Wurden Massenvergewaltigungen durch Rote Armee wirklich zentral angeordnet?
Nachwuchs-Historikerin: Taten wurden eher dezentral geplant – und hatten viele Ursachen Dresden/Leipzig, 19. April 2015. Die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen durch Soldaten der Roten Armee gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kann man nicht beziehungsweise nicht allein auf entsprechende Propaganda oder Aufrufe von staatlicher sowjetischer Seite zurückführen, sondern sie hatten viele Motive und „begünstigende“ Faktoren. Dabei spielten zum Beispiel Racheimpulse, die plötzliche Verfügbarkeit von großen Mengen an Alkohol für die Soldaten, kompensierte Minderwertigkeits-Komplexe, „Trophäen“-Denkmuster, Vergeltungsdenken für die kurz zuvor eingenommenen KZs eine Rolle, aber auch – so bizarr das klingen mag – das Ende des Hungers für viele sowjetische Soldaten, was wiederum zu höheren Hormonspiegeln bei vielen sorgte. Diese Befunde haben Forscher und Zeitzeugen heute bei einer Diskussionsveranstaltung im Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung (HAIT) in Dresden herausgearbeitet.