Wirtschaftspolitik

Wirtschaftsförderung: Halb soviel Investitionen in Sachsen

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (links) lässt sich von Suragus-Chef Marcus Klein erklären, wie das Dresdner Unternehmen Karbon-Leichtbauteile mit Stromwirbeln untersucht. Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (links) lässt sich von Suragus-Chef Marcus Klein erklären, wie das Dresdner Unternehmen Karbon-Leichtbauteile mit hochfrequenten Wirbelströmen untersucht. Foto: Heiko Weckbrodt

WFS-Chef: Die Projekte werden kleiner, Ansiedlungs-Euphorie verlagert sich gen Osten

Dresden, 7. Mai 2015: Die Begeisterung von Unternehmen, in Sachsen richtig viel Geld zu investieren, lässt anscheinend nach – zumindest, wenn man die Bilanz der „Wirtschaftsförderung Sachsen“ (WFS) zu Grunde legt. Die landeseigene Gesellschaft nämlich stellte heute in Dresden ihre Jahresbilanz 2014 vor und die fällt sichtlich magerer aus als früher: Demnach begleitete die WFS im vergangenen Jahr zwar etwa ebensoviel Ansiedlungen und Erweiterungen wie im Vorjahr (23 statt 22), doch die dabei getätigten Investitionen halbierten sich im Jahresvergleich nahezu von 329 Millionen (2013) auf 181,7 Millionen Euro (2014). Auch entstanden dadurch „nur“ 664 neue Arbeitsplätze statt 1121 (2013). „Die Projekte werden kleiner“, räumte WFS-Chef Peter Nothnagel ein.

Zeit der großen Fische ist vorbei

Peter Nothnagel, geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen. Foto: WFS

Peter Nothnagel. Foto: WFS

Der Enthusiasmus, sich im Freistaat anzusiedeln, sei offensichtlich etwas abgeflaut, erklärte Nothnagel. Viele potenzielle großer Investoren würden sich jetzt lieber in Osteuropa umschauen. „Die Zeit der Großansiedlungen ist vorbei“, sagte er mit Vergleich zu den „goldenen“ 1990ern, als Konzerne wie VW, Siemens und AMD noch Milliarden in neuer Chip- und Autofabriken im Freistaat steckten und damals immer gleich ein paar Tausend neue Jobs schufen.

Wirtschaftsminister Dulig will mehr einheimische Betriebe aufpäppeln

Martin Dulig. Foto: Götz Schleser, SMWA

Martin Dulig. Foto: Götz Schleser, SMWA

Nothnagel wie auch Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) wollen sich daher nun mehr darauf konzentrieren, das „endogene“ Wirtschaftswachstum im Freistaat zu fördern, sprich: die immer noch als viel zu klein geltenden sächsischen Betriebe aufzupäppeln und den Blick der Unternehmer auf die internationalen Märkte zu lenken. Im Export sehe er einen verheißungsvollen Wachstumsmotor für die hiesige Wirtschaft, betonte Dulig. In nächster Zeit wolle man deshalb beispielsweise in Korea und China Klinken putzen, sich aber auch bemühen, dass das sächsische Russland-Geschäft trotz der aktuellen Sanktionen des Westens nicht völlig abstirbt. „Nach Jahren der Konsolidierung geht es jetzt darum, einen zweiten Schwung für Sachsens Wirtschaft zu gewinnen.“

Unterstützung für Laser-Strukturierer und Karbon-Tester

Und obwohl die Erfolgsbilanz der WFS in Summe nicht so rosig wie früher ausfällt, sind den Wirtschaftsförderern doch einige bemerkenswerte Projekte gelungen. So unterstützten sie beispielsweise den Bau einer weiteren Produktionsstätte des süddeutschen Auto- und Maschinenbau-Zulieferers „Allgeier“ in Oelsnitz im Vogtland, den Bau einer Papierfabrik in Grimma, das Wachstum des Biotech-Unternehmens Sysmex Partec in Görlitz, den Internationalisierungs-Kurs der Laser-Mikrobearbeitungsfirma „3D-Micromac“ Chemnitz oder auch die Kunden- und Partner-Akquise der Dresdner Fraunhofer-Ausgründung „Suragus“, deren Prüftechnik für Karbon-Leichtbauteile inzwischen weltweit gefragt ist.

Das Jahr 2015 habe sich derweil aus Sicht der Wirtschaftsförderung gut angelassen, meinte WFS-Chef Peter Nothnagel: Bis heute habe man Ansiedlungen und Erweiterungs-Investitionen für 65 Millionen Euro verhandelt, die 360 neue Jobs schaffen sollen. Gestern erst habe man mit der Speditions Robert Müller eine Sechs-Millionen-Euro-Investition in Chemnitz-Röhrsdorf festgeklopft, die dort 60 neue Mitarbeiter anstellen will.

In Summe habe die WFS seit dem Jahr 2000 Investitionen in Höhe von zirka sechs Milliarden Euro in Sachsen mitangestoßen, sagte Nothnagel. Nach seiner Schätzung steuerten davon ein Viertel bis ein Drittel (also 1,5 bis zwei Milliarden Euro) staatliche Geldgeber als Subventionen bei. Autor: Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt