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Sachsen im Aufschwung

Wachstumstreiber Autoindustrie in Sachsen - hier ein Blick in die i8-Montage im BMW-Werk Leipzig. Foto: BMW

Wachstumstreiber Autoindustrie in Sachsen – hier ein Blick in die i8-Montage im BMW-Werk Leipzig. Foto: BMW

Ifo prognostiziert solides Wirtschaftswachstum für 2014/15

Dresden, 3. Juli 2014: In Sachsen geht es vorerst aufwärts: Die Dresdner Forscher des ifo-Instituts rechnen in diesem Jahr mit 1,9 Prozent Wirtschaftswachstum im Freistaat, im kommenden Jahr mit 2,1 Prozent. Damit wird die hiesige Wirtschaft nicht ganz so stark zulegen wie die gesamtdeutsche (plus 2 bzw. 2,2 Prozent Bruttoinlandsprodukt = BIP), sich aber etwas dynamischer als die ostdeutsche Wirtschaft (1,8 bzw. 2 Prozent) entwickeln. „Wir befinden uns in einem Aufschwung“, ist sich Prognose-Koautor Robert Lehmann sicher.

Dies dürfte auch zu mehr Jobs führen. Allerdings werde sich der Arbeitsmarkt nicht ganz so lebhaft wie die sächsische Wirtschaftsleistung entwickeln: Laut ifo-Prognose wird die Zahl der Erwerbstätigen in Sachsen in diesem Jahr um nur 0,5 Prozent wachsen, im Folgejahr um 0,4 Prozent.

Gute Binnennachfrage und Exportaussichten

Robert Lehmann vom ifo Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Robert Lehmann vom ifo Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Verantwortlich für das solide Wachstum machten Lehmann und seine Ko-Autoren Prof. Joachim Ragnitz, Michael Weber und Tobias Knoblich vor allem die gute Binnennachfrage, aber auch das wachsende Interesse an deutschen Erzeugnissen im Ausland. Zwar seien Investoren und Produzenten durch die Unruhen in der Ukraine und im Irak in jüngster Zeit etwas pessimistischer gestimmt, räumte Lehmann ein. Doch es sei nicht absehbar, dass dies die Konjunktur ersticken werde. Denn hatten nach der Weltwirtschaftskrise 2008-2010 vor allem aufstrebende Schwellen- und Industrieländer wie China, Indien oder Brasilien die deutschen Exporte beflügelt, geht es nun auch wieder in den USA, Großbritannien und Japan aufwärts. Auch in Tschechien, Polen und anderen EU-Staaten brummen die Fabriken.

Sachsen profitiert überdurchschnittlich

Und von dieser Auslandsnachfrage wird Sachsen im ostdeutschen Vergleich überdurchschnittlich profitieren, da die Wirtschaft im Freistaat recht exportorientiert und industriell geprägt ist. Auch haben die milde Winterwitterung, die Flutreparaturen und die für den Wohnungsbau günstige Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) die sächsische Bauwirtschaft belebt. Und: Weil viele Unternehmen wegen der Juni-Flut 2013 im vergangenen Jahr Investitionen aufgeschoben hatten, holen sie die nun nach, lösen damit mehr Aufträge an Anlagenbauer und Baufirmen aus. „Die Nachhol-Effekte der Flut werden erst in diesem Jahr richtig wirksam“, sagte der Wirtschaftsforscher.

Vor allem Fahrzeugnbau und Metallindustrie boomen

Vor allem Industrie und Bau legen in Sachsen derzeit zu. Repro: hw

Vor allem Industrie und Bau legen in Sachsen derzeit zu. Repro: hw

Wachstumsträger in Sachsen sind insofern auf absehbare Zeit die Industrie und die Baubranche. Und schaut man tiefer, wachsen vor allem die in Leipzig, Zwickau und andernorts konzentrierte Automobilindustrie (VW, BMW, Porsche etc.) besonders stark, gefolgt von der metallverarbeitenden Branche beziehungsweise dem Anlagenbau, der zum Beispiel in Dresden und Chemnitz Hochburgen hat. Auch in der Halbleiterindustrie im Raum Dresden-Freiberg (Globalfoundries, Infineon etc.) sieht die Auftragslage derzeit recht gut aus. Inwieweit die darbende Solarbranche im Freistaat noch immer für dämpfende Effekte sorgt, wagte sich Lehmann nicht einzuschätzen.

Ifo: Mindestlohn kostet 911.000 Jobs in Deutschland

Ab 2015 seien auch erste Effekte des Mindestlohn-Gesetzes zu erwarten, hat derweil ifo-Dresden-Chef Prof. Marcel Thum in einer separaten Studie kalkuliert. Für Deutschland im Ganzen rechnet er durch den Mindestlohn mit einem Verlust von rund 911.000 Jobs, davon rund 293.000 in Ostdeutschland. Der Abbau werde sich aber wohl über mehrere Jahre hinstrecken. Hintergrund: Im Osten Deutschlands ist der Anteil der Geringverdiener besonders hoch, hier bekommt jeder fünfte Berufstätige (20,4 Prozent) weniger als den künftigen Mindestlohn von 8,50 Euro, der zwischen 2015 und 2017 eingeführt werden soll. In Westdeutschland trifft dies hingegen nur auf 12,5 Prozent aller Erwerbstätigen zu. Eingerechnet sind hier auch Teilzeit-Arbeiter und Mini-Jobber. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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