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War of the Worlds – Goliath: Die 2. Invasion vom Mars

Teddy Roosevelt persönlich führt in "War of the Worlds: Goliath" den letzten Anwehrschlag gegen die Invasoren vom Mars... naja. Abb.: Eurovideo

Teddy Roosevelt persönlich führt in „War of the Worlds: Goliath“ den letzten Anwehrschlag gegen die Invasoren vom Mars… naja. Abb.: Eurovideo

Sci-Fi-Animationsfilm im Steampunk-Stil begeistert sich am Hightech-Krieg

Als Herbert George Wells 1898 seine Dystopie „Krieg der Welten“ veröffentlichte, hielt der englische Schriftsteller der damaligen Weltmacht Großbritannien damit einen kritischen Spiegel vor: Der Angriff der technologisch weit überlegenen Mars-Tripods mit dem Ziel, die Menschen auf der Erde zu vernichten oder zu versklaven war als Perspektivwechsel für die Engländer gedacht, deren Empire seinerzeit ganze Völker rund um den Erdball unter die koloniale Knute zwang. Wells’ Buch wurde rasch zum Klassiker, begründete die Science-Fiction-Literatur als Genre mit, löste als Horspieladaption 1938 in den USA eine Panik aus und wurde seitdem immer wieder verfilmt. Eine ganz eigene Adaption hat nun Regisseur Joe Pearson fürs Heimkino vorgelegt: In seinem Animationsfilm „War of the Worlds: Goliath“ spinnt er Wells’ Klassiker als Parallelhistorie bis zum I. Weltkrieg weiter.

Europäer taumeln Weltkrieg entgegen, Amerikaner schützen Erde gegen Marsianer

Der Anime-artige Streifen ist halb in 2D-Zeichentricktechnik, halb als 3D-Computeranimationsfilm realisiert und geht der Idee nach, die Menschheit habe sich nach dem ersten, letztlich erfolglosen Angriff der Marsianer deren Technologie angeeignet, politisch aber nichts dazu gelernt: Die Europäer rüsten sich zu einem großen Krieg gegeneinander, die Amerikaner stellen derweil eine Hightech-Armee namens „ARES“ auf, die mit zurückgelassener marsianischer Technik Kampfroboter im „Starwars“-Stil baut. Und mitten in die globalen Spannungen platzt da die Nachricht von einer neuen Invasionsflotte, die vom Mars gen Erde aufgebrochen ist…

Werbevideo (Eurovideo):

Teddy Roosevelt persönlich tritt Aliens in den Hintern

Diese parallelhistorische Fabuliererei hätte man natürlich schön als Parabel auf Bürgerkriege, Supermacht-Gehabe und weltpolitischen Umbrüche unserer Zeit ausbauen können. Leider verpasst Joe Pearson die Chance völlig: Krieg ist in „War of the Worlds: Goliath“ ein großes Abenteuer für ganze Männer (und ganze Frauen), die sich für Kriegsspielzeug umso mehr begeistern, je größer die Wummen sind. Da wird ein US-Kriegsminister – unschwer als Präsident Theodore („Teddy“) Roosevelt – gefeiert, wenn er mit Faust und Strahlenwaffe persönlich „Probleme löst“, ist der Gegner schlicht das unfassbar Böse, mit dem kein Dialog auch nur in Betracht kommt. In dieser Hinsicht ist „War of the Worlds: Goliath“ ein Comic von vorgestern, voller holzschnittartiger Klischees und einer militaristischen Ideologie, die man zuletzt sie in dieser Eindimensionalität in der Reagan-Ära verfolgte.

Erinnert an Metropolis: New York 1914, im Jahr der zweiten Mars-Invasion. Abb.: Eurovideo

Erinnert an Metropolis: New York 1914, im Jahr der zweiten Mars-Invasion. Abb.: Eurovideo

Klassische Zeichentechnik neben 3D-Effekten

Stilistisch ist dieses Animationsspektakel hingegen durchaus reizvoll, wie es 2D und 3D mischt. Auch die Steampunk-Optik hat viel Charme: Da fliegen Hightech-Zeppeline durch die Luft, die typischen Doppel- und Dreifachdecker des frühen Flugzeugbaus sind mit Raketenantrieben aufgemotzt und die Schreitroboter, mit denen die ARES gegen die Mars-Tripods antritt, haben einerseits Hitzestrahlen-Kanonen, qualmen aber anderseits so, als ob sie von Dampfmaschinen angetrieben würden.

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Bonussektion nicht übersetzt

Eurovideo hat dieses action-orientierte Animationsabenteuer nun fürs Heimkino veröffentlicht, einmal als klassische 2D-DVD, andererseits aber auch auf Bluray in der 3D-Fassung. Als Bonus findet man auf den Silberscheiben voranimierte Skizzen gestrichener Szenen sowie eine „Making-Of“-Doku, die allerdings nur auf Englisch und ohne Untertitel verfügbar ist.

Fazit: Militaristischer Tenor, charmanter Stil

Abb.: Eurovideo

Abb.: Eurovideo

Auch wenn man von einem Film über Alien-Invasionen nicht unbedingt viel Nachdenklichkeit erwartet, fällt in „War of the Worlds: Goliath“ doch die kritiklose Kriegsbegeisterung eher negativ auf. Selbst im Vergleich zu japanischen Anime-Produktionen mit ähnlichen Sujets, die sich ja auch gern an futuristischer Militärtechnologie aufgeilen, fehlt dieser Wells-Adoption die kritische Reflexion der besseren Animes. Handwerklich hingegen hat „War of the Worlds: Goliath“ durchaus seinen Charme. Autor: Heiko Weckbrodt

„War of the Worlds: Goliath“ (Studio Climb/ Sun Min Image Pictures), Sci-Fi-Animationsfilm, Malaysia/ Japan/ USA 2012 (DVD: 2015), Regie: Joe Pearson, 85 Minuten (plus ca. 30 min. Bonusmaterial), FSK 12, DVD zwölf Euro, 3D-Bluray elf Euro

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