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Dresden bekommt ein Digitalplanetarium

Künstlerische Darstellung des erdähnlichen Planeten um Alpha Centauri B. Abb.: ESO

Abb.: ESO

Palitzschmuseum Prohlis würdigt damit Bauernastronomen

Dresden, 16. April 2014: Im Palitzschmuseum an der Gamigstraße entsteht derzeit Dresdens erstes öffentliches Digitalplanetarium. Die dafür nötige Kuppel ist bereits weitgehend fertig, jetzt folgt die technische Installation. Das Planetarium gehört zum Abschnitt „Astronomie“ der neuen Dauerausstellung, die zusammen mit einer Exposition über den Bauernastronomen Johann George Palitzsch (1723-1788) und einem bereits realisierten Abschnitt über die Prohliser Dorfgeschichte am 8. Mai offiziell eröffnet wird.

Astroschau erinnert an Wiederentdeckung des Halleyschen Kometen durch Palitzsch

Johann Georg Palitzsch als Bauernastronom auf einem Stich von C.G. Schulze aus dem Jahr 1782. Repro: Palitzschmuseum

Johann Georg Palitzsch als Bauernastronom auf einem Stich von C.G. Schulze aus dem Jahr 1782. Repro: Palitzschmuseum

Den Plan, das Palitzschmuseum durch ein Planetarium um eine Attraktion von stadtweiter Ausstrahlung zu bereichern, verfolgt Museumsleiter Peter Neukirch bereits seit zwei Jahren. Der Einbau verzögerte sich wegen Geldmangels jedoch. Nun aber hat sich ein – noch ungenannter – Spender gefunden, der die Kosten übernommen hat. Um welche Summe es sich handelt, wollten Neukirch wie auch die Städtischen Museen noch nicht verraten. Bei früheren Planungen war jedoch von mindestens 14.000 Euro die Rede gewesen. In dem Planetarium sollen vor allem Kinder und Jugendliche interaktive virtuelle Reisen durch den Kosmos unternehmen und zum Beispiel auch den Halleyschen Kometen verfolgen können, den Palitzsch wiederentdeckt hatte. Später soll die Astro-Schau eventuell noch um das bespielbare Modell einer Mond- oder Mars-Oberfläche erweitert werden, auf der Kinder ferngesteuerte Raum-Rover fahren lassen.

Hobby-Aufnahmen vom Baustart des DDR-Plattenbauviertels aufgetaucht

Auch das bereits etablierte Prohlis-Segment des Museums hat kürzlich eine neues „Bonbon“ bekommen: Einige Minuten Hobbyfilmer-Aufnahmen, die wahrscheinlich vor dem Schlossbrand 1980 entstanden und aus dem Schloss heraus die Baustelle für das damals entstehende Plattenbauviertel zeigen. Neukirch hat die Super-8-Farbaufnahmen inzwischen digitalisieren lassen und will sie in die Medienstationen im Hause integrieren. Autor: Heiko Weckbrodt

Aus der Geschichte von Prohlis

1288: Erste urkundliche Erwähnung von Prohlis, der Name des Dorfes leitete sich wahrscheinlich vom sorbischen Wort für „Aue“ ab. Besiedelt war das Gebiet aber bereits spätestens in der Jungsteinzeit.

1921: Prohlis wird nach Dresden eingemeindet.

18. Jahrhundert: Der wohl berühmteste Prohliser Bürger, Johann George Palitzsch, wirkt als Erfinder, Bauer, Astronom und Universalgelehrter in Prohlis. Er führte u. a. den Blitzableiter und den Kartoffelanbau in der Region ein.

1851: Der Bauer Johann Gotthelf Hünichen den Gebäudekomplex, der heute als „Palitzschhof“ bekannt ist – Palitzschs eigentlicher Bauernhof ist längst abgerissen.

1976 bis 1980: Das Plattenbauviertel Prohlis entsteht, allein der „Palitzschhof“ und das Schloss bleiben (zunächst) vom alten Prohliser Dorfkern übrig.

Die Aufnahme vom Schloss Prohlis entstand nach dem Brand im Dezember 1980. 1985 wurde die Ruine neben dem Plattenbauviertel abgerissen. Foto: Privatbesitz

Die Aufnahme vom Schloss Prohlis entstand nach dem Brand im Dezember 1980. 1985 wurde die Ruine neben dem Plattenbauviertel abgerissen. Foto: Privatbesitz

1980: Durch Brandstiftung fackelt das Prohliser Schloss der von Kapp-herrs ab, die Pläne für ein Stadtteilzentrum mit Restaurant im Schloss werden danach ad acta gelegt.

1985: Die Schlossruine wird abgerissen.

1988: Durch eine Bürgerinitiative entsteht im „Palitzschhof“ ein Heimatmuseum.

1990: Die Stadt Dresden übernimmt das Museum.

2003-2005: Der vordere Teil des Palitzschhofes wird saniert.

Ab 2007: Das Museum wird aufgewertet, schrittweise entsteht bis 2014 eine richtige Dauerausstellung mit den Schwerpunkten „Prohliser Geschichte“, „Palitzsch“ und „Astronomie“. hw

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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