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Nanoelektronikzentrum Dresden bleibt Sorgenkind

Das Nanoelektonik-Zentrum in den Altbauten der früheren DDR-Chipschmiede ZMD. Abb.: Heiko Weckbrodt

Das Nanoelektronik-Zentrum in den Altbauten der früheren DDR-Chipschmiede ZMD. Abb.: Heiko Weckbrodt

Neuer Aufsichtsrat soll schlecht ausgelasteten Hightech-Gewerbepark aus roten Zahlen herausführen

Dresden, 17. März 2015: Die Stadt Dresden will einen Aufsichtsrat aus Verwaltungsvertretern und Stadträten einsetzen, um ihre defizitäre Gewerbepark-Tochter „Nanoelektronik-Zentrum Dresden GmbH“ in Zukunft besser zu kontrollieren und aus den roten Zahlen herauszuführen. Das sieht ein Vorschlag vor, über den der Stadtrat am Donnerstag zu befinden hat. Das vor acht Jahren in Altbauten des ehemaligen DDR-Mikroelektronik-Forschungszentrums ZMD gegründete Nanoelektronikzentrum in Dresden-Klotzsche ist bis zum heutigen Tage nur schwach ausgelastet und schreibt fortwährend Verluste.

Stadt muss eventuell millionenschwer nachinvestieren

Solange das Zentrum, in dem die Stadt vor allem elektroniknahe Firmen ansiedeln will, nicht über eine Auslastung von 80 Prozent hinauskomme, werde es wohl auch weiter defizitär bleiben, schätzte Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) ein. Zur Debatte stehen deshalb millionenschwere Nachinvestitionen aus der Stadtkasse, um das Nanoelektronik-Zentrum attraktiver für Ansiedlungen zu machen.

Dresden musste bereits mehrfach nachschießen und abspecken

Dresdens Wirtschaftsbürgermeister und O-Kandidat Dirk Hilbert (FDP). Foto: Heiko Weckbrodt

Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Foto: Heiko Weckbrodt

Auf Betreiben Hilberts hatte der Stadtrat im Jahr 2007 beschlossen, eine Betreibergesellschaft zu gründen, die einen Teil der ZMD-Altliegenschaften an der Maria-Reiche-Straße übernimmt und zu einem Nanoelektronik-Zentrum für Hightech-Ansiedlungen ausbaut. Damit sollte das Areal zwischen dem neuen ZMD-Campus, der Chipfabrik von X-Fab und den Klotzscher Fraunhofer-Instituten aufgewertet und in eine Hochtechnologie-Meile verwandelt werden, an der junge Firmen und auswärtige Investoren aus der Chipbranche und verwandten Zweigen angesiedelt werden. Im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen mussten die Ausbauinvestitionen dann jedoch drastisch zusammengestrichen werden, weil Fördermittel vom Freistaat nicht im erhofften Umfang flossen. In den Folgejahren musste die Stadt wiederholt Kapital nachschießen und verwandelte sich dadurch vom Minderheits- zum Mehrheitseigentümer der Betreibergesellschaft.

Teils nur zur Hälfte ausgelastet

Das Zentrum besteht derzeit aus vier ZMD-Altbauten, von denen drei inzwischen zumindest zu großen Teilen saniert sind. Laut Hilbert ist Haus 1 zu 70 % ausgelastet, Haus 3 zu 50 %, das Haus 5 sei vollausgelastet, seitdem es von Fraunhofer-Gesellschaft übernommen wurde, während Haus 7 noch weitgehend unsaniert ist und nur in Teilen benutzt wird.

Wirtschaftsprüfer sollen Zukunftskonzept ausarbeiten

Inzwischen sind dort Wirtschaftsprüfer zugange, die demnächst der Stadt neue Konzeptvorschläge für die Zukunft des Nanoelektronikzentrums unterbreiten sollen, wie Hilbert auf Oiger-Anfrage mitteilte. Zur Debatte steht unter anderem, Haus 7 ebenfalls der Fraunhofer-Gesellschaft zu übergeben – die mit einer Übernahme jedoch zögert. Alternativ könnte die Stadt weiteres Kapital nachschießen und damit die Sanierung der restlichen Zentrumteile selbst finanzieren. „Zu prüfen ist beispielsweise, wie groß das Interesse in der Wirtschaft an vorgehaltenen Reinräumen im Zentrum ist und wieviel das kosten würde“, sagte Hilbert. Auch in die allgemeine technische und bauliche Infrastruktur vor allem in Haus 7 seien erhebliche Investitionen nötig. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt