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Feuerwerke machen uns krank, töten uns aber nicht

Feuerwerke - hier über der Dresdner Altstadt - sehen zwar schön aus, wirbeln aber Unmassen von Ultra-Feinstaub in die Luft. Foto: LHD, Christoph Münch

Feuerwerke – hier über der Dresdner Altstadt – sehen zwar schön aus, wirbeln aber Unmassen von gesundheits-gefährdendem Ultra-Feinstaub in die Luft. Foto: LHD, Christoph Münch

Internationale Studie unter Dresdner Leitung nahm Ultrafeinstaub unter die Lupe

Dresden, 27. November 2014: Töten uns Feuerwerke und Maifeuer? Eine breitangelegte internationale Untersuchung in Dresden, Augsburg, Prag, Ljubljana (Slowenien) und Chernivtsi (Ukraine) hat diesen vermuteten Zusammenhang zwischen Ultra-Feinstaub und dadurch bedingten Todesfällen nicht belegen können. Allerdings hat die Studie gezeigt, dass eben Feuerwerke, aber auch harmlos anmutende Freizeitaktivitäten wie Grillabende, Brauchstumsfeuer und sogar der Einsatz der – wegen ihres Lärms ohnehin umstrittenen – Laubbläser mit Verbrennungsmotoren die Konzentration von Staubpartikeln mit Durchmessern von weniger als 100 Nanometer (Millionstel Millimeter) in der Stadtluft drastisch erhöhen können und uns krank machen können. Nach Einschätzung der Autoren erhöhen dieser Ultrafeinstaub zumindest das Risiko von Atemwegs-Erkrankungen. Diese Resultate teilte heute das „Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie“ in Dresden mit.

Feinstaub-Erklär-Video (LfULG):

Fünf europäische Städte drei Jahre lang untersucht

Das Silvesterfeuerwerk 2012/13 sorgte für solch drastische Spitze in den Ultrafeinstaub-Messungen - ein Regen am Folgetag senkte die Konzentration dann deutlich. Abb.: UFIREG, LfULG

Das Silvesterfeuerwerk 2012/13 sorgte für solch drastische Spitze in den Ultrafeinstaub-Messungen – ein Regen am Folgetag senkte die Konzentration dann deutlich. Abb.: UFIREG, LfULG

Unter der Leitung des Forschungsverbundes „Public Health Sachsen“ der TU Dresden hatten Wissenschaftler von sieben Institutionen aus Deutschland, Tschechien, Slovenien und der Ukraine an dem von der EU mit 1,6 Millionen Euro finanzierten Projekt „UFIREG“ beteiligt. Drei Jahre lang hatten sie in den erwähnten fünf Städten die bisher kaum erforschten Ultrafeinstäube gemessen und mit Krankenhaus-Statistiken verglichen. In Dresden wurde beispielsweise Ultrafeinstaub-Messtechnik an der Station Winckelmannstraße installiert. Einen signifikanten Zusammenhang zwischen Ultrafeinstaub-Spitzen und Todesfällen konnten sie dabei nicht ausmachen: Die Sterblichkeitsrate nach einschlägigen Krankheitsbildern erhöhte sich „nur“ um 0,33 bis 0,36 Prozent, wenn sich in der jeweiligen Stadt die Ultrafeinstaub-Konzentration um 1000 Teilchen pro Kubikmeter Luft erhöhte – zu wenig für valide Aussagen. Allerdings fanden die Forscher einen signifikanten Zusammenhang zwischen Krankenhaus-Einweisungen wegen Atemwegs-Erkrankungen und Ultrafeinstaub-Spitzen.

Ultrafeinstaub 100 Mal winziger

Zum Verständnis: Bisher drehte sich die Diskussion um Umweltzonen und Feinstaub in Deutschland vor allem um gröbere Stäube mit ein paar Mikrometer (Tausendstel Millimeter), denn nur der wird systematisch durch ein Netz von Messstationen erfasst. Der nun erstmals systematisch untersuchte Ultrafeinstaub hingegen ist 100 Mal feiner und durchdringt viel leichter die Abwehrmechanismen des menschlichen Körpers. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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