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Stasi-Zentrale Dresden mutiert zur Wohnanlage

Das ehemalige Dienstzimmer von General Böhm wurde komplett entkernt und das Hellerau-Interieur in die Gedenkstätte verlagert. Foto: Peter Weckbrodt

Das ehemalige Dienstzimmer von General Böhm wurde komplett entkernt und das Hellerau-Interieur in die Gedenkstätte verlagert. Foto: Peter Weckbrodt

Schwaben bauen MfS-Komplex an Bautzner Straße um

Dresden, 19. März 2015: Wo bis zum Herbst 1989 Stasioffiziere über noch erfolgreichere Lauschangriffe grübelten, wo sie sich in der noch vorhandenen Turnhalle für den Kampf mit Sinnesgenossen des Klassenfeindes fit machten, dort wird schon bald stinknormales gutbürgerliches Leben Einzug halten: Die Böblinger Ventar Immobilien AG baut große Teile der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung an der Bautzner Straße in Dresden in einen Wohnungskomplex mit einem Aufwand von 18 Millionen Euro um.

Viele Wohnungen bereits verkauft

Die bereits komplett verkauften 19 Wohnungen des ersten Bauabschnitts des Gebäudekomplexes Bautzner Straße 112, 116 und 116a werden im September bezugsfertig. So jedenfalls kündigte dies Uwe Herrmann von Ventar Immobilien an. Ein zweiter, ebenfalls schon komplett verkaufter Abschnitt mit 18 Wohnungen, folgt 2016. der Verkauf weiterer 35 Wohnungen in einem dritten Abschnitt beginne in Kürze, sagte Herrmann.

Außenansicht der Stasi-Zentrale Dresden heute. Foto: Peter Weckbrodt

Außenansicht der Stasi-Zentrale Dresden heute. Foto: Peter Weckbrodt

Blick auf die Elbe

Dass der Verkauf so gut läuft, hat was mit der denkmalgerechten Sanierung zu tun, auf die die Schwaben spezialisiert sind. Solche Sanierungen ziehen steuerliche Vergünstigungen nach sich, machen günstige Kaufpreise für die Wohnungen möglich. Viele Wohnungen bieten reizvolle Ausblicke zur Elbe, einige auch zur historischen Stadtsilhouette. Alle zur äußerst verkehrsreichen Bautzner Straße liegenden Fenster erhalten zwei- und dreifache Verglasungen, die laut Ventar höchsten Schallschutzanforderungen genügen.

Noch viel DDR-Charme prägt das Innere. Foto: Peter Weckbrodt

Noch viel DDR-Charme prägt das Innere. Foto: Peter Weckbrodt

Komplex steht unter Denkmalschutz

Der Denkmalanspruch des gesamten Gebäudekomplexes resultiert zum Einen aus seiner nicht eben ruhmvollen Vergangenheit, zum Anderen aus seinen bautechnischen Merkmalen. Dazu gehört der Gebäudesockel aus Sandstein, dem markanten Rauputz noch aus der Entstehungszeit und der Nüchternheit der Gebäude. Eine gewisse Hässlichkeit ist offenbar auch schützenswert. Die Gebäude stammen teils aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, teils repräsentieren sie „faszinierende“ DDR- Sachlichkeits-Architektur.

Die Bauarbeiten sind im vollem Gange. Foto: Peter Weckbrodt

Die Bauarbeiten sind im vollem Gange. Foto: Peter Weckbrodt

Generals-Zimmer in Gedenkstätte verlagert

Bis zur politischen Wende 1989/90 residierte hier die Dresdner Bezirksverwaltung des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) unter General Horst Böhm. In einem Teil des Komplexes ist inzwischen eine Gedenkstätte untergebracht, die aus Opfer- und Täterperspektive die wechselhafte Geschichte der Stasi-Zentrale zeigt. Die Stadt ließ die Gedenkstätte kürzlich um- und ausbauen und unter anderem auch die Inneneinrichtung von Böhms Dienstzimmer aus dem von Ventar gekauften Komplexteilen demontieren, aufarbeiten und in der Gedenkstätte wieder aufbauen. Autoren: Peter Weckbrodt und Heiko Weckbrodt

Hier putzte Böhm oft seine Untergebenen herunter: Das rekonstruierte Dienstberatungszimmer des Führungsstabs der Dresdner MfS-Bezirksverwaltung in der heutigen Gedenkstätte "Bautzner Straße". Foto: Heiko Weckbrodt

Hier putzte Böhm oft seine Untergebenen herunter: Das in der benachbarten Gedenkstätte rekonstruierte Dienstberatungszimmer des Führungsstabs der Dresdner MfS-Bezirksverwaltung in der heutigen Gedenkstätte „Bautzner Straße“. Foto: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt