Filme, Geschichte, News
Schreibe einen Kommentar

Zermalmt vom Maschinenkrieg

In Stanleyx Kubriks Anti-Kriegsfilm "Wege zum Ruhm" verkörperte Kirk Douglas den Colonel Dax, der sich aussichtslosen Angriffsbefehlen seiner Generäle widersetzt und vor das Kriegsgericht kommt. Foto: United Artists/ Fox

In Stanleyx Kubriks Anti-Kriegsfilm „Wege zum Ruhm“ verkörperte Kirk Douglas den Colonel Dax, der sich aussichtslosen Angriffsbefehlen seiner Generäle widersetzt und vor das Kriegsgericht kommt. Foto: United Artists/ Fox

Museumskino in Dresden-Striesen zeigt Filme über den I. Weltkrieg begleitend zur Dix-Schau

Ausschnitt aus dem Triptychon "Der Krieg", mit dem Otto Dix die Ikonografie des I. Weltkriegs mitprägte. Repro: SKD

Ausschnitt aus dem Triptychon „Der Krieg“, mit dem Otto Dix die Ikonografie des I. Weltkriegs mitprägte. Repro: SKD

Dominierten in der künstlerischen Reflexion von Kriegen bis in die frühe Neuzeit hinein vor allem heroische Porträts von Schlachtenlenkern, entwickelte der I. Weltkrieg – begleitet auch von den noch jungen Medien „Film“ und „Foto“ – schon früh eine eigene Ikonografie des Schreckens: Stacheldraht, Gasmasken, Schützengräben, zerfetzte und verwesende Menschenkörper, zermalmt vom neuen Krieg der Maschinen, der MGs, Panzer und Giftgas-Geschütze.

Wie wohl kaum ein anderer Künstler seiner Zeit hat Otto Dix (1891-1969) diese Ikonografie mitgeprägt, vor allem durch sein 1929/30 entstandenes Triptychon „Der Krieg“, das ab 5. April aus Anlass des 100. Jahrestages des Kriegsausbruchs im Zentrum einer Dix-Ausstellung im Dresdner Albertinum stehen wird. Begleitend dazu haben die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) und die Technischen Sammlungen Dresden (TSD) nun das Programm „Bei unseren Helden“ mit Weltkriegs-Filmen vorbereitet, die ab April im TSD-Museumskino die kinematografische Sicht auf den „Großen Krieg“, die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ zeigen.

Bilderkosmos aus Stacheldraht und Gasmasken entwickelte sich schon im Krieg

Werbeplakat für "Westfront 1918" (Nerofilm)

Werbeplakat für „Westfront 1918“ (Nerofilm)

„Der Bilderkosmos aus Drahtverhauen, Gasmasken und Lafetten hat sich bereits während des Weltkrieges entwickelt“, schätzt Simone Fleischer von der „Galerie Neue Meister“ ein, die gemeinsam mit TSD-Sprecherin Maren Dose das Filmprogramm zusammengestellt hat. So sind im Museumskino beispielsweise am 25. April die deutschen Schwarzweiß-Streifen „Weihnachtsglocken“ (1914) und „Bei unseren Helden in der Somme“ (1917) zu sehen – eine propagandistische deutsche Antwort auf den britischen Dokfilm-Kassenschlager „Die Schlacht an der Somme“ (1916). „Wir wissen zwar nicht, ob Dix gerade diese Filme auch gesehen hat, aber einiges spricht dafür, denn er ging als Kind seiner Zeit natürlich auch ins Kino“, sagt Fleischer. Auszugehen ist aber wohl davon, dass sich die Weltkriegs-Bilderwelt schon bald intermedial verbreitete: Dokumentarische Frontfotos beeinflussten Maler, die wiederum Filmemacher – und vermutlich auch umgekehrt.

Ausschnitt aus "Westfront 1918":

Kritische Sicht dominierte rasch in Weltkriegsfilmen

War die Filmproduktion während des I. Weltkrieges noch sehr propagandistisch geprägt, dominierte später vor allem die kritische Sicht, die menschliche Perspektive des einzelnen Soldaten in den „Blutpumpen“ vor Verdun oder an der Somme. Der Tonfilm „Westfront 1918“ aus dem Jahr 1930 beispielsweise zermürbt die Infanteristen im Film wie den Zuschauer lautstark mit dem Dauergeschützfeuer der Schützengräben, kurz darauf kam die US-Verfilmung von „Im Westen nichts Neues“ nach Erich Maria Remarque in die Kinos. Und natürlich darf in der Museums-Kino-Reihe „Wege zum Ruhm“ (1957) nicht fehlen, in dem Stanley Kubrick die Schuld menschenverachtender Befehlshaber für den hohen Blutzoll des Krieges anprangerte.

Auch Defa setzte sich mit Urkatastrophe auseinander

Karl (l.) und Richard sind im Defa-Film "Die Frau und der Fremde" Frontkameraden. Nach Hause zurückgekehrt, gibt sich Karl als Annas Mann aus - darauf vertrauend, dass der Krieg alle Soldaten alle zu "Fremden" gemacht hat. Foto: Defa-Stiftung

Karl (l.) und Richard sind im Defa-Film „Die Frau und der Fremde“ Frontkameraden. Nach Hause zurückgekehrt, gibt sich Karl als Annas Mann aus – darauf vertrauend, dass der Krieg alle Soldaten alle zu „Fremden“ gemacht hat. Foto: Defa-Stiftung

„Sehr berührend und verstörend ist auch ,Johnny zieht in den Krieg’“, betont Fleischer. Die US-Produktion von 1971 verzichtet fast ganz auf Schlachtenbilder, sondern fokussiert sich auf einen Verwundeten, der im Krieg beide Beine und Arme verloren hat – und zum lebenden Experimentalobjekt wird. Die Defa-Streifen „Abschied“ über einen Kriegsverweigerer (1968) und „Die Frau und der Fremde“ über eine seltsame Dreiecksbeziehung zweier Frontsoldaten und einer Frau (1985) zeigen schließlich die DDR-Sicht auf den I. Weltkrieg.

Autor: Heiko Weckbrodt

 

 

Das Filmprogramm:

Was? Weltkriegs-Filmreihe „Bei unseren Helden“ zur Dix-Ausstellung

Wo? Museumskino der Technischen Sammlungen Dresden, Junghansstraße 1

Eintrittspreis? fünf Euro, erm. vier Euro

Wann? jew. 20 Uhr:

11./12.4.: „Im Westen nichts Neues“, Regie: Lewis Milestone (USA 1930)

25.4.: „Bei unseren Helden in der Somme“ (Deutschland 1917) und „Weihnachtsglocken“ (Deutschland 2014), Regie: Franz Hofer

9.5.: „Westfront 1918“ (Deutschland 1930), Regie: G. W. Pabst

10.5.: „Die große Illusion“ (Frankreich 1937), Regie: Jean Renoir

23. 5.: „Wege zum Ruhm“ (USA 1957), Regie: Stanley Kubrick

24.5.: „Johnny zieht in den Krieg“ (USA 1971), Regie: Dalton Trumbo

6.6.: „Abschied“ (DDR 1968), Regie: Egon Günther

7.6.: „Die Frau und der Fremde“ (DDR 1985), Regie: Rainer Simon

Mehr Infos dazu gibt es hier

 

Zum Weiterlesen:

100 Jahre nach dem Kriegsausbruch: Bibliothek SLUB bereitet Internetportal vor

Englischer Weltkriegs-Dokfilm „Die Schlacht an der Somme“ nun auf DVD

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

Schreibe einen Kommentar