Alle Artikel mit dem Schlagwort: Ostdeutschland

Mitteldeutsche Industriebetriebe beschäftigen 1 Million Menschen im ländlichen Raum. Doch die Infrastruktur dort ist immer noch unterentwickelt, kritisiert der VDMA Ost. Foto: VDMA Ost

Ostdeutscher Maschinenbau tritt auf der Stelle

Sächsische Industrie macht 7 % weniger Umsatz, Ifo korrigiert Wachstumsprognose herunter Leipzig/Kamenz/München, 26. Januar 2024. Der ostdeutsche Maschinen- und Anlagenbau tritt auf der Stelle. Das hat der Branchenverband „VDMA Ost“ in Leipzig eingeschätzt. Demnach prägen schwache Kundennachfrage und mäßig ausgelastete Kapazitäten die Geschäftslage. In einer Umfrage unter 350 Maschinenbauern bewerteten 38 Prozent ihre aktuelle Gesamtsituation als negativ. Die jüngsten Wirtschaftsberichte der sächsischen Landesstatistiker und neue Ifo-Prognosen zeichnen ebenfalls ein düsteres Bild.

Eine Rechenanlage "Robotron 300" in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Bezirksrechenzentren sollten in DDR für Digitalisierungs-Schub sorgen

Leitbeschluss vor 60 Jahren – später wurde aus dem VEB Maschinelles Rechnen das „Kombinat Datenverarbeitung“ Berlin/Dresden, 3. Januar 2024. Vor 60 Jahren starteten die ostdeutschen Wirtschaftslenker in Berlin einen wichtigen Anlauf, um die weltweiten Umwälzungen hin zu elektronischen Computern und digitalen Lösungen auch in der DDR systematisch anzugehen: Zum Jahreswechsel 1963/64 beschloss der SED-geführte Ministerrat ein Bündel aus „Sofortmaßnahmen zur Entwicklung der Datenverarbeitung“. Einige davon wurden in den Folgejahren realisiert. Andere scheiterten an Ressourcenmangel, wegen des Machtwechsels von Ulbricht zu Honecker, teils aber auch in Reaktion auf neue Trends.

Auch der Teddybär will mit VR-Brillen und Headsets videotelefonieren. Foto (freigestellt): Heiko Weckbrodt

Erfurt bekommt eine Bundes-Transferagentur

Agentur soll Überführung technologischer und sozialer Innovationen in Praxis erleichtern Berlin/Erfurt, 21. Dezember 2023. Um technologische und soziale Innovationen künftig schneller in die wirtschaftliche und gesellschaftliche Praxis zu überführen, will Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) in Erfurt eine „Deutsche Agentur für Transfer und Innovation“ (Dati) einrichten. Diese Standort-Entscheidung hat die Ministerin heute bekannt gegeben.

Ifo Dresden residiert nahe am Süd-Campus der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

„Erholung ohne Schwung“ für Sachsen

Ifo Dresden prognostiziert für 2024 Mini-Wachstum um 0,8 % Dresden, 19. Dezember 2023. Nach Jahren von Krisen und Stagnation erholt sich die sächsische Wirtschaft im kommenden Jahr leicht. Freilich werde dies eine „Erholung ohne Schwung sein“, betonte Prof. Joachim Ragnitz vom Ifo-Institut heute in Dresden. „Das vergangene Jahr war enttäuschend“, räumt der Ökonom ein. „Doch im kommenden Jahr wird’s besser: in Sachsen, Ostdeutschland und ganz Deutschland.“

Die US-Mikroelektronik - hier ein Intel-Wafer - dominiert mit 55 % Anteil ganz klar den Halbleiter-Weltmarkt. Europas Antel wrd auf nur 6 % geschätzt. Foto: Intel

Gewerkschaft fordert Chipmilliarden vom Bund ein

IGBCE: Ostdeutschland hat Ansiedlungen von Intel und TSMC bitter nötig Berlin/Dresden/Magdeburg, 28. November 2023. Der Bund muss seine Milliardenversprechen für die Chipfabrik-Ansiedlungen von Intel, TSMC & Co. in Ostdeutschland unbedingt einhalten. Das hat die Nordost-Landesbezirksleiterin Stephanie Albrecht-Suliak von der „Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie“ (IGBCE) heute gefordert.

Blick in einer der 300-mm-Chipwerke von Foundry-Primus TSMC in Taiwan. Foto: TSMC

Subventionen für TSMC und Intel gefährdet

Silicon Saxony fordert nach Verfassungsgerichts-Urteil einen Plan B vom Bund für Chipfabrik-Ansiedlungen Dresden/Karlsruhe/Berlin, 15. November 2023. „Silicon Saxony“ sieht nach einem Finanzierungs-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes die Subventionen für die Ansiedlung von TSMC, Intel und womöglich weiteren Technologieunternehmen in Ostdeutschland in Gefahr. Die Bundesregierung müsse die Beihilfen nun anderweitig sicherstellen, fordert der sächsische Hightech-Branchenverband.

Die Lohnlücke zwischen Ost und West liegt in Deutschland bei etwa 15 %. Themenfoto: Heiko Weckbrodt

ifo Dresden: Zwei Drittel der Lohnlücke Ost-West durch unterschiedliche Wirtschaftsstrukturen

Mehr Tarifverträge bringen da auch nicht viel, meinen Wirtschaftsforscher Dresden, 18. Oktober 2023. Zwei Drittel der Lohnlücke zwischen Ost- und Westdeutschland lassen sich durch Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur erklären: In Ostdeutschland sind vor allem Branchen und Großbetriebe unterpräsentiert, die normalerweise besonders gute Gehälter zahlen. Das geht aus einer Untersuchung des Wirtschaftsforschungs-Institutes Ifo Dresden hervor.

Bernd Junghans (rechts) bei der Arbeit am Megabit-Projekt. Foto: privat

Im Dresdner Megabit-Chip steckten 50:50 DDR- und Westtechnologie

Projektleiter: Ohne Embargo-Technik ging’s nicht – doch von Siemens haben wir nicht abgekupfert Dresden, 17. August 2023. Der ostdeutsche Megabit-Chip aus dem Jahr 1988 war in wesentlichen Teilen eine DDR-eigene Entwicklung und nicht etwa ein Klon geklauter West-Schaltkreise. Das haben der damalige Mega-Projektleiter Bernd Junghans und Chefdesigner Jens Knobloch im Oiger-Gespräch erklärt. Etwa die Hälfte der Fertigungsanlagen, die kompletten Schaltpläne, viele Materialien wie auch die Reinraumtechnik seien ostdeutsche Lösungen gewesen. Sie widersprachen damit seit 35 Jahren kursierenden Behauptungen, das staatliche „Zentrum Mikroelektronik Dresden“ (ZMD) habe die Baupläne und Belichtungsmasken nur durch die Stasi aus dem Westen klauen lassen und dann einen Siemens-Megabit-Chip schlicht abgekupfert.

ORWO Net will die ostdeutsche Marke "ORWO" im Fotogeschäft wiederbeleben. Foto: ORWO Net GmbH

ORWO reaktiviert ORWO

Fotodienstleister will mit altbekannter Marke punkten Wolfen, 27. Juni 2023. Künftig gibt es wieder ORWO-Fotos: Die Firma „ORWO Net“ belebt die aus DDR-Zeiten und der Weimarer Republik weit bekannte Marke „ORWO“ (steht für „Original Wolfen“) wieder. Dafür will das Mutterunternehmen am 25. Juli 2023 die Fotodienste „PixelNet“, „myFOTO“ und „Foto Quelle“ unter dem neuen, alten Namen zusammenführen. Das geht aus einer Mitteilung von ORWO Net hervor.

Die Ökonomen haben ihre Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft weiter herunterkorrigiert. Grafik: Heiko Weckbrodt

Winter-Rezession fällt für Sachsen schwächer aus als gedacht

Ifo-Forscher rechnen für 2023 mit stagnierender Wirtschaft im Freistaat Dresden, 21. Dezember 2022. Die Winterrezession malätriert Sachsen nicht ganz so übel wie noch vor ein paar Monaten erwartet. Allerdings sorgt das starke industrielle Rückgrat der sächsischen Wirtschaft dafür, dass der Abschwung im Freistaat zunächst tiefer ausfällt als in den anderen ostdeutschen Ländern. Das hat Prof. Joachim Ragnitz vom Wirtschaftsforschungsinstitut „Ifo“ in Dresden heute prognostiziert. „Letztlich kommt es nicht so schlimm wie gedacht“, fasst der Ökonom die jüngsten Befunde zusammen.

Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden, im November 2015. Foto: André Wirsig, Handwerkskammer Dresden

Jörg Dittrich aus Dresden wird Deutschlands oberster Handwerker

Deutscher Handwerkstag wählt Dachdecker aus Sachsen an seine Spitze Dresden/Augsburg, 8. Dezember 2022. Der Dachdecker-Meister Jörg Dittrich aus Dresden wird 2023 der oberste Handwerker von Deutschland: Der Deutsche Handwerkstag hat den 53-jährigen Sachsen heute in Augsburg zum Präsidenten des „Zentralverbandes des Deutschen Handwerks“ (ZDH) gewählt. Das haben der ZDH, die Handwerkskammer (HWK) Dresden und das sächsische Wirtschaftsministerium in Dresden mitgeteilt.

Viele junge Frauen und Männer in der DDR wollten Flugbegleiterinnen oder Piloten bei der Interflug werden. Foto: Interflug Abteilung Werbung, Repro (hw): aus: S. Schmitz: Interflug

„Interflug“-Buch über Aufstieg und Absturz der DDR-Airline

Ostdeutsche Fluggesellschaft stand für den Traum von der Ferne – agierte aber auch als Billigflieger für Westberliner und Billigflieger für Westberliner Die war die Vorzugs-Airlines des Sandmännchens, transportierte Waffen ebenso wie Küken, beförderte, Preisfüchse aus dem Westen und besprühte Felder in der ganzen DDR, unter ihren Farben agierten aber auch die Stasi und die Leibflugzeuge der SED-Oberen: die Interflug. Der westdeutsche Stewart und Autor Sebastian Schmitz hat der staatlichen Fluggesellschaft der DDR ein ausführliches Buch gewidmet, das nun unter dem Titel „INTERFLUG – Die Fluglinie der DDR“ in den Stuttgarter Paul-Pietsch-Verlagen erschienen ist.

Rüdiger Bernhardt: Essay und Kritik – Literatur im Osten Deutschlands nach 2000“, Abb.: Edition Freiberg

„Mit der DDR verschwand die letzte große Gesamtliteratur“

Essay-Sammlung von Rüdiger Bernhardt veranschaulicht en passant, wie sehr der Einfluss von Literatur und Literaten in Ostdeutschland mit der Wende geschwunden ist Was hat eigentlich die DDR-Literatur ausgemacht? Wie tickten ihre Autoren? Und hat sich daraus eine eigenständische ostdeutsche Literatur entwickelt, die bis heute Bestand hat? Diesen Fragen widmet sich der Band „Essay und Kritik“, der kürzlich im Verlag „Edition Freiberg“ erschienen ist. Statt sie allerdings in einer langen theoretischen Abhandlung zu beantworten, wählt dieses Buch gewissermaßen einen pointillistischen Ansatz, um ein Gesamtbild zu entwerfen: Es enthält Nachrufe, Buchkritiken und Aufsätze, die der ostdeutsche Literaturwissenschaftler Rüdiger Bernhardt über zwei Jahrzehnte hinweg verfasst hat.

„Versagtes Vertrauen: Wie die Stasi und ihre Komplizen DDR-Wissenschaftler kalt ausgebootet haben

Neues Werk von Reinhard Buthmann skizziert an vielen Beispielen, wie sehr der ostdeutsche Geheimdienst „bürgerlichen“ Forschern misstraute Wie die Staatssicherheit einst „bürgerliche“ Wissenschaftler argwöhnisch beobachtete, oft auch drangsalierte oder gar kalt stellte, hat der Zeithistoriker und ehemalige Kosmosforscher Reinhard Buthmann recherchiert und in seinem Buch „Versagtes Vertrauen. Wissenschaftler der DDR im Visier der Staatssicherheit“ dargestellt. Auf knapp 1200 Seiten spannt er in diesem – im wahrsten Sinne des Wortes – gewichtigen Werk einen weiten Bogen. Der beginnt mit „Wissenschaft von der Tradition zur Moderne“ (Kapitel 3) und erstreckt sich über die Erwartungen und Anmutungen der Staatspartei SED hinweg bis zu der wachsenden Rolle des Geheimdienstes. Letztere analysiert der Autor akribisch am Beispiel der Hochtechnologien Mikroelektronik, Raumforschung, Kerntechnik und Flugzeugbau (Kapitel 4).