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DVD „Inside Wikileaks“: Viel Nerd-Sprech, viel Schlammschlacht

Geht so fast den ganzen Film über: Menschen starren auf Monitore - wenn sie nicht gerade auf Tastaturen herumhacken. Hier trifft es vor allem Julian Assange (Benedict Cumberbatch, links) Daniel Domscheit-Berg (Daniel Brühl, 3.v.l.) und Marcus (Moritz Bleibtreu, rechts). Foto: Constantin

Geht so fast den ganzen Film über: Menschen starren auf Monitore – wenn sie nicht gerade auf Tastaturen herumhacken. Hier trifft es Julian Assange (Benedict Cumberbatch, links) Daniel Domscheit-Berg (Daniel Brühl, 3.v.l.) und Marcus (Moritz Bleibtreu, rechts). Foto: Constantin

Subjektive Sicht auf die Internet-Enthüllungsplattform

Die Internetplattform „Wikileaks“ hat die inneren Gesetzmäßigkeiten von Enthüllungsjournalismus und staatlicher Geheimniskrämerei grundlegend umgewirbelt. Sie hat die Welt transparenter gemacht, hat die zweifelhaften Machenschaften von US-Antiterrorkämpfern und isländischen Raff-Bankern aufgedeckt– allerdings auch zu Streit geführt, welche Konsequenzen der alter Hacker-Grundsatz „Die Information ist frei“ in letzter Konsequenz haben kann. Ex-Mitstreiter Daniel Domscheit-Berg, der sich im Streit von Wikileaks-Gründer Julian Assange trennte, hat darüber ein Buch geschrieben, dessen Leinwand-Adaption nun auf DVD erschienen ist.

Gleich gesagt sei: Als filmisches Werk ist „Inside Wikileaks“ allenfalls mäßig. Sehen sollte man es wohl auch eher als Diskussionsanstoß: einerseits mit Blick auf die Snowden-Affäre, die in einer Tradition mit den Assange-Enthüllungen steht. Andererseits werfen Buch wie Film ein interessantes, wenn auch sehr subjektives Licht auf das Eigenverständnis der Wikileaks-Protagonisten.

Werbevideo (Constantin):

Bärtige Hacker und verlogene Wahrheits-Fanatiker

Domscheit-Berg (gespielt von einem gar bärtigen Daniel Brühl) zeichnet hier ein recht kritisches Bild von Julian Assange (Benedict Cumberbatch, „Star Treck“, Kleiner Hobbit 2): Der Wikileaks-Gründer als Idealist, der nach außen Transparenz und Wahrheit über alles stellt, allerdings um der „Sache“ willen hinter den Kulissen lügt, dass sich die Server-Racks biegen, der um der rückhaltlosen „Wahrheit“ willen Akten mit Klarnamen veröffentlicht, die Menschen in Lebensgefahr brachten. Es sei hier nicht auf die Details der Schlammschlacht zwischen Domscheit-Berg und Assange näher eingegangen, aber auch betont: So einfach, wie der Film den Dissens schildert, war es dann doch nicht.

Informantenschutz durch Internet-Prinzipien

Interessanter ist da das Konzept der Enthüllungsplattform, das im Film näher beschrieben wird: Waren Journalisten früher darauf angewiesen, dass sich ihnen Informanten aus Regierungsstellen im Vertrauen auf ihre Verschwiegenheit offenbarten, gebot zudem die Erfahrung (Beispiel: gefälschte Hitler-Tagebücher), diese Informationen auf Echtheit zu prüfen, wählte Wikileaks (eine Wortfügung aus hawaiisch „schnell“ und englisch „Leck“) ein basisdemokratisches Prinzip: Jeder kann hochladen, was immer er denkt, diese Uploads sind so verschleiert, dass eine Enttarnung des Lecks recht unwahrscheinlich ist. Nach einem (eher begrenztem) Prüfprozess werden die Infos ins Netz gestellt und auf so vielen Spiegelseiten verteilt, dass keine Regierung und kein Konzern mit richterlichen Abschalt-Anordnungen hinterher kommt. Dies sorgt für Vertrauen bei den Informanten und für einen stetigen Zufluss von Geheimnissen – falschen wie echten. Glaubt man „Wikileaks Inside“, war es freilich mit der verantwortungsvollen Prüfung der Daten und der Verschlüsselungssicherheit nicht so weit her, wie Assange nach außen hin tat.

Foto: Constantin

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Fazit: filmisch mau, inhaltlich streibar

Freilich muss man echtes Interesse am Inhalt haben, um die formalen Mängel des Films zu akzeptieren. Der ist ein Zusammenschnitt von Nerd-Sprech, bedeutungsschwangeren Phrasen und dauerbetroffen-selbstgerechten Typen, die auf Tastaturen herumhacken – eher anstrengend als spannend. Zudem muss man in Rechnung stellen, dass hier eine sehr subjektive Sicht auf Wikileaks und die Hackerszene gespiegelt wird. Autor: Heiko Weckbrodt

„Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt“ (Dreamworks/ Constantin-Film), Enthüllungsfilm über Enthüllungsplattform, USA 2013 (DVD 2014), Regie: Bill Condon, mit Benedict Cumberbatch, Daniel Brühl, Moritz Bleibtreu, Stanley Tucci und Carice van Houten, 124 Minuten, FSK 6, DVD 15 Euro, Bluray 18 Euro

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