Wirtschaft

Digitale Transformation noch ganz am Anfang

"Rechnen Sie mit unerwarteten Angriffen auf Ihr Geschäftsmodell!" - Silicon-Saxony-Vorstand Frank Schönefeld warnte davor, die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu unterschätzen. Foto: Silicon Saxony

„Rechnen Sie mit unerwarteten Angriffen auf Ihr Geschäftsmodell!“ – Silicon-Saxony-Vorstand Frank Schönefeld warnte davor, die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu unterschätzen. Foto: Silicon Saxony

Hightech-Trendkongress „Silicon Saxony Day“ in Dresden / Experte: Noch einschneidende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft durch digitale Technologien zu erwarten

Dresden, 7. Juli 2015. Wenn gelegentlich vom „digitalen Wandel“ die Rede ist, dann ist dies noch eine Untertreibung, meint Frank Schönefeld vom sächsischen Hightech-Verband „Silicon Saxony“: Eher müsse man von einer tiefgreifenden „digitalen Transformation“ reden, die immer breitere Kreise der Wirtschaft erfasse und auch noch erhebliche soziale beziehungsweise gesellschaftliche Auswirkungen haben werde, sagte der T-Systems-Manager bei einem Plenarvortrag beim Trendkongress „Silicon Saxony Day 2015“ in Dresden.

Rechnen Sie mit unerwarteten Angriffen auf Ihr Geschäftsmodell!

Jeder Mittelständler sei gut beraten, angesichts der neuen Chancen und Risiken des Internetzeitalters sein gesamtes Unternehmenskonzept auf den Prüfstand zu stellen: „Rechnen Sie mit Angriffen auf Ihr Geschäftsmodell, mit denen Sie vorher nie gerechnet haben“, warnte er Unternehmer und Ingenieure, die an diesem heißen Sommertag ins Internationale Kongresszentrum Dresden gekommen waren, um die Herausforderungen der schönen neuen vernetzten Welt zu diskutieren. Und: „Um unsere digitale Souveränität zurückzugewinnen, sind Aktionen notwendig, nicht nur Reaktionen.“

Beispiel CEWE: Digicams versetzten Analog-Fotogeschäft den Todesstoß – doch Unternehmen reagierte mit Fotobuch und Onlinedruck

Als ein Beispiel dafür, wie sehr die digitalen Technologien ein Unternehmen aus dem Gleichgewicht bringen oder völlig umkrempeln können, nannte Schönfeld den Mittelständler CEWE Color aus Oldenburg: Ursprünglich ein Laborverbund, der ganz auf die klassische Foto-Entwicklung geeicht war, stürzte die Verdrängung der Analog- durch die Digitalfotografie das Unternehmen nach der Jahrtausendwende in eine Krise: Immer weniger Kunden wollten analoge Filmrollen entwickeln lassen, CEWE erlitt drastische Umsatzeinbrüche.

Doch dann strukturierte sich das Unternehmen um, entwickelte neue Produkte: Das CEWE-Fotobuch mitsamt der Software für die Gestaltung digitaler Fotos erwies sich als Knüller, die Oldenburger konnten das Konzept sogar an Dritte verkaufen. Auch übernahm CEWE die Dresdner Online-Druckerei Saxoprint und wird nun zu einem wachsenden Marktteilnehmer in diesem Boom-Segment. „CEWE war einst nur eine Firma, die nur Fotos entwickelt hat“, sagte Schönfeld. Heute sei sie ein wieder erfolgreiches Unternehmen, dass zum Beispiel Software, kundenfreundliche Komplettlösungen und vieles mehr entwickele.

Studie: Hälfte der Hochqualifizierten-Jobs durch intelligente Maschinen ersetzbar

„Wir müssen uns aber auch auf spürbare soziale Konsequenzen durch die digitale Transformation einstellen“, betonte Schönfeld. Er verwies auf eine Studie in den USA, laut der Computertechnik und darauf basierende intelligente Maschinen schon jetzt fast die Hälfte aller hochqualifizierten Jobs in den Vereinigten Staaten übernehmen könnten, wenn es die Wirtschaft darauf anlege. Diese arbeitsmarktrelevanten Effekte seien bereits heute in den neuen Unternehmens-Leuchttürmen des Internetzeitalters wie Google, Facebook oder WhatsApp zu beobachten: Die bewegen teils schon Milliarden-Umsätze, beschäftigen aber oft nur ein Zehntel (oder weniger) der Mitarbeiter wie in etwa gleichgroßen klassischen Industrieunternehmen in den USA. Sich darauf einzustellen, sei auch für Deutschland ein „Muss“.

Starke frequentiert: Der Silicon Saxony Day 2015 in Dresden - hier ein Blick auf den Stand der "Langer EMV-Technik" aus Bannewitz, die Testgeräte vorführte, mitz denen elektrostatische Störungen an Schaltkreisen ausgemessen werden können. Foto: Heiko Weckbrodt

Stark frequentiert: Der Silicon Saxony Day 2015 in Dresden – hier ein Blick auf den Stand der „Langer EMV-Technik“ aus Bannewitz, die Testgeräte vorführte, mit denen elektrostatische Störungen an Schaltkreisen ausgemessen werden können. Foto: Heiko Weckbrodt

Starke Resonanz auf Silicon Saxony Day

Insgesamt rund 500 Experten der Halbleiter-, Software-, IT- und aus verwandten Wirtschaftszweigen aus Deutschland und dem Ausland waren heute zum „Silicon Saxony Day“ gekommen – und damit weit mehr als erwartet und auch im Vergleich zum Vorjahr (2014: rund 300). Ein zentrales Thema war diesmal das „Internet der Dinge“ – und wie die deutsche Wirtschaft und Forschung dort punkten kann. Veranstalter ist der sächsische Hightech-Verband „Silicon Saxony“. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt