Köln/Dresden, 4. Juli 2014: Weil es sichtlich zu lange dauert, alle beschädigten historischen Unterlagen des vor fünf Jahren eingestürzten Stadtarchivs Köln von Hand zu restaurieren und zu digitalisieren, bitte die Kölner „Stiftung Stadtgedächtnis“ nun um Hightech-Hilfe: „Bei all diesen Prozessen der Restaurierung, Digitalisierung und Zusammenführung der zirka 30.000 Meter Archivgut können innovative Techniken sicher Teile der Handarbeit der Restauratoren ersetzen und deutlich beschleunigen“, heißt es in dem Aufruf. „Es wäre sehr interessant, ob es an irgendeiner Stelle in der Bundesrepublik schon Ideen und Techniken gibt, die man auf die Restaurierung von Papier adaptieren könnte, um so einen wertvollen Beitrag zum Erhalt schriftlichen Kulturgutes zu leisten.“
Nach Einsturz ein Drittel der Archivalien schwer beschäftigt
Nachdem das Kölner Stadt Stadtarchiv im März 2009 eingestürzt war, fanden die Suchtrupps zwar rund 95 Prozent der Archivalien letztlich wieder. Aber die Hälfte davon war mittelschwer, rund ein Drittel schwer beschädigt. „Ein Teil des Materials hat bis zu zweieinhalb Jahre unter Wasser gelegen und wurde von Tauchern geborgen“, berichtete die Stiftung. „Die anschließende Gefriertrocknung der nassgewordenen Archivalien wurde in der Zwischenzeit abgeschlossen.“ Nun aber müsse man manuell mit speziellen Latexschwämmen, Bürsten, Pinseln und Druckluft die Dokumente und Bücher von Dreck und Mikrobakterien befreien, mit Japanpapier stabilisieren und Risse reparieren, um es dann zu digitalisieren. Und dabei brauchen die Kölner nun Hilfe, um diese Prozesse zu automatisieren – andernfalls würde sich die Rettung noch über Jahrzehnte hinstrecken.
Sachsen haben nun Kulturgut-Rettungszug angeschafft
Andere Archive und Bibliotheken in Deutschland haben bereits Konsequenzen aus dem Kölner Archiv-Einsturz und dem Brand in der Weimarer Amalia-Bibliothek gezogen. So haben Dresdner Kultureinrichtungen inzwischen einen Rettungsverbund gegründet und einen Kulturgut-Notfall-Feuerwehrzug angeschafft, um im Katastrophenfall die schlimmsten Schäden zu verhindern. Beteiligt ist auch die Sächsische Landes- und Uni-Bibliothek SLUB, die in Dresden eines der größten Digitalisierungszentren Deutschlands betreibt. Autor: Heiko Weckbrodt
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