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„Kampfstern Galactica“: Zylonen hetzen letzte Menschen

Jetzt aber flinke Füße: Ein Basisstern der Zylonen naht. Abb.: BSF/Koch Media

Jetzt aber flinke Füße: Ein Basisstern der Zylonen naht. Abb.: BSF/Koch Media

Komplette Sci-Fi-Serie der 1970er nun als Bluray-Box in HD-Quali erschienen

Die zweite Hälfte der 1970er war die Zeit der großen Science-Fiction-Epen: Der junge George Lucas bescherte 1977 mit „Starwars“ den Fox-Studios einen Riesenerfolg, Regie-Aufsteiger Ridley Scott gruselte das Publikum 1979 mit Alien – und das wollten auch die Universal-Studios mitmischen: Die starteten 1978 die Sci-Fi-Serie „Kampfstern Galactica“, aus der sie dann noch drei Kinofilme zusammenschnitt.

Wider die Tyrannei der Kommu… Zylonen

Und die atmeten – ähnlich wie die „Starwars“-Konkurrenz – ganz den Geist des kalten Krieges: In der seelenlosen, freiheitsfeindlichen Maschinenrasse der „Zylonen“, die die Planeten der Menschen in einer fernen Galaxis zerstören, erkannte der zeitgenössische Zuschauer unschwer das Kommunisten-Bild der Carter-Zeit wieder, im Kriegsraumschiff „Galactica“, dessen todesmutige Viper-Piloten die letzten Überlebenden der Menschheit „gegen die Tyrannei der Zylonen verteidigten, natürlich die Flugzeugträger der US-Navy. Deren Abenteuer in 34 TV-Serienfolgen hat Koch Media nun erstmals in einer hochaufgelösten und offensichtlich restaurierten Gesamtausgabe auf Bluray veröffentlicht.

Fan-Trailer (Thewingkongexchange):

Kosmo-Action in simpler Gut-Böse-Welt

Die anzusehen, hat vor allem kulturhistorischen Reiz: Wegen des darin propagierten Schwarz-Weiß-Bildes von Gut und Böse zum Beispiel, das US-Präsident Ronald Reagan später in seiner Einteilung der Welt in Reiche des Bösen (Sowjetunion) und des Guten (USA) aufnahm. Auch zeigt die „Galactica“-Serie sehr schön die Tricktechnik der erst beginnenden Computer-Ära, bietet natürlich auch viel Action und – mit all seinen 70er-Jahre-Frisuren und -Modeaccessoires – nicht zuletzt auch einen gewissen Amüsierfaktor.

Auch Super-8-Versionen ausgegraben

Für echte Hardcore-Fans hat Koch Media auch mehrere Stunden faszinierendes Bonusmaterial auf die Blurays gebrannt: flimmrige Super-8-mm-Fassungen der Galactica-Filme zum Beispiel, Interviews mit den Stars und Machern von damals, geschnittene Szenen und Bildergalerien.

Roboter-Hund war Schimpanse

Ein Kampf auch für den Kamera-Mann: Die Zylonen-Schauspieler steckten in metallisierten Plaste-Rüstungen, die stets die Gefahr bargen, dass man die Kamera gespiegelt sah. Foto: Koch Media

Ein Kampf auch für den Kamera-Mann: Die Zylonen-Schauspieler steckten in metallisierten Plaste-Rüstungen, die stets die Gefahr bargen, dass man die Kamera gespiegelt sah. Foto: Koch Media

Besonders interessant sind die Spezialdokus über der Zylonenkrieger und des Roboterhundes Muffit. Darin erfahren wir zum Beispiel, dass sich die Leute hinter den Kameras immer halb tot gelacht haben, wenn eine Zylonen-Marschierszene dran war: Die Schauspieler wurden nämlich in metallisierte Plasterüstungen mit einem Meter Sichtweite gezwängt, was regelmäßig dazu führte, dass die ach so bösartigen „Maschinenkämpfer“ übereinanderpurzelten. Oder dass im Kunsthund Muffit in Wirklichkeit ein eigenwilliger Schimpanse steckte, der oft genug keine Lust auf Film hatte.

Fazit: Sci-Fi-Meilenstein für den Sammler

Eine HD-Box von „Kampfstern Galactica“ darf natürlich in der Sammlung eines passionierten Sci-Fi-Fans nicht fehlen. Tricktechnisch wirken viele damals so aufregenden Weltraumschlachten heute allerdings eher rührig. Mal ganz abgesehen davon, dass es in den Weltraumabenteuern von Logik- und Anschlussfehlern nur so wimmelt – teils auch durch unüberlegte Schnitte. Und über das kaltkriegererisch-simple Weltbild, dass sich im Kampf Mensch (Amerikaner) gegen Zylon (Russe) spiegelt, kann man heute nur noch müde lächeln.

Umso mehr sei jedem auch der Blick auf die 2003er Neuinterpretation des Stoffes („Battlestar Galactica“) ans Herz gelegt. Die artete zwar gegen Ende hin in Mumpitz aus, war aber optisch ein ganz eigenes Meisterstück und demontierte intelligent die Klischees der Originalserie, indem sie Rassismus, Kriegstreiberei, Schuldspiralen und hemmungslosen Anti-Terror-Kampf thematisierte. Autor: Heiko Weckbrodt

„Kampfstern Galactica – Die komplette Serie“ (Koch Media), HD-Neuauflage der Science-Fiction-Klassikserie, mit Lorne Greene, insgesamt 1648 Minuten (34 Folgen plus Bonusmaterial), FSK 12, Bluray-Box, ca. 65 Euro, DVD-Box 43 Euro

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Bildergalerie:

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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