DDR-Innovationsprojekt in Roßleben (3): Neues Werk sollte Kalisalz für Dünger-Export reiner aufbereiten
Roßleben, 21. Dezember 2014: In den 1960er Jahren ließ die DDR-Wirtschaftsführung das Kali-Bergwerk Roßleben aufwendig modernisieren, um mehr devisen-trächtiges Kalisalz für den Westexport zu gewinnen. Warum dieses Kernziel letztlich scheiterte, schildern wir in unserem innovationspolitischen Fallbeispiel. Nachdem wir im zweiten Teil die Modernisierung unter der Erde skizziert haben, wird hier die „tabula rasa“ an den Aufbereitungs- und Logistikanlagen über der Erde geschildert. So überstand übertage nur das unter Denkmalschutz stehende Verwaltungsgebäude den praktisch totalen Abbruch und Neubau schadlos. Es musste ein komplett neuer, dann weithin sichtbarer Förderturm in Stahlskelettbauweise her. Er wurde ausgemauert mit den auch für das aggressive Kali unanfechtbaren rotbraunen Klinkern.
Großmühle mahlte Fördergut klein
In unmittelbarer Nachbarschaft entstand eine groß dimensionierte Mahlanlage, in der das Rohsalz auf die technologisch geforderte Korngröße gebracht wurde. Das Sprengen der alten Gebäude erfolgte fast auf Tuchfühlung zueinander, ging aber stets glimpflich ab.
Rotationsanlage statt Heißlöse trennte nun das Kali
Für die Aufbereitung des Salzes zur Trennung von Beimengungen und Anreicherung auf den im Staatsplan geforderten Anteil von 40 Prozent Kaliumdioxid (K2O) im Endprodukt kam ein Rotationsverfahren zum Einsatz. Es löste das im Kali-Bergbau traditionelle Heißlöseverfahren ab. Beim alten Verfahren wurden die unterschiedlichen Löslichkeiten der Salzarten bei verschiedenen Temperaturen, beim neuen Verfahren die unterschiedlichen Wichten für die Trennung genutzt. Die Fabrik- und Schwimmanlage sowie die große, mit Kohlenstaub gefeuerte Trockenanlage, waren fortan die wichtigsten Aufbereitungsanlagen.
Überall klebte Salz im Werk
Alle Anlagenteile, bis hin zu einer ebenfalls komplett neuen leistungsfähigen Verladeanlage für das Kaliprodukt, wurden durch leistungsfähige Bandanlagen verbunden. Trotz Einbau von Entstaubungsanlagen versank aber fortan das Kaliwerk nahezu im Salz. Speziell bei nasser Witterung war dies ein wirkliches Übel.
Unterirdischer Durchbruch zwischen den Gruben
Komplett verschwand eine Seilbahnanlage, die das in der rund neun Kilometer entfernte Grube „Wangen“ gefördete Kali zur Aufbereitung ins Kaliwerk gebracht hatte. Ihre Trasse hatte über den Mittelberg geführt, der inzwischen als Fundort der Himmelsscheibe von Nebra weltbekannt ist. Die Seilbahn war stets instandhaltungsintensiv und ohne Leistungsreserven gewesen. Aber eben Leistungssteigerung war ja gefragt. Möglich wurde der Abbruch der Seilbahn, nachdem vom Revier in Wangen der unterirische Durchbruch zum Roßlebener Revier geschafft war.
Abfertigungsanlage für komplette Kali-Züge entstanden
Seit der Entstehung des Kaliwerkes wurde das Kalisalz in kleinen Waggongruppen direkt vom Werk in den etwa drei Kilometer entfernten Anschlussbahnhof Rossleben an der Unstrutbahn befördert. Die Unstrutbahn verbindet Naunburg an der Saale mit der Kleinstadt Artern nahe Sangerhausen. Nach der Modernisierung übernahmen das fortan werkseigene Verlade- und Übergabezüge in Rossleben. Die konnten nun als komplett beladen, abgefertigt und abgefahren werden.
Eigenes Kraftwerk für die Kalifabrik
Auch das werkseigene Kraftwerk wurde, weil deutlich mehr elektrische Leistung gebraucht wurde, modernisiert. Eine leistungsfähige neue Hauptwerkstatt sicherte künftig die umfangreichen Instandhaltungsleitungen in den Gebäuden übertage. Ziel all dieser Umbauten war es, das modernste Kaliwerk der Welt zu schaffen. Autor: Peter Weckbrodt
Zum Weiterlesen:
Teil 1: Der Traum vom Weißen Gold
Teil 2: Vom Grubenhunt zum Schweden-Laster
Teil 3: DDR-Ingenieure sprengten sich durch alte Fabrik
Teil 4: Mit eiserner Hand und Schnaps zum modernsten Kaliwerk der DDR
Teil 5: Kaum fertig, schon veraltet
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