Betreibergesellschaft und Land streiten sich um Finanzierung
Dresden/Kipsdorf, 27. Mai 2015. Der Wiederaufbau der vom Hochwasser im August 2002 zerstörten Weißeritztalbahn stockt. Eigentlich hatte der Freistaat Sachsen versprochen, dass in diesem Jahr wieder Schmalspurbahnen zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf dampfen sollen – doch daraus wird wohl nichts. Wer die parallel zur zerstörten Bahnstrecke verlaufende Bundesstraße befährt, wird kaum Gleisbau-Arbeiten an diesem zweiten Wiederaufbau-Abschnitt feststellen können. Seit dem offiziellen Baustart im Mai 2014, der wohl der bevorstehenden Landtagswahl geschuldet war, herrscht peinliche Baustille an der Strecke.
Krisensitzung im Ministerium
Das Wirtschaftsministerium versucht sich nun im Krisenmanagement. Anfang Mai lud es die wichtigsten Verantwortungsträger für den Wiederaufbau ein. Bernd Sablotny, Abteilungsleiter für Verkehr im Ministerium, informierte jetzt über die Ursachen für den Stillstand – und wie er dies gemeinsam mit der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), dem Verkehrsverbund Oberelbe VVO, dem Staatlichen Immobilen- und Baumanagement (SIB), dem Landratsamt Freital und weiteren Institutionen ändern will.
Brücke Obercarsdorf nicht flutsicher
Laut Sablotny hat die Misere zwei Ursachen: Einerseits habe ein weiteres Hochwasser im Jahr 2013 an einer Brücke in Obercarsdorf nahe der B 170 offenbart, dass diese Weißeritzbrücke bei weitem nicht soviel Wasserfluten bewältigen kann wie vorgeschrieben. Erst nach langer Verzögerung sei jetzt zumindest eine Zwischenlösung gefunden wurden. Mittels einer Spezialkonstruktion werde der Brückenoberbau künftig bei Hochwasser auf Sollhöhe gebracht.
Betreiber SDG will nicht auf Millionen-Mehraufwand sitzen bleiben
Das zweite Problem, für Insider eher das Hauptproblem, seien noch ungeklärte Rückforderungen der SDG wegen 3,5 Millionen Euro Mehrkosten aus dem Wiederaufbau der Strecke von Freital-Hainsberg nach Dippoldiswalde vor nun schon sieben Jahren. SDG-Geschäftsführer Roland Richter gibt gute Gründe für den getätigten Mehraufwand an: Dieser habe nämlich dafür gesorgt, dass beim Hochwasser 2013 weniger Schäden entstanden seien als es sonst geschehen wäre. Nun ist mit dem Ministerium vereinbart, dass die SDG nachweist, welche Behörden-Auflagen seinerzeit zum Mehraufwand zwangen. In dieser Frage wird es letztlich zu einer teilweisen Anerkennung der Forderungen kommen müssen.
Für den 2. Bauabschnitt haben nun Ministerium, SIB und SDG vereinbart, dass während der Bauarbeiten ständig der Aufwand überprüft wird.
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Noch kein Zug gefahren – doch der Etat für den Fahrbetrieb ist bereits aufgebraucht
Noch unklar ist zudem, wie der Fahrbetrieb zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf künftig finanziert werden soll. Der Freistaat hatte dafür 500.000 Euro bereitgestellt. Da diese halbe Million nicht abgerufen wurde, wurde sie stillschweigend für den Fahrbetrieb auf dem 1. Bauabschnitt und bei der Lößnitzgrundbahn mit „verfeuert“. Da wird der Regierung der erneute Griff in die Landeskassen wohl nicht erspart bleiben. Autor: Peter Weckbrodt
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