Alle Artikel mit dem Schlagwort: Drogen

Zittert die Hand? Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) jagt einen religiös motivierten Verbrecher. Foto: Henrik_Ohsten

„Verraten“: Dezernat Q am Ende

Jussi Adler-Olsen schickt im finalen 10. Buch seinen Carl Mørck in den Knast Mit „Verraten“ hat der dänische Krimi-Autor Jussi Adler-Olsen nun den zehnten und letzten Band seiner „Dezernat Q“-Reihe vorgelegt. Darin nimmt er einen alten Fall aus der Vergangenheit des Q-Chefs auf – und kehrt den Spieß um: Carl Mørck ist diesmal kein Jäger, sondern Beute, ist zudem über weite Strecken ganz auf die Hilfe seiner Freunde angewiesen, während er hinter Gittern schmort.

Umschlag von "Transatlantik". Abb.: Piper-Verlag

Krimi „Transatlantik“: Im Visier von SS und Rache-Gangster

Volker Kutscher spinnt im 9. Babylon-Berlin-Krimi transkontinentale Intrigen Um den SS-Schergen zu entgehen, die ihn jagen, steigt der verfemte Kommissar Gereon Rath in den Zeppelin „Hindenburg“- nicht ahnend, in welch feurige Gefahr er sich damit begibt. Unterdessen baut an seinem Ziel in den USA ein alter Kontrahent mit Chemie-Knowhow aus Deutschland ein neues Heroin-Imperium auf. Derweil stolpert Gereons scheinverwitwete Charlotte mitten in ein mörderisches Intrigenspiel von Sicherheitsdienst und einem rachsüchtigen Gangsterboss – und ermittelt dem ermordeten Ex-Geliebten ihrer verschwundenen Freundin Greta hinterher… Der geneigte „Babylon Berlin“-Freund ahnt es schon: Krimiautor Volker Kutscher hat fleißig in die Tasten gegriffen und nun mit „Transatlantik“ seinen neunten Gereon-Rath-Roman vorgelegt.

Gerät durch zwielichtige Schachzüge seines Widersachers selbst in Verdacht: Kiminalkommissar Lang (Friedrich Mücke). Abb.: Koch Media

„Mordkommission Berlin Eins“: Bist Du zu schwach, fressen dich die Krokodile

Auf DVD erschienen: Starker deutscher Retro-Thriller entführt uns ins aufgedrehte Berlin zwischen den Kriegen In seinem Retro-Thriller „Mordkommission Berlin Eins“ zeigt Regisseur Marvin Kren eine schillernde Reichshauptstadt zwischen den großen Kriegen, eine Stadt in trunkener Dauerfeierlaune. Ein burleskes Babel, so bunt und schillernd wie brutal und grausam. Diese Stadt ist Gewalt gewöhnt: Von hartherzigen Polizisten, die um die Wette koksen und prügeln und auf Bürgerrechte pfeifen zum Beispiel. Und von privaten Banden, zu denen auch Ringervereine wie die „Krokodile“ gehören, in denen sich alte und neue Ganoven zusammengetan haben, um Schutzgelder zu erpressen und mit Prostituierten Kasse zu machen. Doch als eines Nachts Zoo-Krokodile den jungen Staatsanwalt Barnekow zerfleischten, schreckt dies selbst diese „verdorbene“ Stadt auf.

Der brave Nils Dickman (Stellan Skarsgård) tickt aus, als die Drogenmafia seinen Sohn tötet. Foto: Neue Visionen

Einer nach dem Anderen: Bürger des Jahres wird zur Rachedampfwalze

Köstlicher Thriller aus dem hohen Norden Der zugereiste Schwede Nils (Stellan Skarsgård) ist ein vorbildlicher Einwanderer, wie ihn die norwegischen Nachbarn lieben: Er räumt den Schnee für alle weg, wird nie laut und dafür sogar zum „Bürger des Jahres“ in der dauervereisten Kleinstadt im hohen Norden gekürt. Doch seine Ruhe schlägt um in wilden Zorn, als sein Sohn durch die Hand einer Drogendealer-Bande stirbt. Mit der Akribie eine Schneepflugs rächt er sich, tötet still und heimlich einen Gangster nach dem anderen. Deren Boss, der Graf (Pål Sverre Valheim Hagen) wird aus dem großen Sterben seiner „Angestellten“ nicht schlau – und beginnt irrtümlich einen Bandenkrieg mit der serbischen Konkurrenz um Papa (Bruno Ganz).

Rico (Julius Nitschkoff) sitzt die Knarre locker. Foto: Rommel Film / Pandora Film / Foto: Peter Hartwig

„Als wir träumten“: Gestrandet im Nichts

Die Verfilmung des Nachwenderomans von Clemens Meyer startet morgen in den Kinos Der Film „Als wir träumten“ nach dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer erzählt die Geschichte von fünf Freunden im Leipzig der Nachwendezeit. Das Buch galt eigentlich als nicht verfilmbar. Regisseur Andreas Dresen („Sommer vorm Balkon“) ist dennoch ein authentischer Einblick in die Lebenswelt einer verlorenen Generation gelungen.

Welt-Controller Mustapha Moon (Christian Erdmann, l.) führt John (André Kaczmarczyk) den Liebreiz der Stabilität vor Augen. Foto: David Baltzer, Staatsschauspiel Dresden

Huxleys „Schöne Neue Welt“ als multimediale Kapitalismuskritik im Schauspiel Dresden

„Mit Delta-Kindern spiele ich nicht!“ Hat uns „das System“ von Kindesbeinen an auf Konsum und Genusssucht konditioniert? Und zwar in einem Maße, dass wir gar nicht anders können und wollen, als in der uns zugewiesenen, nur scheinbar selbstgewählten Arbeit aufzugehen, in unserer Kaste zu verharren („Mit Delta-Kindern spiele ich nicht!“) und ziellos konsumierend durchs Leben zu irren? Der britische Autor Aldous Huxley warnte davor 1932 in seinem kapitalismus- wie sozialismuskritischen Dystopie-Klassiker „Schöne neue Welt“ sehr bedrückend und nachdrücklich. Und auch die leicht auf unsere Zeit adaptierte Fassung, die nun das Staatsschauspiel Dresden multimedial auf die Bühne gebracht hat, legt diesen Schluss nahe.

„Border Run“: Verkitschter Grenzgänger-Thriller

Eine Gringa torkelt durch Mexiko Als ihr missionarisch veranlagter Bruder Aaron (Billy Zane) im Grenzgebiet zwischen Mexiko und den USA spurlos verschwindet, will Journalistin Sofie (Sharon Stone) nicht warten, bis die Polizei aus dem Knick kommt und recherchiert selbst jenseits der Grenze. Die „Gringa“ aus dem Norden stößt in ein Wespennest aus Menschenhandel, Polizei-Korruption und Drogengier – und gerät in die selben Mühlen, die mexikanische Flüchtlinge auf dem Weg ins „gelobte Land“ passieren…

„Der dunkle Schirm“: Sci-Fi-Buch um ein drogenzerfressenes Hirn

Agent „Fred“ legt sich eine Tarnidentität als Drogenhändler Bob Actor zu. Er will die Quelle der neuen, schizophreniefördernden Superdroge „Substanz T“ finden, die den Markt überschwemmt, Tausende in den Wahnsinn treibt und von der er selbst (auf dienstliches Geheiß) reichlich schluckt. Nach seinem Dealer-Arbeitstag schlüpft er in einen „Jedermann-Anzug“, der ihn durch technische Vorrichtungen unidentifizierbar macht – selbst für seinen Chef bei der Drogenpolizei. Der beauftragt „Fred“ eines Tages, einen Dealer namens Bob Actor zu observieren – und eine bizarre Bewusstseinsspaltung nimmt ihren fatalen Lauf… US-Autor und Ex-Junkie Philip K. Dick (er lieferte u. a. die Vorlage für den Kult-Film „Blade Runner“) setzte in „Der dunkle Schirm“ seinen drogenruinierten Freunden ein Denkmal und attackiert den Überwachungsstaat der Ära Nixon. Traurig, faszinierend, mit Bukowski-artigen Dialogen. Und aktueller denn je, wenn man an die „Badesalze“-Paranoiadrogen denkt, die derzeit in den USA die Ärzte verzweifeln lassen. Heiko Weckbrodt Philip K. Dick: „Der dunkle Schirm“, 1977, Heyne-Verlag, ISBN 3453873688, 9,95 Euro -> Eine Leseprobe -> Die originelle Verfilmung von Richard Linklater (2006)