Dresden-Lokales, Kunst & Kultur, News

„riesa efau“ Dresden zieht um

Werkstattleiter Frank Herrmann räumt die Litho-Werkstatt im Neubau ein. Foto: Heiko Weckbrodt

Werkstattleiter Frank Herrmann räumt die Litho-Werkstatt im Neubau ein. Foto: Heiko Weckbrodt

 

 

Kulturverein nimmt den 1,35 Millionen Euro teuren Neubau an der Adlergasse nun schrittweise in Betrieb

Dresden, 9. März 2015: Der Dresdner Kulturverein „Riesa efau“ bezieht ab diesem Monat einen 1,35 Millionen Euro teuren Neubau an der Ecke von Adlergasse und Wachsbleichstraße. „Vor allem für unsere Werkstätten eröffnet das neue Möglichkeiten, wir bekommen einen neuen Dachsaal und können nun viele alte Fäden, die im Laufe der Jahre unter den Tisch gefallen sind, jetzt neu aufnehmen“, sagte Vereins-Vorsitzender Frank Eckhardt.

Mehr Platz für komplexere Kreativ-Kurse

Insbesondere die Werkstätten, in denen der „riesa efau“ Druck-, Foto-, Keramik- und andere Kreativkurse für Kinder, Erwachsene und Senioren offeriert, erreichen durch den Umzug eine neue Qualitätsstufe. Im Neubau werde es mehr Platz für solche Angebote geben. Zudem könne man dort dann auch interdisziplinäre Kurse anbieten, die beispielsweise mehrere Drucktechniken oder auch Ergebnisse der Computer- und Mediengruppen mit kunsthandwerklichen Techniken kombinieren, schätzten Vereins-Sprecherin Claudia Harnisch und Projektleiterin Beate Neuber ein, die innerhalb des „riesa efaus“ für die Mehrgenerationen-Bildung zuständig ist.

Vereinsvorsitzender Frank Eckhardt mustert Arbeiten, die in den riesa-efau-Kursen entstanden sind. Foto: Heiko Weckbrodt

Vereinsvorsitzender Frank Eckhardt mustert Arbeiten, die in den riesa-efau-Kursen geschaffen wurden. Foto: Heiko Weckbrodt

Dachsaal für Veranstaltungen

Zudem ist der viergeschossige Neubau – anders als der vor einem Vierteljahrhundert besetzte Altbau an der Adlergasse – auch behindertengerecht zugänglich. Und für kleinere und mittlere Konzerte und andere Veranstaltungen, für die die benachbarte „Motorenhalle“ des riesa efau zu großformatig wäre, hat der Verein nun auch einen modernen Dachsaal zur Verfügung, der für bis zu 70 Besucher ausgelegt ist. Solch einen Saal gab es zwar auch im Altbau. Doch der ist wegen brandschutzrechtlicher Auflagen – ähnlich wie weitere Räume – dort nur noch sporadisch nutzbar. „Den neuen Saal wollen wir zum Beispiel für Lesungen, Tanz, Tagungen und Seminare selber nutzen beziehungsweise vermieten“, kündigte Harnisch an.

Vereins-Sprecherin Claudia Harnisch zeigt den Dachsaal, der im Neubau entstanden ist. Foto: Heiko Weckbrodt

Vereins-Sprecherin Claudia Harnisch zeigt den Dachsaal, der im Neubau entstanden ist. Foto: Heiko Weckbrodt

EU-Fonds finanzierte größten Teil der Investition

Offiziell eröffnet wird der Neubau zwar erst am 9. Mai mit einer Einweihungs-Feier. In der Praxis werden die ersten Veranstaltungen wohl schon im Laufe des März’ im neuen Domizil starten. Finanziert wurde die Investitionen zum größten Teil (75 %) durch Zuschüsse des „Europäschen Fonds für Regionale Entwicklung“ (EFRE), weitere Gelder steuerten die Stadt Dresden und der Verein selbst bei.

Vom Hausbesetzer zum Nachbarschafts-Anker für die Friedrichstadt

Viele im „riesa efau“ sehen in dieser Investition gar eine „neue Zeitrechnung“ für den Verein nahen. Denn sie wirkt wie ein Befreiungsschlag aus vielen Probleme, die sich in den beiden Altbauten in der Adlergasse 14 und 16 angesammelt hatten. Die Geschichte des Vereins begann nämlich mit einer Hausbesetzung in der turbulenten Wendezeit, die dann zwar nachträglich per Mietvertrag legalisiert wurde, aber zu aufeinander aufbauenden Provisorien führte. Viele kleine Bauarbeiten und Nachrüstungen schoben ein endgültiges Veto der Brandschütz-Behörden immer wieder auf.

Gleich neben der Altbauzeile an der Adlergasse (links) ist der Neubau (grün) für den "riesa efau" entstanden. Foto: Heiko Weckbrodt

Gleich neben der Altbauzeile an der Adlergasse (links) ist der Neubau (grün) für den „riesa efau“ entstanden. Foto: Heiko Weckbrodt

45.000 Kursbesucher pro Jahr

Doch auch die wachsende Resonanz macht das Dauerprovisorium zum Problem. Denn längst ist das, was der „riesa efau“ über die Jahre hinweg auf die Beine gestellt hat, aus einer kleinen Hinterhof-Klitsche mit Hobby-Anstrich herausgewachsen. Um die 45.000 Besucher aus der Friedrichstadt, aber auch aus der Neustadt. Pieschen, Löbtau, Cotta und weitereren Dresdner Stadtteilen besuchen die Kunst-, Kreativ- und Nachbarschaftshilfe-Angebote des „riesa efaus“ jedes Jahr. Rechnet man noch Besucher von Ausstellungen, Konzerten, Sommerakademie et cetera hinzu, sind es sogar etwa 75.000 Jahresbesucher.

Kinderkurse gefragter

Und vor allem, seit der „riesa efau“ im Jahr 2008 per Bundeszuschlag zum Mehrgenerationenhaus erhoben wurde, sind Qualität und Quantität von Angebot und Publikumsresonanz deutlich gestiegen. „Unsere Angebote sind experimenteller und künstlerischer geworden“, schätzte Beater Neuber ein. Aber auch Kurse für Kinder, Jugendliche und Familien seien in zunehmendem Maße gefragt. Mittlerweile beschäftigt der „riesa efau“ zehn feste Mitarbeiter, 45 Honorar-Kursleiter und über 150 Helfer, die ein Jahresbudget von rund 900.000 Euro bewegen, um dieser Nachfrage gerecht zu werden. Vor drei Jahren fiel daher die Entscheidung, auch einen räumlichen Neuanfang zu versuchen, um weiter wachsen zu können – im Oktober 2012 legten die Vereinsmitglieder den Grundstein für den Neubau nebenan, der nun nahezu fertig ist.

Autor: Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

Volkshochschule Dresden mit mehr Besuchern

Halbvergessene Drucktechnik wird in Striesen wiederbelebt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt