Alle Artikel mit dem Schlagwort: Fotografie

Zeitzeuge Ngoc Hanh Dao besucht mit seinem Sohn die Pentacon-Ausstellung "Bis zum bitteren Ende" in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Anja Schneider für die TSD

Das Ende von Pentacon und der Blick auf Lebensbrüche

Ausstellung „Bitteres Ende“ in den Technischen Sammlungen Dresden wartet mit Interviews und Geschichten zum VEB Pentacon um 1989 auf Dresden, 5. Januar 2024. Wer heute mehr will als nur die eingebauten Bildsensoren im omnipräsenten Smartphone und sich eine „richtige“ Kamera kauft, landet eher oder später meist bei den Japanern: bei Canon, Nikon, Sony & Co. Für Liebhaber besonderer Qualitätsfotografie gibt es noch Leica aus Wetzlar – aber das war es dann auch schon mit den deutschen Herstellern, wenn man einmal die Industriekameratechnik beiseite lässt. Dies war vor dem Aufbruch ins Digitalzeitalter ganz anders, da gehörten deutsche Unternehmen zu den führenden Kameraproduzenten weltweit. Dazu zählten die Ernemannwerke und Zeiss Ikon in Dresden, aus denen zu DDR-Zeiten die für ihre Spiegelreflex-Kameras berühmten Pentacon-Werke wurden. Eine Sonderausstellung in der Striesener Pentacon-Betriebsstätte – den heutigen Technischen Sammlungen Dresden – erzählt nun in Zeitzeugen-Berichten vom „Bitteren Ende“ der lange Zeit strukturprägenden Kameraindustrie in Dresden.

„Kommando Korn“ Foto: Anna Tiesen

Fotoschau „Gute Aussichten“: Wilde Dorfclique und die Unsterblichkeit

Technische Sammlungen Dresden zeigen Wettbewerbsarbeiten junger deutscher Fotografen Dresden, 8. Dezember 2018. Mit „Gute aussichten“ gastiert ab heute eine faszinierende Ausstellung junger deutscher Fotografen in den Technischen Sammlungen Dresden (TSD). Zu sehen sind von einer Jury ausgewählte Fotografien aus einem Wettbewerb deutscher Hochschulen, die das Lebensgefühl und die Konflikte der Gegenwart spiegeln.

Das 42 Jahre alte Album von Pink Floyd zeigte bereits ein Motiv, das uns in jüngster Vergangenheit als "Prism"-Schnüffelprogramm der NSA wieder bewegte. Foto Felix Hüffelmann, The Dark Side of the Moon, www.guteaussichten.org

Ahnte schon Pink Floyd von den Spitzelprismen der NSA?

Gute Aussichten: Ausgezeichnete junge Fotokünstler zeigen ihre Werke in Dresden Dresden, 12. November 2015. Fast möchte man Pink Floyd prophetische Gaben zuschreiben, sieht man sich das Albumcover der legendären Rockband aus dem Jahr 1973 heute noch einmal an, wie es der Lichtbildkünstler Felix Hüffelmann mit seiner Kamera getan hat: Ein Prisma spaltet auf der Hülle von „The Dark Side of the Moon“ das Licht auf, als ob es in eine Glasfaserleitung voller Informationen getaucht sei. Ahnte Pink Floyd etwa schon vor 40 Jahren vom allumfassenden NSA-Spitzelprogramm „Prism“? Die Fotografien von Felix Hüffelmann werfen solche Fragen auf, spiegeln aktuelle Themen wie Überwachung, staatliche Spitzeleien und Whistleblower. Und sie sind Teil der neuen Ausstellung „Gute Aussichten – junge deutsche Fotografie“, die ab morgen in den Technischen Sammlungen Dresden (TSD) zu sehen ist.

Die Videoinstallation "Der Hang" von Daniela Risch stellt das Dresdner Plattenbauviertel Gorbitz in den Fokus. Repro: hw

Gorbitz entleert, Mensch als Punkt-Ereignis

Neue Sonderschau „Chapters“ zeigt Dresden-Fotos einer Ostberlinerin Dresden, 2. September 2015. Gorbitz. Eine verwaiste Kieselbeton-Treppe, gelegt in einem inzwischen untergegangenen Staat. Wildwucherndes Grün umgarnt das Geländer. Wäre da nicht das Gezwitscher der Vögel und das sanfte Wippen der Blätter, könnte man die metergroße Projektion in der ehemaligen Kamerafabrik für ein starres Doppelfoto halten. Doch da: Eine alte Dame besteigt beherzt den Treppenhügel, verschwindet in der Bildecke rechts oben. Die Videoprojektion „Der Hang“ steht archetypisch für die Fotos und Filme, die Daniela Rausch ab heute Abend in den „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD) ausstellt: Unter dem Titel „Chapters“ hat sie Bilder ausgewählt, die während eines dreimonatigen Aufenthalts im Frühjahr 2014 in Dresden entstanden sind. Und da taucht immer wieder der entleerte Stadtraum auf, den Menschen nur gelegentlich punktuieren.

Seiichi Furuya: Gravitation

Doppeldeutige Schwerkraft im Foto gebannt

Werkausstellung „Gravitation“ von Seiichi Furuya in Technischen Sammlungen Dresden Dresden, 4. April 2015: Eine zerschmetterte Ölflasche breitet sich auf den Fliesen aus. Ein Porzellanengel liegt in Scherben – wie die Figurine einst stolz dem Himmel entgegenstrebte, ist noch zu erahnen. Was diesen Artefakten gemeinsam ist: Sie alle folgten den unerbittlichen Gesetzen der Schwerkraft, die die Menschheit erst im 20. Jahrhundert lernte zu überwinden – und dabei doch immer wieder fehlte. „Gravitation“ heißt daher auch die nun in den Technischen Sammlungen Dresden (TSD) eröffnete Sonderausstellung des begnadeten Fotografen Seiichi Furuya, der vor über vier Jahrzehnten seiner Heimat Japan endgültig den Rücken kehrte, zeitweise in Dresden lebte und seine Heimat in Österreich gefunden hat.

Aus dem Sieg des Sozialismus ist zwar nichts geworden, aber an die Leuchtpropaganda in Dresden 1984/85 erinnert sich Fotograf Seiichi Furuya noch gut. "Ich bin jetzt noch mal dahin gegangen", erzählt er. "Da konnte man noch gut die Umrisse der Leuchtbuchstaben erahnen." Foto: Heiko Weckbrodt

Wie ein Japaner zu DDR-Zeiten Dresden sah

„Was wir sehen“: Kunsthaus zeigt Alltagsaufnahmen von Seiichi Furuya Dresden, 31. März 2015: Das Alltagsleben im sozialistischen Dresden der 1980er Jahre aus Sicht eines Japaners reflektiert eine Fotoausstellung, die ab 2. April im Kunsthaus Dresden zu sehen ist. Der in Österreich lebende Seiichi Furuya zeigt dort bis zum 31. Mai 2015 ausgewählte Fotos, die er während seiner Zeit als Dolmetscher auf der „Bellevue“-Hotelbaustelle in den Jahren 1984 /85 geschossen hat. „Nicht als Künstler“, wie er selbst betont, sondern um das Leben in einer fremden Stadt, in einem fremden System zu dokumentieren. Entstanden sind dabei Schwarzweiß- und Farb-Aufnahmen, die oft erst beim genaueren Blick das Besondere des festgehaltenen Moments, die kleinen und großen Seltsamkeiten im DDR-Alltag enthüllen.

Foto: Volkmar Fritzsche

Wider Porno-Konsum und neuer Prüderie im Osten

Volkmar Fritzsche zeigt im Kunstkeller Dresden Aktfotos von Paaren Dresden, 13. Januar 2015: Er und sie sitzen nackt vor einem Spiegel. Sie im Schneidersitz, er hält sie von hinten umschlugen, küsst sie zärtlich auf den gestreckten Hals. Das Schwarzweiß-Foto unterscheidet sich nicht nur in seiner Zurückhaltung von den expliziten Darstellungen im Internet, sondern auch im Alter der Dargestellten: Beide sind schon in mittleren bis fortgeschrittenen Jahren. „Ich fotografiere eben nicht nur die Jungen, Knackigen“, betont der Dresdner Fotograf Volkmar Fritzsche, der ab heute erstmals seine Aktfotos von Paaren aus den vergangenen acht Jahren in seiner Galerie „Kunstkeller“ an der Radeberger Straße zeigt. „Meine Modelle sind zwischen 18 und 75 Jahren alt.“

Zielscheiben auf einem Schießplatz in Deutschland. Foto: Herlinde Koelbl

Volle Punktzahl für den Kopfschuss

Deutsches Historisches Museum Berlin zeigt Zielscheiben-Fotos aus drei Jahrzehnten von Herlinde Koelbl Berlin, 27. Juli 2014: Alles begann mit einer durchlöcherten Büchse im Geröll. Seitdem hat die deutsche Fotografin Herlinde Koelbl Zielscheiben rund um den Erdball abgelichtet – samt den darauf schießenden Soldaten: Fast alle junge Männer, manche fast noch Kinder, die dann auf den Gefechtsfeldern und Städten von Afghanistan, im Irak oder in Bürgerkriegsländern über Leben und Tod entscheiden (müssen). Insgesamt 250 dieser Fotos, Videoinstallationen und Hörbeispiele sind bis Oktober in der Fotoausstellung „Targets“ im „Deutschen Historischen Museum“ in Berlin zu sehen.

Wo die Photografie zu Hause ist

Berlin/Stuttgart, 2.10.2011: Fotografien umgeben uns tagtäglich: Freunde stellen ihre Handy-Schnappschüsse bei Facebook ein, wir schlagen die Zeitung auf und sehen eine im Lichtbild fixierte Revolution auf der anderen Seite des Erdballs. Seltener bekommen wir Fotos mit hohem künstlerischen Anspruch zu Gesicht, denn die verstecken sich meist in kleinen Gallerien. Das Berliner Portal „Photography Now“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf eben solche Expositionen aufmerksam zu machen.