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Luft in Sachsens Großstädten zu dreckig

Werden Silvesterfeuerwerke bald wegen Feinstaub-Alarm verboten? Fotos: Google Maps, Sylvio Dittrich (LHD), Montage: hw

Werden Silvesterfeuerwerke bald wegen Feinstaub-Alarm verboten? Fotos: Google Maps, Sylvio Dittrich (LHD), Montage: hw

Nach Leipzig haben nun auch Dresden und Chemnitz die Feinstaub-Grenzen überschritten – wohl durchs Silvesterfeuerwerk

Dresden, 1. Januar 2014. In Dresden war die Stadtluft im vergangenen Jahr zu dreckig: 36 mal schlug die Messstation an der Bergstraße Alarm wegen überhöhter Feinstaub-Konzentrationen und damit einmal mehr als laut Grenzwert erlaubt. Das geht aus den – noch vorläufigen – Messprotokollen des „sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie“ hervor. Damit steht die Landeshauptstadt allerdings nicht allein da: Trotz Umweltzone mit Fahrverboten für Altautos hat auch Leipzig (43 Überschreitungen) die Feinstaub-Grenzwerte im Jahr 2014 nicht einhalten können, ebenso Chemnitz (36).

Neue Debatten um Fahrverbote und Umweltzone zu erwarten

Umweltzonen bleiben umstritten. Foto: Dieter Schütz, pixelio.deUmweltzonen bleiben umstritten. Foto: Dieter Schütz, pixelio.de

Umweltzonen bleiben umstritten. Foto: Dieter Schütz, pixelio.de

Die gemessene Luftverschmutzung dürfte wieder einmal die Diskussion um mögliche Fahrverbote für Rußschleudern wie alte Diesel-Transporter und Laster, aber auch über die Nachhaltigkeit von Luftreinhalteplänen wie in Dresden neu befeuern. Allerdings wir jenseits aller verkehrspolitischen und -ideologischen Debatten immer deutlicher: Um die Luft von Staubpartikeln um die zehn Mikrometer Durchmesser („PM10“) zu entlasten, sind Umweltzonen kein sicheres Mittel. Das räumt mittlerweile auch das Bundesumweltamt weitgehend ein. Sonderauswertungen desw Leibniz-Instituts TROPOS in Leipzig haben immerhin ergeben, dass bestimmte Rußpartikel innerhalb des Feinstaubs durch die Fahrverbote an der Pleiße zurückgegangen sind – doch das nützt gegenüber den Grenzwert-Vorgaben aus Brüssel und Berlin wenig. „Wenn man sich nur die Masse des Feinstaubs ansieht beziehungsweise ansehen kann, dann bleibt der Inhalt leider auf der Strecke“, schätzte TROPOS-Sprecher Tilo Arnhold ein.

Werden Feuerwerke verboten?

Allerdings könnten die Kommunen zu sicher höchst unpopulären Maßnahmen greifen, um offiziell aus dem Schneider zu kommen, zum Beispiel durch ein generelles Verbot von Silvesterfeuerwerken. Die nämlich erhöhen spürbar die Fein- und Feinstaub-Belastung in der Stadtluft – und haben im Falle von Dresden und Chemnitz im vergangenen Jahr höchstwahrscheinlich dafür gesorgt, dass beide Städte nun angezählt werden: Dresden etwa dümpelte wochenlang nahe an der zulässigen Grenze von 35 Überschreitungstagen vor sich hin – und der entscheidende 36. Großschmutztag war der 31. Dezember, ähnlich war es auch in Chemnitz.

Problem für Kommunen kaum in den Griff zu bekommen

Auch ein Verbot von Kaminen oder Laubgebläsen könnten die Stadtpolitiker in ihrer Verzweiflung anordnen, denn auch die treiben die Feinstaub-Konzentrationen nach oben. Als weitgehend gesichert gilt aber eben auch: Ein Großteil des Problems ist für die Kommunen vor Ort nahezu unbeeinflussbar. Etwa die Hälfte der Feinstäube wird nämlich per Ferneintrag aus der Sahara und den Weiten Russlands nach Mitteleuropa eingeweht und nicht durch hiesige Fabriken oder Autos. Zudem sind lokale Klimaereignisse – die sogenannten Inversionswetterlagen – mitentscheidend darüber, ob sich Feinstaub in den Straßenschluchten wie eingebacken konzentriert oder nicht. Darauf hatte das Dresdner Fraunhofer-Institut IVI bereits vor Jahren in einer Studie hingewiesen. So stellt sich auch die Frage, wie sinnvoll Grenzwert-Vorgaben der EU und des Bundes überhaupt sind, wenn die offensichtlich von Großstädten gar nicht einhaltbar sind…

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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