Alle Artikel in: Geschichte

Wirtschaftsgeschichte & Co.

Archivaufnahme mit dem Grabstein der "152"-Besatzungsmitglieder. Foto: IG Luftfahrt 152

Vor 65 Jahren zerschmetterte DDR-Traum vom Fliegen

IG und Friedhof erinnern mit Kranz und Stele an den Absturz der „152“ Dresden, 4. März 2024. 65 Jahre nach dem Absturz des DDR-Düsenflugzeugs 152 legt die „Interessengemeinschaft Luftfahrt Dresden 152“ heute auf dem Klotzscher Friedhof einen Kranz für die damals tödlich verunglückten Besatzungsmitglieder nieder. Das hat die IG mitgeteilt. Der Absturz des Versuchsflugzeugs „152/ I V1“ am 4. März 1959 läutete das Ende der ambitionierten DDR-Pläne ein, eine eigene Flugzeugbau-Industrie zu etablieren.

Zwei der Fotos von Breslauer Deportationen, die nun wiedergefunden worden sind. Repro: Landesverband Sachsen der Jüdischen Gemeinden; Collage: Freie Universität Berlin

Breslauer Deportations-Fotos in Dresden wiedergefunden

Aufnahmen zeigen jüdische Männer, Frauen und Kinder kurz vor der Ermordung Breslau/Dresden/Berlin, 26. Januar 2024. Forscher aus Sachsen und Berlin haben in Dresden bisher unbekannte Fotos von der Deportation Breslauer Juden während der Nazi-Zeit wiederentdeckt. Das geht aus einer Mitteilung der FU Berlin und des Forschungsverbundes „#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen“ hervor.

Zwei Ingenieure testen einen "EC 1055"-Rechner im VEB Robotron-Elektronik Dresden. Abb.: Ulrich Häßler, Bundesarchiv, Wikipedia

Zeitzeugen-Wissen als „tragende Säulen der Industriekultur“ sichern

Landesverband Industriekultur Sachsen plädiert für weitere Befragungen Chemnitz/Dresden, 14. Januar 2024. Zeitzeugenberichte aus DDR-Betrieben sollten noch stärker als bisher erfragt und für die Nachwelt dokumentiert werden. Dafür plädiert der „Landesverband Industriekultur Sachsen“ (IKU) in seinem Ausblick für das Jahr 2024.

Zeitzeuge Ngoc Hanh Dao besucht mit seinem Sohn die Pentacon-Ausstellung "Bis zum bitteren Ende" in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Anja Schneider für die TSD

Das Ende von Pentacon und der Blick auf Lebensbrüche

Ausstellung „Bitteres Ende“ in den Technischen Sammlungen Dresden wartet mit Interviews und Geschichten zum VEB Pentacon um 1989 auf Dresden, 5. Januar 2024. Wer heute mehr will als nur die eingebauten Bildsensoren im omnipräsenten Smartphone und sich eine „richtige“ Kamera kauft, landet eher oder später meist bei den Japanern: bei Canon, Nikon, Sony & Co. Für Liebhaber besonderer Qualitätsfotografie gibt es noch Leica aus Wetzlar – aber das war es dann auch schon mit den deutschen Herstellern, wenn man einmal die Industriekameratechnik beiseite lässt. Dies war vor dem Aufbruch ins Digitalzeitalter ganz anders, da gehörten deutsche Unternehmen zu den führenden Kameraproduzenten weltweit. Dazu zählten die Ernemannwerke und Zeiss Ikon in Dresden, aus denen zu DDR-Zeiten die für ihre Spiegelreflex-Kameras berühmten Pentacon-Werke wurden. Eine Sonderausstellung in der Striesener Pentacon-Betriebsstätte – den heutigen Technischen Sammlungen Dresden – erzählt nun in Zeitzeugen-Berichten vom „Bitteren Ende“ der lange Zeit strukturprägenden Kameraindustrie in Dresden.

Eine Rechenanlage "Robotron 300" in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Bezirksrechenzentren sollten in DDR für Digitalisierungs-Schub sorgen

Leitbeschluss vor 60 Jahren – später wurde aus dem VEB Maschinelles Rechnen das „Kombinat Datenverarbeitung“ Berlin/Dresden, 3. Januar 2024. Vor 60 Jahren starteten die ostdeutschen Wirtschaftslenker in Berlin einen wichtigen Anlauf, um die weltweiten Umwälzungen hin zu elektronischen Computern und digitalen Lösungen auch in der DDR systematisch anzugehen: Zum Jahreswechsel 1963/64 beschloss der SED-geführte Ministerrat ein Bündel aus „Sofortmaßnahmen zur Entwicklung der Datenverarbeitung“. Einige davon wurden in den Folgejahren realisiert. Andere scheiterten an Ressourcenmangel, wegen des Machtwechsels von Ulbricht zu Honecker, teils aber auch in Reaktion auf neue Trends.

So oder so ähnlich könnten die Befestigungen von Siedlungen wie Amnya ausgesehen haben. Visualisierung: Dall-E

8000 Jahre alt: Älteste Festung der Welt entdeckt

Sibirische Fischer legten in Amnya bereits vor den ersten Bauern komplex befestigte Siedlungen an Amnya/Berlin, 6. Dezember 2023. Deutsche und russische Archäologen haben in Sibirien die älteste bisher bekannte Festung der Welt entdeckt: Die Siedlung Amnya wurde anscheinend bereits vor rund 8000 Jahren von Jägern und Sammlern befestigt. Es handele sich um eine „bahnbrechende archäologische Entdeckung“, schätzen Forscher und Forscherinnen der Freien Universität (FU) Berlin ein, die die Ausgrabungen geleitet hatte.

Was war von der DDR-Wirtschaft - hier ein Blick auf Takraf-Tagebautechnik - zu retten und was nicht? Hätte die Treuhand mit mehr Zeit und anderer Ausstattung mehr Betriebe transformieren können? Die Bilanz ist weiter umstritten. Foto: Heiko Weckbrodt

Archiv für Sachsens Wirtschaftsgeschichte entsteht in Borna

Land und Bund rücken schießen 16,5 Millionen Euro zu Borna, 30. November 2023. In Borna soll ein „Dokumentationszentrum zur Regional- und Wirtschaftsgeschichte Sachsens“ entstehen. Ein besonderer Sammelschwerpunkt soll die Geschichte des mitteldeutschen Bergbaus und speziell des Braunkohle-Tagebaus bilden. Dafür hat das sächsische Regionalministerium nun 16,5 Millionen Euro zugesagt. Es handelt sich um Bundes- und Landeskohle für den Kohleausstieg des mitteldeutschen Reviers.

Von dieser Seite zeigt der restaurierte NSU-Fiat die elegante Gläser-Karosserie. Foto: Anja Schneider für das Verkehrsmuseum Dresden

Verkehrsmuseum widmet Dresdner Autofirma „Gläser“ Ausstellungssektion

Gläser-Variante eines alten NSU-Fiat mit Spenden restauriert Dresden, 24. Oktober 2023. Sie gehörte zu den Geburtsschmieden des sächsischen Automobilbaus: Die „Heinrich Gläser, Luxuskarosserie und Wagenbauanstalt“ begann als Kutschenmacher, galt während der Kaiserzeit und bis in die Weimarer Republik hinein als Wahrzeichen edler Cabriolet-Karosserien, stellte auch nach der Verstaatlichung noch einige der schöneren Wartburg-Modelle her. Nun hat das Verkehrsmuseum Dresden dem verflossenen Luxuskarossen-Produzenten eine eigene Sektion in seiner Dauerausstellung gewidmet. Eigens dafür haben die Restauratoren einen NSU-Fiat 1100 aus dem Jahr 1938 so wieder hergestellt, wie ihn die Dresdner Gläser-Werke einst im Cabrio-Stil umgebaut hatten.

Steht symbolisch für die Industriekultur in Sachsen: Immer noch funktionsfähige Dampfmaschine im Industriemuseum Chemnitz. Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsen wollen Industriekultur stärker für Zukunftsthemen einspannen

Expertenumfrage: Freistaat sollte seine wirtschaftlichen Traditionen für Tourismus, Identitätsstiftung und neue Projekte nutzen Dresden, 11. Oktober 2023. Sachsen sollte seine industriekulturellen Traditionen und Baudenkmäler stärker als bisher für Tourismus, Identitätsstiftung und Zukunftsprojekte nutzen. Das hat eine Expertenumfrage des „Landesverbandes Industriekultur in Sachsen“ ergeben. Dieses Erbe sei „eine Ressource für die Zukunft des Industriestandortes Sachsen“, heißt es in einer Auswertung, die der Landesverband in den Technischen Sammlungen Dresden vorgestellt hat.

Grubenhunt mit Erzbrocken in Altenberg. Foto: Christian Ruf

Das verschwundene Johanngeorgenstadt

Wie die Neustädter damit umgehen, dass die Wismut ihre Altstadt ausradierte, erforschen die Unis Chemnitz und Jena Chemnitz, 3. Oktober 2023. Dem Braunkohle-Tagebau und dem Uran-Bergbau mussten zu DDR-Zeiten zahlreiche Dörfer komplett weichen, andere haben dadurch ihre Wurzeln verloren. Dr. Manuel Schramm von der TU Chemnitz und Prof. Simon Runkel von der Uni Jena wollen nun solch ein Beispiel vertieft untersuchen – auch mit Blick auf die Langzeitfolgen. In ihrem gemeinsamen Forschungsprojekt „Johanngeorgenstadt als verschwindende Stadt“ analysieren sie, wie die sowjetisch-deutsche Tarn-Aktiengesellschaft „Wismut“ eine ganze Altstadt im Erzgebirge ausradierte und die Bewohner in eine Neustadt verpflanzte.

Arndt Göbel war vor der Wende Testfeld-Designer im ZFTM Dresden. Hier zeigt er einen Entwurf mit seinem stilisierten Fuchs (unter den schrägen rosa Elementen). Foto: Heiko Weckbrodt

Frosch, Fuchs & Storch: Die „Steinmetzzeichen“ der DDR-Chips

Gewohnheit aus dem Mittelalter im Digitalzeitalter: Individuelle Tier-Signets der Entwickler sind in vielen Schaltkreisen versteckt Dresden, 11. September 2023. Was haben ein Frosch, eine Eule, ein Hammer und eine Rakete gemein? Sie alle sind eine Art „Steinmetzzeichen“ des Digitalzeitalters. Denn ähnlich wie mittelalterliche Handwerker ihre ganz besonderen Zeichen in gotische Kathedralen gemeißelt haben, um sich für nachfolgende Generationen zu verewigen, bürgerte sich Ähnliches auch in vielen Mikroelektronik-Schmieden weltweit spätestens seit den 1970er Jahren ein. Auch in der DDR hinterließen die Dresdner Schaltkreis-Entwerfer heimlich kleine Kennungen zwischen mikroskopisch kleinen Schaltern und Leiterbahnen in „ihren“ Chips.

Bernd Junghans (rechts) bei der Arbeit am Megabit-Projekt. Foto: privat

Im Dresdner Megabit-Chip steckten 50:50 DDR- und Westtechnologie

Projektleiter: Ohne Embargo-Technik ging’s nicht – doch von Siemens haben wir nicht abgekupfert Dresden, 17. August 2023. Der ostdeutsche Megabit-Chip aus dem Jahr 1988 war in wesentlichen Teilen eine DDR-eigene Entwicklung und nicht etwa ein Klon geklauter West-Schaltkreise. Das haben der damalige Mega-Projektleiter Bernd Junghans und Chefdesigner Jens Knobloch im Oiger-Gespräch erklärt. Etwa die Hälfte der Fertigungsanlagen, die kompletten Schaltpläne, viele Materialien wie auch die Reinraumtechnik seien ostdeutsche Lösungen gewesen. Sie widersprachen damit seit 35 Jahren kursierenden Behauptungen, das staatliche „Zentrum Mikroelektronik Dresden“ (ZMD) habe die Baupläne und Belichtungsmasken nur durch die Stasi aus dem Westen klauen lassen und dann einen Siemens-Megabit-Chip schlicht abgekupfert.

Ötzi hatte schon zu Lebzeiten Glatze. Foto: Südtiroler Archäologiemuseum/ EURAC/ Marco Samadelli-Gregor Staschitz

Eva: Ötzi hatte Glatze und war dunkel

Neue Gen-Analyse: Gletschermann stammte von anatolischen Bauern ab Leipzig, 16. August 2023. Planck-Forscher aus Leipzig haben zusammen mit dem italienischen Forschungszentrum „Eurac Research“ das Erbgut der über 5200 Jahre alten Gletscher-Mumie „Ötzi“ endlich einmal genauer untersucht. Ihr Befund: Ötzi war ein Provinzbauer mit Glatze und dunkler Hautfarbe. Zudem habe er zu Übergewicht und Diabetes geneigt. Das geht aus Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (Eva) hervor.

Immer mehr Deutsche digitalisieren ihre Papierunterlagen. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Wirtschaftsarchiv zieht von Leipzig nach Borna

Ministerium will die Unterlagen aus sächsischer Geschichte dadurch mehr Menschen zugänglich machen Leipzig/Borna, 28. Juli 2023. Das sächsische Wirtschaftsministerium will das „Sächsische Wirtschaftsarchiv“ mehr Menschen zugänglich machen und dafür von Leipzig nach Borna umsiedeln. Das hat das Ministerium heute angekündigt und dafür 150.000 Euro Umzugsbeihilfe versprochen.