Am Montag rappen und dichten Planck-Genetiker bei Spontan-„Science Slam“ für eine weltoffene Stadt
Dresden, 16. Januar 2015: Ausländische Biologen und Genetiker, die in Dresden forschen, fühlen sich durch die islam-kritischen „Pegida“-Märsche an den Montagen und den gewaltsamen Tod eines eritreischen Flüchtlings am vergangenen Dienstag verunsichert. Sie wissen nicht recht, ob sie in Sachsen noch willkommen sind. „Viele unserer internationalen Mitarbeiter sind ziemlich nervöse, einige haben auch Angst“, sagte Sprecher Florian Frisch vom Dresdner „Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik“ (MPI-CBG) auf Oiger-Anfrage. Die Forscher werden daher zusammen mit Künstlern am Montag auf dem Neumarkt bei einem spontan organisierten „Science Slam“ unter dem Motto „Wir wollen’s wissen“ ein anderes, weltoffeneres Bild der Stadt zeichnen.
Instituts-Sprecher: Wird schwerer, ausländische Top-Leute für Dresden zu begeistern
Dabei wolle man nicht gegen Pegida antreten, betonte Florian Frisch ausdrücklich. Aber indem sie über ihre wichtige Arbeit rappen, dichten und performen, möchten die Wissenschaftler zeigen, dass zeitgemäße Forschung ohne internationale Impulse nicht funktioniert. „Wir möchten uns die Straße zurückholen“, meinte der Instituts-Sprecher. „Wir haben am Institut in den vergangenen Wochen immer wieder Anrufe bekommen: ,Was ist da los in Dresden’? Diese großen Aufmärsche haben unser Image ganz schön beschädigt. Ich könnte mir vorstellen, dass es künftig schwieriger wird, Top-Leute aus dem Ausland dazu zu bewegen, eine Stelle in Dresden anzutreten.“
Der Rap der Fruchtfliege
Der Protest der Planck-Forscher gegen fremdenfeindlichen Töne soll indes nicht belehrend, sondern unterhaltsam sei. So wird beispielsweise ein ausländischer Wissenschaftler über seine Bioinformatik-Arbeit sprechen, eine Inderin einen Sprechgesang (Rap) über ihre biologischen Forschungen an Fruchtfliegen vortragen.
Wo ist der „Science Slam“?
Zu finden ist die mobile „Science Slam“-Bühne am Montag, 19. Januar 2015, ab 16.30 Uhr auf dem Dresdner Neumarkt nahe der Wilsdruffer Straße. Mehr Infos gibt es hier im Netz. Jeder Forscher und Künstler wird etwa fünf bis zehn Minuten lang seine Arbeit in möglichst origineller Form präsentieren. Die Wissenschafts-Performance soll etwa eine Stunde dauern. Autor: Heiko Weckbrodt
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