Dok-Filmerin: 296 Kinder von Zwangsarbeiterinnen kamen im Lager Kiesgrube auf dem Heller um
Dresden, 27. Januar 2015: Während der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland starben etwa 100.000 bis 200.000 Babys und Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen, die von der SS in sogenannten „Ausländerkinderpflegestätten“ untergebracht und dort mehr oder minder sich selbst überlassen wurden, schätzt das Dokumentationszentrum „NS-Zwangsarbeit“ in Berlin ein. Eine der größten dieser reichsweit rund 400 Anstalten befand sich auf dem Dresdner Heller.
Heute Filmvorführung und Diskussion
Aus Anlass des heutigen Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus wird heute Abend, 18.45 Uhr, der Dokumentarfilm „Wiegenlied in den Tod. Himmlers Babylager im Dresdner Norden“ der Dresdner Journalistin Heike Römer-Menschel in der „Gedenkstätte Münchner Platz„, George-Bähr-Straße 7, gezeigt. Die Sozialpädagogin Annika Dube-Wnek diskutiert dann mit den Besuchern über ihre Recherchen zu diesem Thema. Im Anschluss wollen Dresdner Schülerinnen ihre Vorschläge zur Um- und Neugestaltung der Kindergrabanlage auf dem St.-Pauli-Friedhof präsentieren.
Verstörende Sterbeurkunden im Stadtarchiv
Laut Römer-Menschel lagern im Dresdner Stadtarchiv Hunderte mysteriöse Sterbeurkunden, in denen Todesursachsen wie „angeborene Lebensschwäche“, „Furunkulose“ oder „Darmkatarrh“ angegeben sind. „Neben den harmlosen Krankheiten als Todesursache verstört das Alter der Verstorbenen“, heißt es in einer Ankündigung zum Dok-Film. „Die meisten wurden nur wenige Tage oder Wochen alt. Die Rede ist von 296 Kindern, die von 1943 bis 1945 im Lager Kiesgrube umkamen. Ihre Mütter waren Zwangsarbeiterinnen aus Russland, der Ukraine oder Polen. Von den Nazis als minderwertige Arbeitssklaven und ihre Kinder als störender Ballast betrachtet, mussten die Frauen ihre Säuglinge zumeist nach wenigen Tagen im Lager zurücklassen. Die Neugeborenen hatten keine Chance, man überließ sie mehr oder weniger sich selbst, zu essen bekamen sie kaum etwas.“ hw
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