Forschung

Megawatt-Turbo für die Uni

Andreas Krug, wissenschaftlicher Mitarbeiter am TU-Zentrum für Energietechnik Dresden, prüft die Sonden am Gitter-Windkanal. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Andreas Krug, wissenschaftlicher Mitarbeiter am TU-Zentrum für Energietechnik Dresden, prüft die Sonden am Gitter-Windkanal. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Energieforschungszentrum der TU Dresden zieht nicht nur Strom, sondern beliefert den Campus auch

Dresden, 13. April 2015: Wenn die Energieforscher an der Helmholtzstraße ihren Strömungskanal anwerfen, um ein neues Turbinenschaufel-Design zu testen, dann wird es richtig laut – und die Energieverbrauchs-Anzeigen für die TU Dresden schnellen nach oben. Um die Luft bis hin zur Schallgeschwindigkeit zu beschleunigen, werfen die Wissenschaftler dann nämlich einen unterirdischen Turboverdichter mit richtig Power an: Mit 1 Megawatt Leistung gehört der zu den größten Einzel-Energieverbrauchern auf dem gesamten Uni-Campus, wie Prof. Uwe Gampe, der Leiter des TU-Zentrums für Energietechnik, einräumt. „Aber die Kollegen in den Hörsälen ringsum oder die Köche in der Mensa brauchen sich keine Sorge zu machen, dass überall die Lichter und Elektroherde ausgehen, wenn wir unseren Turbo anschalten“; versichert er. „Das ist abgesichert.“

Versuchskraftwerk von Kawasaki

Zudem zieht das Forschungszentrum nicht nur Energie, sondern gibt der Uni auch etwas davon zurück: Gleich neben dem übermannshohen Gitter-Windkanal steht nämlich ein von Kawasaki installiertes Versuchskraftwerk und das versorgt Teile des Campus‘ auch mit Strom und Fernwärme, wenn bei den Experimenten nicht alles verbraucht wird. „Wir dürfen die Energie bloß nicht an Verbraucher außerhalb der Uni verkaufen, das haben wir so mit den Drewag-Stadtwerken vereinbart“, erzählt der Professor.

Prof. Uwe Gampe. Foto: hw

Prof. Uwe Gampe. Foto: hw

EU, Sachsen und DFG steckten knapp 20 Millionen Euro in Energieforschung

In den Zentrums-Neubau im Dresdner Süden hatten EU, Land und „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ (DFG) bis Mitte 2011 insgesamt fast 20 Millionen Euro investiert und mit modernster Technik ausgestattet. Die brauchen die Wissenschaftler, weil sich die TU und die ganze Stadt zu einem international führenden Standort der Energieforschung profilieren will. „Wir forschen hier zum Beispiel an einer flexibleren Energieerzeugung, effizienteren Maschinen in der Industrie und neuen Energiespeichern“, berichtet Prof. Uwe Gampe. „Wir arbeiten hier mit großen Unternehmen wie Rolls Royce und Siemens zusammen, aber auch mit kleinen und mittelständischen Firmen.“ So entwickeln die TU-Ingenieure hier zum Beispiel am erwähnten Gitterwindkanal effizientere Schaufelräder für Flugzeug- und Kraftwerksturbinen. Andere Ingenieure tüfteln an abgasfreien Kraftwerken, wieder andere an Solarfassaden.

Zur Anschaquung für die Studenten im Energietechnik-Zentrum aufgestellt: Jagdflieger-Antriebsturbine aus dem "Star Fighter". Foto: Heiko Weckbrodt

Zur Anschaquung für die Studenten im Energietechnik-Zentrum aufgestellt: Jagdflieger-Antriebsturbine aus dem „Star Fighter“. Foto: Heiko Weckbrodt

Energiespeicher immer wichtiger

Viel Raum nehme aber vor allem die Forschung an neuen Energiespeicher-Technologien ein, sagt der Professor. „Gerade Energiespeicher haben eine wachsende Bedeutung für eine stabile Energieversorgung in Deutschland“, betont Uwe Gampe mit Blick auf die Produktionsspitzen von Wind- und Solarkraftwerken. Mittlerweile haben sich mehrere TU-Institute zu einem darauf spezialisierten Cluster „CSSI“ zusammengetan, zu dessen jüngeren Projekten beispielsweise eine Wiederbelebung der Schwungrad-Speichertechnik oder die Vernetzung Tausender Mini-Heimkraftwerke zu virtuellen Großkraftwerken gehören. Autor: Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt