Modellwerk soll bis 1/3 der sonst eingesetzten Ressourcen sparen
Chemnitz/Hannover, 13. April 2015: In der Fabrik der Zukunft werden Roboter mit Menschen Hand in Hand arbeiten, alle Werkstücke und Maschinen sind per Haus-GPS und Funketiketten vernetzt und für die Zentralrechner sofort ortbar. Ein Teil der menschlichen Kollegen wird mit Datenbrillen umherlaufen und in der Fertigungskette dominieren neue Leichtbauverfahren.
16 Millionen Euro in Chemnitz investiert
So etwa stellen sich die Forscher vom „Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik“ (IWU) in Chemnitz die „Industrie 4.0“ vor – belassen es aber nicht mit einer Vision: In der sächsischen Maschinenbaustadt ist mit EU-Unterstützung eine 16,2 Millionen Euro teure Modellfabrik „E3“ für ressourceneffiziente Produktion“ entstanden, die diese Zukunftskonzepte praktisch ausprobiert. Zur Hannovermesse (13.-17. April 2015) stellen die Sachsen nun erste Erfahrungen und Ergebnisse vor.
IWU-Chef: Wir gehen weit über Industrie 4.0 hinaus
So haben sie in der E3 eine Pilotlinie für Autogetriebe-Teile in Gang gebracht, die bereits jetzt 12,5 Prozent des in klassischen Fabriken benötigten Materials einspart. Und das ist wohl erst der Anfang: „Durch Nutzung unserer innovativen Umformtechnologien, kombiniert mit belastungsgerechtem Bauteildesign, ist für gewisse Bauteilklassen eine Materialeinsparung von bis zu 30 Prozent zu erwarten“, erklärte Projektleiter Dr. Udo Hellfritzsch vom IWU. Im Komplex betrachtet, gehe die Forschungsfabrik „weit über Konzepte wie Industrie 4.0 und Smart Factory hinaus“, ergänzte Institutsleiter Prof. Matthias Putz.
Fraunhofer-Video über die "E3":
Kehrseite: weniger Jobs in Automatenfabriken
Eine Kehrseite dieser Konzepte ist freilich schon heute in sächsischen Chipwerken sichtbar, die solche Hochautomatisierungs-Konzepte teilweise bereits einsetzen: Zwar fallen in den E3-Werkhallen körperlich schwere Arbeiten für den Menschen weg, gefragt sind vor allem hochqualifizierte Mitarbeiter. Aber im Vergleich zu früheren Fabriken sind dort die Fertigungsprozesse in der Summe weniger personalintensiv und für Ungelernte gibt es schon gar keinen Bedarf. Anders ausgedrückt: Es entstehen weniger Jobs als früher im Relation zu den eingesetzten Investitionen. Befürworter dieser Automatisierungskonzepte verweisen freilich darauf, dass dies langfristig wohl der einzige Weg sei, um Arbeitsplätze in Europa zu sichern. Autor: Heiko Weckbrodt
-> Ein virtueller Rundgang durch die E3-Forschungsfabrik ist hier im Netz zu finden.
Zum Weiterlesen:
Dresden präsentiert sich als Hochburg für Leichtbau und Werkstoffe auf Hannovermesse
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