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Solarkrise: Leybold Optics schließt Standort Dresden

Nicht mehr genug gefragt: Beschichtungsanlagen für die Photovoltaik. Abb.: Leybold Optics

Nicht mehr genug gefragt: Beschichtungsanlagen für die Photovoltaik. Abb.: Leybold Optics

90 Mitarbeiter verlieren in Dresden und Alzenau ihre Jobs

Dresden, 22. November 2013: Die Solarkrise fordert ein weiteres Opfer in Dresden: Der Schweizer Anlagenhersteller „Bühler“ schließt den Dresdner Standort seiner Tochtergesellschaft „Leybold Optics“. Wie das Unternehmen mitteilte, sei der zunächst geplante Verkauf der Photovoltaik-Aktivitäten an einen chinesischen Investor gescheitert. Daher müssen nun alle 80 Mitarbeiter der Fertigungsstätte in Dresden sowie zehn Mitarbeiter bei Leybold Optics Alzenau gehen.

Muttergesellschaft Bühler: Photovoltaik-Markt am Boden

„Der Photovoltaik-Markt liegt im Moment am Boden, es kommen keine Aufträge mehr“, begründete Bühler-Sprecherin Corina Atzli im schweizerischen Uzwil auf Oiger-Anfrage die Entscheidung. Das Unternehmen plane, die Schließung der Sparte im Laufe des ersten Quartals 2014 abzuwickeln. Leybold Optics wird sich damit ganz aus Dresden zurückziehen. Wie genau der Personalabbau vonstattengehe, werde derzeit noch verhandelt. Daher wollte sich die Sprecherin nicht festlegen, ob den Dresdner Mitarbeitern schlicht gekündigt wird, oder ihnen beispielsweise andere Stellen im Unternehmensverbund angeboten werden.

Traditionsreiches Unternehmen

Leybold Optics ist ein traditionsreiches Unternehmen: 1851 gründeten die Erfinder Ernst Leybold und Wilhelm Carl Heraeus zunächst unabhängig voneinander auf Vakuumbeschichtung spezialisierte Firmen, die 1967 fusionierten. Seit 2012 gehört Leybold Optics zu Bühler. Der in Alzenau ansässige Betrieb spezialisierte sich vor allem auf Anlagen für dünne Funktionsbeschichtungen für Gläser, wie sie zum Beispiel in der Kamera-Industrie, Architektur, im Automobilbau und eben auch in einem Spezialzweig der Solarindustrie – der Dünnschicht-Photovoltaik – benötigt werden.

Dünnschicht-Euphorie verhallt

Letztere galt gerade im Sachsen der Nachwendezeit als Hoffnungsträger, versprach diese Technik doch, den Silziumverbrauch der Solarbranche deutlich zu senken. Darauf spezialisierten sich mehrere Firmen in Sachsen, zum Beispiel Sunfilm Großröhrsdorf, Signet Solar Mochau und Von Ardenne Anlagentechnik. Unter anderem deshalb siedelte sich in Dresden auch Leybold Optics an. Dünnschicht-Solarzellen konnten sich aus Effizienzgründen jedoch nie recht am Markt durchsetzen, hinzu kam die generelle Krise der deutschen Solarindustrie, der relativ früh auch Sunfilm und Solar Mochau zum Opfer fielen, aber auch Solarwatt, AE Photonics und andere Dresdner PV-Firmen in Bedrängnis brachten.

Leybold Optics hat insgesamt 550 Mitarbeiter und erwirtschaftete im vergangenen Jahr umgerechnet 158 Millionen Euro. Ein ungenannter chinesischer Investor wollte eigentlich in diesem Jahr die Solarsparte übernehmen und zum Komplettanbieter ganzer Photovoltaik-Kraftwerke ausbauen, hat sich dies angesichts der Branchenkrise aber nun anders überlegt.

Die Muttergesellschaft, die „Bühler Group“, beschäftigt weltweit rund 10 000 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von zuletzt umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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