Wirtschaft

Energiespeicher-Standort Dresden-Reick nimmt Gestalt an

Projektmanager Thomas Dautert prüft die Einschub-Akkus im Batterie-Großspeicher der Drewag in Dresden-Reick. "Notfalls könnten wir damit einen Vier-Personen-Haushalt 200 Tage lang mit Strom versorgen", sagt er. Gedacht ist der 2,7 Millionen Euro teure Energiespeicher aber nicht wiklich als "eiserne Reserve", sondern dient dazu, sekundenschnell Schwankungen im öffentlichen Stromnetz auszugleichen. Foto: Heiko Weckbrodt

Projektmanager Thomas Dautert prüft die Einschub-Akkus im Batterie-Großspeicher der Drewag in Dresden-Reick. „Notfalls könnten wir damit einen Vier-Personen-Haushalt 200 Tage lang mit Strom versorgen“, sagt er. Gedacht ist der 2,7 Millionen Euro teure Energiespeicher aber nicht wiklich als „eiserne Reserve“, sondern dient dazu, sekundenschnell Schwankungen im öffentlichen Stromnetz auszugleichen. Foto: Heiko Weckbrodt

Drewag profiliert Alt-Standort als „Innovations-Kraftwerk“

Dresden, 27. April 2015: Trotz einiger Rückschläge nimmt das städtische Konzept, Dresden-Reick zu einem Feldlabor für neue Energiekonzepte zu machen, Gestalt an. Nicht weit von der neuen Pilotanlage von „Sunfire“, die jetzt in einem Hochtemperatur-Verfahren aus Wasser, Luft und Öko-Strom Kraftstoffe erzeugt, entwickeln auch die Stadtwerke ihren Standort im Dresden Osten zunehmend als „Innovations-Kraftwerk“. Zu DDR-Zeiten arbeitete dort noch ein überaltertes Heizkraftwerk.

Bewährungsprobe für Energiespeicher bei der Sofi

Erst vor kurzem hat die Drewag dort einen 2-Megawatt-Batteriegroßspeicher installiert. Der Energiespeicher hat während der jüngsten partiellen Sonnenfinsternis (Sofi) auch schon seine erste größere Bewährungsprobe bestanden, wie Kraftwerks-Chef Rutger Kretschmer von der Drewag mitteilte.

Die neue Hochtemperatur-Brennstoffzelle (im grauen Kasten) am Großen Garten in Dresden. Foto: Fraunhofer IKTS

Fraunhofer-Ingenieure testen in der Nähe des Innovations-Kraftwerkes am Großen Garten in Dresden eine Hochtemperatur-Brennstoffzelle (im grauen Kasten) für die mobile Stromversorgung von Verkehrsleitsystemen. Foto: Fraunhofer IKTS

Solaranlage liefert auch morgens und abends ordentlich Strom

Außerdem experimentieren die Stadtwerke dort auch mit einer Solaranlage, die etwas ungewöhnlich installiert wurde: Statt sie wie die meisten Photovoltaik-Module gen Süden auszurichten, sind die Sonnenkollektoren hier nach Osten und Westen ausgerichtet. Dadurch erreiche die Anlage zwar so gut wie nie ihre maximale Leistung von 800 Kilowatt, sondern nur bis zu 600 Kilowatt, „dafür haben wir aber auch morgens und abends noch eine gute Ausbeute“, erklärte Rutger Kretschmer.

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Hintergrund des Konzepts: Die wachsende Zahl von südwärts ausgerichteten Photovoltaik-Kraftwerken in Deutschland (derzeit in Summe rund 38,5 Gigawatt) führt dazu, dass tagsüber viele Solaranlagen vom Netz entkoppelt werden müssen, um Überlastungen zu vermeiden – was die effektive Nutzung der Anlagen mindert. Das Hauptproblem sehen Physiker in den unausgereiften Technologien für Energie-Großspeicher.

Batteriespeicher hält Netz bei 50 Hz

Um kleinere solcher Spitzen im regionalen Netz auszugleichen, hat die Drewag auch den erwähnten Batterie-Großspeicher installiert: Durch sein hohes Reaktionstempo beim Laden und Abgeben vom Strom kann er die Netzfrequenz möglichst nahe an der Zielgröße von 50 Hertz halten.

Christian von Olshausen ist Technikchef bvei "Sunfire" in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Sunfire-Technikchef Christian von Olshausen ist überzeugt vom Standort Dresden-Reick, um seine Öko-Kraftstoff-Synthese auszuprobieren. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftspark Ost verzögert sich jedoch

Andere Bausteine des städtischen Standort-Konzepts, mit dem sich Dresden als Innovations-Standort für neue Energiespeicher-Technologien profilierten will, hingegen klemmen noch. So hat sich die Entwicklung einer ehemaligen Plattenbau-Siedlung zwischen Reicker Straße und Bahndamm – gewissermaßen im Hinterland von Drewag-Innovationskraftwerk, Sunfire-Pilotanlage und Fraunhofer-Campus – zu einem Wissenschafts-Gewerbepark Ost verzögert, weil die dafür geplanten Mittel im kommunalen Haushalt zusammengestrichen wurden.

Ursprünglich wollte sich dort auch die Brennstoffzellen-Firma eZelleron ansiedeln, die Energiespeicher für Smartphones entwickelt hat. Weil aber noch nicht einmal die Erschließungsarbeiten am Wissenschafts-Gewerbepark Ost begonnen haben, ist das innovative Unternehmen dann an einen anderen Standort umgesiedelt, in die ehemalige Azzurro-Wafer-Fabrik an der Breitscheidstraße in Dresden-Dobritz.

Autor: Heiko Weckbrodt

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