Sonderschau in Dresden zeigt Stasi-Propaganda
Dresden, 30. April 2015. „Im Kampfe geboren! Der Partei treu ergeben! … Kompromißlos gegen den Feind!“ Was sich in diesen markigen Ausrufen spiegelt, gehörte zum ureigensten Selbstverständnis der Stasi in der DDR, die sich in einer Traditionslinie-Linie mit dem Geheimdienst der Bolschewisten, der Tscheka, verstand. Eine Auswahl dieser „Corporate Identity“ der Stasi, wie man heute neudeutsch vielleicht sagen würde, zeigt ab heute eine neue Sonderschau in der Stasi-Unterlagenbehörde in Dresden: Die Ausstellung „Stasi-Propaganda-Plakate – Eine Selbstinszenierung“ in der Dresdner Außenstelle des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen (BStU) zeigt eine Auswahl propagandistischer Poster, die das Ministerium für Staatssicherheit vor dem Zusammenbruch der DDR in Traditionskabinetten nur den eigenen Leuten oder hochrangigen Parteifunktionären vorführte.
Keine Augenweide, aber klares Feindbild
„Eine Augenweide sind diese Plakate nicht“, warnt BStU-Mitarbeiter Sebastian Lindner vor allzu großen ästhetischen Hoffnungen. „Die Plakate sind recht textlastig, sie enthalten Zeitungsausschnitte, Parolen und gelegentlich Karikaturen und Fotos.“ Der Stasi-Agitationsabteilung, die dieses sogenannte „Tafelwerk“ zum 25. Jahrestag des ostdeutschen Geheimdienstes im Jahr 1975 gestaltete, pfiff eher auf schickes Layout. Die MfS-Binnenvermarkter wollten auf den insgesamt 70 Plakaten vor allem klare Botschaften transportieren. Wer der Freund ist, wer der Feind. Da wird über „Gauner und Gangster im Kampf gegen unsere Republik“ gewettert, an anderer Stelle der Tscheka-Gründer Feliks Dzierzynski gefeiert, den man heute eher als Massenmörder einstuft, auf anderen Plakaten prangern die Stasi-Agiteure die „faschistischen“ Wurzeln des Bundesnachrichtendienstes an.
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Spiegel der „Stasi-Denke“ im Kalten Krieg
„Dieses Schwarzweiß-Denken des Kalten Krieges entlarvt sich selbst und auch das wollen wir in dieser Ausstellung vorführen“, betonte Sebastian Lindner. Und natürlich wolle man jüngeren Besuchern auch die „Stasi-Denke“ veranschaulichen und zeigen, dass in den vom BStU verwalteten Stasi-Archive auch recht illustre Facetten der deutschen Geschichten zu finden sind.
Autor: Heiko Weckbrodt
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