Forschung

Axolotl glotzt und die Elektronen springen

Abtauchen in virtuelle Welten: Ein Mädchen probiert während der Wissenschaftsnacht in Dresden eine "Virtual Reality"-Datenbrille im TU-Hörsaalzentrum aus.

Abtauchen in virtuelle Welten: Ein Mädchen probiert während der Wissenschaftsnacht in Dresden eine „Virtual Reality“-Datenbrille im TU-Hörsaalzentrum aus.

Wissenschaftsnacht Dresden treibt Tausende in die Institute und auf die Straßen

Dresden, 3. Juli 2015: „Mama! Wenn ist das eine Nacht ist, warum bleiben wir dann nicht richtig lange hier? Das ist doch noch ganz hell!“ Eine berechtigte Frage, die der Knirps da seiner Frau Mama heute Abend zur „13. Langen Nacht der Wissenschaften in Dresden“ vorgelegt hat: Tausende Dresdner und Gäste lustwandelten unter dem Motto „Nachtaktiv“ durch die Genetikhallen der Planckforscher in der Johannstadt, über den TU-Campus mit all seinen Attraktionen, laserten sich durch die Fraunhofer-Institute von Dresden – und darunter auffällig viele der Altersklasse „Hab noch keinen Personalausweis, aber diese Nacht mach ich durch.“

Mehr als 560 mal Forschung im Popformat

Über 560 Veranstaltungen hatten sich die Forscher, Ingenieure und anderen Tüftler aus der Dresdner Wissenschaftslandschaft ausgedacht: Spannendes, Erleuchtendes, Unterhaltsames. Im besagten Planck-Genetikinstitut zum Beispiel konnten die Wissbegierigen Bananen DNS-analysieren („Jaaah, feste drauf, richtig zerdrücken!“), Erdbeer- Daiquiri in schönster Blut-Optik schlürfen oder den legendären Wundermolch Axolotl anglotzen – der allerdings angesichts der abendlichen Hitze jenseits der 30 Grad eher phlegmatisch dreinschaute, statt wieder mal Gliedmaßen nachwachsen zu lassen.

Videoimpressionen (hw):
 

Das Unsichtbare sichtbar machen

Besonders dicht geballt waren aber die Attraktionen auf dem zentralen TU-Campus in der Südvorstadt: Dort konnte man beispielsweise Elektronen beim farbenfrohen Sprung zwischen den Atomorbitalen zusehen, Gleitflugzeuge basteln, Robotern beim Malen zusehen, Infineon-Chiptransporter begutachten oder von Fraunhofer entwickelte Laserprojektoren im Smartphone-Format ausprobieren. Wer es einen Tick hochkultureller mochte, durfte die Ausstellung „Bildtaktik“ in der Uni-Galerie „Altana“ erkunden, in der Künstler das in menschliche Sinne zu übersetzen versuchen, was sonst nur Wissenschaftler mit ihren Hightech-Geräten erahnen können: Wie die Sonne täglich tobt, wie die Ameise denkt, die Welt sich entfaltet oder es sich anfühlt, Molekülbindungen zu überdehnen.

Foto-Galerie:

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Nächste Wissenschaftsnacht wird vorgezogen

Angesichts der Fülle der Bemerkenswürdigkeiten, die Dresdens Forscher zur Wissenschaftsnacht aufgefahren hatten, haben wir bei unsere Stippvisite nur einen kleinen Ausschnitt besuchen können – es gab natürlich noch vieles mehr zu sehen, riechen, erschrecken und auszuprobieren. Die Eierköpfe sind eben nicht nur im Laboralltag sehr erfinderisch, sondern auch, wenn es darum geht, kleine und große Neugierlinge nachts in ihre Institute zu locken. Bildungsministerin Eva-Maria Stange (SPD) lobte zum Auftakt ausdrücklich das „große Engagement“ der Dresdner Forscher, die nun schon zum 13. Mal in der sächsischen Landeshauptstadt eine attraktive Wissenschaftsnacht in Schwung gebracht haben. Die nächste Ausgabe wird übrigens etwas vorgezogen, wie der amtierende Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zur Eröffnung ankündigte: „Die nächste Wissenschaftsnacht kommt am 10. Juni 2016 – vielleicht sind dann die Temperaturen auch etwas milder“, sagte er. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt