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„Scheidung auf Finnisch“: Nutten, Gigolos und Knarren

Tuula (Elina Knihtilä, rechts) geht ihrem Ex Juhani (Hannu-Pekka Juhani Björkman, links) an die Gurgel. Foto: Epix

Tuula (Elina Knihtilä, rechts) geht ihrem Ex Juhani (Hannu-Pekka Juhani Björkman, links) an die Gurgel. Foto: Epix

Köstlich-schräger Rosenkrieg aus der Kaurismäki-Schmiede

Tuula (Elina Knihtilä ) ist Teamgeist-Dozentin, Juhani (Hannu-Pekka Juhani Björkman) Familientherapeut. Sie macht auf kühle Blondine, er auf gutmütigen Schmerbauch. Sie fährt ein BMW-Cabrio, er einen alten Volvo. Und in ihrer Ehe kriselt es gewaltig. So stark, dass sie bei einem Lagerfeuer ihre gemeinsamen Fotos verbrennen und die Scheidung beschließen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn „Scheidung auf Finnisch“ geht ohne Gigolos, Huren, estnische Mafiosi und eine Entführung einfach nicht ab.

Blick in Abgründe einer Ehe

Die gleichnamige Komödie von Mika Kaurismäki – nun in Deutschland auf DVD verfügbar –, ist ein Rosenkrieg der etwas anderen Art: nicht so abgeleckt Danny DeVitos Scheidungsklassiker von 1989, aber ähnlich bissig – vor allem menschlicher, tiefschürender. Wo Hollywood die Motive im Schweinsgalopp abhandelt, lässt der ältere Kaurismäki seinen Protagonisten Zeit, die Gründe für den Spalt zwischen ihnen selbst zu erkennen.

Werbevideo (Finnisch mit engl. UT, Epix):

Lyrik im Grab und eine gefakte Freundin

Dabei ist „Scheidung auf Finnisch“ aber kein schwer verdauliches Problemkino, sondern auf eine ganz eigen Weise spritzig und humoresk. Denn Mika hat mit seinem jüngeren Bruder, dem finnischen Star-Regisseurs Aki Kaurismäki („Leningrad Cowboys“), die Leidenschaft für bizarre, lapidare Einstellungen gemeinsam. Köstlich etwa, wie Juhani im selbstgeschachteten Grab plötzlich Lyrik zu rezitieren beginnt, oder die Schnittfolge beim Fenstersturz einer Hure. Oder wie Tuula und Juhani einander eifersüchtig zu machen versuchen – die eine mit einem eilends herbeizitierten Gigolo, der andere mit einer angeheuerten Prostituierte, die er für seine neue Freundin ausgibt, was alle wiederum in eine Gangster-Intrige und unerwartete Wiederbegegnungen stürzt.

Foto: Epix

Foto: Epix

Fazit: Bizarr komisch

Die Finnen haben’s immer wieder drauf, selbst alten Sujets noch neue Erzählweisen abzugewinnen und recht bizarre Vergrößerungsgläser davorzuschieben. Köstlich. Autor: Heiko Weckbrodt

„Scheidung auf Finnisch“ (Indigo), Finnland 2009 (DVD 2014), Komödie, Regie: Mika Kaurismäki, 107 Minuten, Boni: Musikvideo, DVD 15 Euro, Bluray 16 Euro

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