn man die umfangreiche Bonussektion der Bluray anschaut – der Film selbst wirkt, als ob er im Weltall gedreht sei.
Fazit: Schwerelos-grandios
Schon in seinem märchenhaft-grausigen „Pans Labyrinth“ hatte sich Cuarón als Meister seines Faches bewiesen, der visuelle und schauspielerische Perfektion zusammenzuführen versteht. Mit einem ganz anderen, viel realistischeren Plot zeigt sich „Gravity“ als würdiger Nachfolger: tolle Bilder, spannende Story und zwei Darsteller, die das Beste aus sich herausholen. Wer einen 3D-Beamer oder 3D-Fernseher hat, sollte sich im Übrigen unbedingt die 3D-Variante der Bluray reinziehen – und auch die Dokus der Bonussektion angucken.
Autor: Heiko Weckbrodt
„Gravity“ (Warner), Weltraum-Drama, USA 2013, Regie: Alfonso Cuarón, mit Sandra Bullock, George Cloony und der ErdeIhre Unterstützung für Oiger.de!
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