Alle Artikel mit dem Schlagwort: Panem

Wieder mal in schönster Riefenstahl-Ästhetik: Peeta und Katniss werden als tragisches TV-Liebespaar inszeniert. Foto: Lionsgate

DVD „Catching Fire“: Neue Todesspiele für Katniss

Filmmärchen über Widerstand – und die Macht der Selbstinszenierung Im ersten Teil der „Tribute von Panem“ bot die junge Jägerin Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) mit ein paar dunklen Beeren in den „Hungerspielen“ der Zukunfts-USA der Macht des Kapitols die Stirn – und überlebte. Und was hat sie davon? Nun äffen die Unterdrückten dieser Erde die Widerstandskämpferin wider Willen nach. Trotzige Graffiti-Sprayer malen ihre Spotttölpel-Brosche an alle Wände, kleine Mädchen ahmen ihre Zopffrisur nach, Verzweifelte rebellieren in den unterdrückten Distrikten, mit Katniss’ Lied auf den Lippen. Insofern ist auch „Catching Fire“, der nun auf auf DVD erschienene zweite Film zu Suzanne Collins’ dystopischer Jugendroman-Reihe, gleichermaßen Widerstands- wie Modemärchen, ganz ein Produkt unsere Casting-Show-Zeit: die verfilmte These, man könne mit schicken Mode-Accessoires, Selbstinszenierungen und Showauftritten Diktaturen zu Fall bringen.

Bluray „Die Tribute von Panem 1“: Opulent-begradigtes Kindersterben in der Arena

Töten statt Partys Statt lustige Facebook- oder Pyjama-Partys zu feiern, schlagen sich die Kinder von übermorgen in den TV-Arenen der „Hungerspiele“ gegenseitig die Köpfe ein. Auf Geheiß des tyrannischen Präsidenten Snow, der die zwölf Distrikte Amerikas mit eiserner Faust und Legionen von „Friedenswächtern“ beherrscht. Im 74. Jahr nach der großen Rebellion fällt das Gladiatorenlos, das einem Todesurteil gleich kommt, auf die zwölfjährige Prim Everdeen – und so tritt deren 16-jährige Schwester Katniss vor und meldet sich freiwillig für die Arena, als einer der „Tribute von Panem“.

Roman-Trilogie „Die Tribute von Panem“: Frisch frisiert in den Tod

Was den Spotttölpel Katniss zur Heldin einer Generation macht Katniss Everdeen ist die Heldin des Castingshow-Zeitalters: In der dystopischen Jugendbuch-Trilogie „Die Tribute von Panem“ zieht sie – stets frisch frisiert – unerschrocken in den Kampf gegen Diktatur und perfide Präsidenten und findet damit ein Millionen-Publikum sowohl in unserer wie in ihrer virtuellen Welt. Und zwar nicht nur unter Teenies, sondern auch Erwachsenen. Irgendwie muss Autorin Suzanne Collins den Nerv der Zeit getroffen haben, wenn eine 16-Jährige mit Fernseh-Verve zur Heroine einer Generation werden kann. Ist es, weil das Mädchen Katniss immer erst in den Kampf zieht, wenn ihr persönliches Stylisten-Team sie mit allem modischen Chic versehen hat? Weil sie unbewusst virtuos auf der Klaviatur der Massenmedien einer pervertierten TV-Welt spielt, die so sehr an das Casting-Show-Unwesen unserer Tage erinnert? Dies allein würde ihr wohl allein die Begeisterung modevernarrter Backfische sichern. Doch haben die Buchtrilogie und die zwei Verfilmungen ein weit breiteres Publikum gefunden.