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Dresdner Wirtschaftsbürgermeister: Wir vertanzen unsere Zukunft

Einst Sitz des Nagema-Kombinats, nun verfällt das Hochhaus neben der Pactec-Fabrik. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Dresdner Wirtschaftsfförderer füchten ein Szenario wie bei Pactec, das beinahe aus Dresden abgezogen wäre Foto: Heiko Weckbrodt

In fünf Jahren kann Stadt Investoren nichts mehr bieten, warnt Hilbert

Dresden, 10. Dezember 2014. Dresdens Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hat die von der neuen rot-rot-grünen Stadtratsmehrheit geplanten Haushalts-Kürzungen in der Wirtschaftsförderung zu Gunsten der Kultur. „Wir vertanzen und versingen hier unsere Zukunft“, warnte Hilbert, der zur nächsten Oberbürgermeister-Wahl in Dresden kadidieren will. Die Kulturförderung aufzustocken, während man die Entwicklung des Gewerbegebietes in Ottendorf-Okrilla sowie des „Wissenschaftsparks Ost“ in Strehlen streiche, sei unverhältnismäßig und riskant. Er sei nicht für Kulturkürzungen, betonte der Bürgermeister, meinte aber auch: „Wir haben weniger Investitionsmittel im gesamten Doppelhaushalt als die freie Kulturszene pro Jahr!“

Nachfrage für Gewerbeflächen steigt

Dresdens amtierender OB Dirk Hilbert. Abb.: LHD Dresden

Dirk Hilbert. Abb.: LHD

Hintergrund: Die Nachfrage von einheimischen Unternehmen und Investoren von außen für Gewerbeflächen in Dresden steigt seit einigen Jahren an. Verkaufte die Stadt vor zwei Jahren etwa zweieinhalb Hektar Bauflächen für Fabriken und Bürokomplexe in Gewerbegebieten, waren es im vergangenen Jahr knapp drei Hektar, in diesem Jahr sogar vier Hektar. Dies liege vor allem an den Wachstumsschüben im Dresdner Mittelstand, der seit der Wende entstanden ist und nun expandiert, schätzte Hilberts Referent Torsten Rex ein. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage in nächster Zeit mindestens ebenso hoch bleibt.“

Planspiele: Wird Ottendorf-Okrilla nach Dresden eingemeindet?

Zudem hat die Stadtverwaltung auch keine größeren zusammenhängenden Flächen mehr zu bieten, wie sie etwa eine – immer noch erhoffte – weitere Chipwerk-Ansiedlung gebraucht würde. Die wollte sich Hilbert durch ein gemeinsames Gewerbegebiet mit der Nachbargemeinde Ottendorf-Okrilla erschließen. Kürzlich hatte Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) allerdings gewarnt, dass die dort künftig erhobenen Gewerbesteuern nicht einfach nach Dresden umgeleitet werden könnten. Hinter verschlossen Rathaus-Türen wird daher inzwischen über eine Verhandlungslösung über den Freistaat oder sogar eine Eingemeindung von Ottendorf-Okrilla diskutiert – was aber kurzfristig kaum denkbar erscheint.

Viele Grundstücke für Bestands-Firmen reserviert

Mittlerweile habe Dresden in seinen existierenden Gewerbegebieten jedenfalls nur noch 30 Hektar frei, von denen zehn Hektar fest für mögliche Erweiterungsvorhaben bereits angesiedelter Unternehmen reserviert seien, so Rex. „Die würden wir nur in der äußersten Not verkaufen, sonst droht wieder so etwas wie bei Pactec, die fast abgewandert wären, weil die Erweiterungsfläche nebenan plötzlich nicht mehr verfügbar war.“

Werden Imbiss mit nur noch einer Bratwurst

Bleiben also 20 Hektar, die bei einer unterstellten Jahresnachfrage von vier Hektar in fünf Jahren vergeben wären. Neue Gewerbegebiete vorzubereiten, dauere jedoch drei bis fünf Jahre, sagte Rex. Fliegen insofern die Vorhaben in Strehlen und Ottendorf-Okrilla wirklich aus dem Doppelhaushalt 2015/16 heraus, hat die Stadt 2019/20 so gut wie keine Flächen für Investoren mehr. „Dann sind wir wie ein Imbiss-Verkäufer, der keine Speisekarte mehr hat, sondern nur noch eine Bratwurst im Angebot – und hoffen muss, dass der Kunde genau die will.“ Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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