Umfrage: Jedes dritte IT-Unternehmen bietet „Industrie 4.0“-Lösungen an
Berlin/Hannover/Dresden, 16. März 2015: Die unter dem oft etwas nebulösen Schlagwort „Industrie 4.0“ gefasste neue Vernetzungs- und Automatisierungsschub in deutschen Fabriken gewinnt anscheinend inzwischen an praktischer Bedeutung für Ausrüster und Zulieferer: Laut einer „Aris“-Umfrage bieten inzwischen 31 Prozent aller informationstechnologischen und Telekommunikations-Unternehmen (ITK) in Deutschland Produkte und Dienstleistungen für die „Industrie 4.0“ an – dreimal soviel wie bei einer ähnlichen Befragung vor zwei Jahren. Das teilte der deutsche Digitalverband „Bitkom“ heute auf der IT-Messe „CeBit“ in Hannover mit.
Unternehmen beklagen zu wenig Unterstützung vom Staat
„Vor gerade einmal zwei Jahren war Industrie 4.0 für viele Unternehmen noch eine Zukunftsvision, jetzt ist das Thema im Geschäftsalltag angekommen“, schätzte Martina Koederitz vom Bitkom-Präsidium ein. Allerdings verwies der Verband auch auf noch zahlreiche Hindernisse. So halten 91 Prozent der befragten Unternehmen die öffentliche Förderung für den neuen Trend für unzureichend, 82 Prozent beklagten einen Mangel an interdisziplinär ausgebildeten Fachkräften für die komplexen Technologien, die dabei zum Einsatz kommen sollen. Ein Dauerthema bleibt auch die vielerorts noch immer zu schwache Verfügbarkeit breitbandiger Internet-Anschlüsse.
Robotik und Funkchips gelten als Kerntechnologien
„Industrie 4.0“ ist kein scharf definierter Begriff, meint aber meist den Versuch, durch eine internetgestützte Vernetzung von Maschinen, Taktstraßen, Robotern, Werkstücken und Produkten innerhalb der Fabriken sowie mit den Zulieferern außerhalb der Werke erhebliche Produktivitätsschübe zu erlangen. Als Kerntechnologien dabei gelten dabei beispielsweise ein verstärkter Robotereinsatz, um Automatisierungslücken etwa in der Anlagen-Bestückung zu schließen, ein massenhafter Einsatz von Funketiketten auf Werkstücken und Halbprodukten, um deren Zustand und Position in der Fabrik ständig überwachen und flexibel umleiten zu können, sowie intelligente Computerprogramme, die diese Vielzahl an „Agenten“ zu koordinieren. Insbesondere Chipwerke und Autofabriken sind auf diesem Weg bereits sehr weit vorangekommen. Der Bitkom sieht aber noch erhebliche Potenziale zum Beispiel im Maschinen- und Anlagenbau, in der Elektrotechnik und in der chemischen Industrie. Durch den Einsatz von „Industrie 4.0“-Technologien seien bis 2025 Produktivitätssteigerungen in der deutschen Industrie im Umfang von 78,5 Milliarden Euro möglich, ist der Verband überzeugt.
Sachsen forschen an Industrie 4.0
Erforscht und entwickelt werden beispielsweise auch in Sachsen solche Technologien. So betreibt die Fraunhofer-Gesellschaft in Chemnitz ein Pilotwerk für die Fabrik der Zukunft. In Dresden haben sich mehrere Automatisierungs-Zulieferer derweil zu einem Verbund zusammengeschlossen, um Industrie-4.0-Erfahrungen, die sie in der sächsischen Mikroelektronik gesammelt haben, auch auf andere Branchen zu übertragen. Auch forscht das „5G Lab“ der TU Dresden an einer neuen Mobilfunk-Generation, die besonders reaktionsschnelle Internetverbindungen zwischen Maschinen möglich machen soll („Taktiles Internet“). Zudem hat der sächsische Hightech-Verband „Silicon Saxony“ einen Arbeitskreis „Cyberphyiskalische Systeme“ eingerichtet, der auch Industrie-4.0-Akteure koordinieren soll. Autor: Heiko Weckbrodt
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